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Nach oben geht's: Peter Stöger ist mit dem 1. FC Köln in seiner ersten Saison in die Bundesliga aufgestiegen
Nach oben geht's: Peter Stöger ist mit dem 1. FC Köln in seiner ersten Saison in die Bundesliga aufgestiegen

Kölns Aufstöger: Mit Facebook und Feingefühl

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Köln - In Deutschland war Peter Stöger ein Nobody, als er vor einem Jahr beim 1. FC Köln anheuerte. Nun ist er nach dem 3:1-Erfolg des FC gegen den VfL Bochum neben Ewald Lienen, Friedhelm Funkel, Huub Stevens und Christoph Daum der fünfte Trainer, der den dreimaligen Deutschen Meister zurück in die Bundesliga führte (XL-Galerie: Alle Meister der 2. Bundesliga). Er schaffte dies auf seine ganz eigene Art.

Aalen statt Madrid

Vor einem Jahr stand Peter Stöger vor einer schwierigen Entscheidung. Der gebürtige Wiener war gerade mit seinem Heimatverein Austria Wien überraschend Meister in Österreich geworden und hätte mit dem Club nach einer erfolgreichen Qualifikation in der Champions League spielen können. Einen gültigen Vertrag bei der Austria besaß er noch. Doch dann flatterte ihm ein Angebot des 1. FC Köln ins Haus, das ihn sehr reizte. So sehr, dass er durch finanzielle Einbußen tatkräftig mithalf, dass sich die beiden Vereine einigten und er die Reise an den Rhein antreten konnte.

Zuvor hatte sich Stöger bei bereits in Köln tätigen Landsleuten umgehört, bei Toni Polster, Hans Krankl und Stefan Maierhofer. "Der Club ist das Eine - aber die Stadt ist cool", fasste er deren Rat in einem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" zusammen. Der 48-Jährige ging das Wagnis ein und bereute es nicht. (XL-Galerie: Aufstieg Alaaf!)

Statt Champions League mit Wien also 2. Bundesliga mit Köln. Statt Atletico Madrid und FC Porto hießen die Gegner nun VfR Aalen, SV Sandhausen oder Erzgebirge Aue. Aber statt vor 10.000 Zuschauern dem Liga-Alltag in Österreich nachzugehen, fand sich Peter Stöger nun im Fußballtempel RheinEnergieStadion wieder, in dem regelmäßig mindestens vier Mal so viele Besucher ihren FC anfeuerten.

Stöger: "Die Aufgabe reizt mich"

Diese Begeisterung und diese ganz anderen Dimensionen in Deutschland lockten Peter Stöger ungemein. "Aus der Außensicht, in Österreich, gilt der FC nicht als Zweitligist, sondern als großer Club", sagte der Coach vor der Saison im Gespräch mit bundesliga.de. "Für mich war sofort klar, dass ich die Chance nutzen will, hier zu arbeiten. Das Umfeld, die Fans, die Strukturen - das ist alles bundesligatauglich. Den sportlichen Bereich auch wieder auf dieses Niveau zu heben, ist eine Aufgabe, die mich total reizt."

Stöger meisterte den Job mit Bravour und einer gewissen Lässigkeit. Er formte eine Mannschaft, die sich durch einen außergewöhnlichen Zusammenhalt auszeichnet. Das taktische Grundgerüst steht und wird auch anders als unter seinem Vorgänger Holger Stanislawski, der das Team mit zahllosen personellen und taktischen Rochaden überforderte, kaum verändert. Die starke Defensive mit erst 16 Gegentoren ist die Trumpfkarte, vorne trifft das Sturmduo Patrick Helmes und Anthony Ujah (zusammen 18 Tore) solide (alle Ergebnisse des FC).

Der Trainer hat ein Gespür für seine Spieler, er verteilt Streicheleinheiten wie etwa nach einem Spiel in Bielefeld an seinen Youngster Yannick Gerhardt, bei dem er sich dafür entschuldigte, dass es ein Fehler gewesen sei, auf ihn verzichtet zu haben. Einen Kevin McKenna, der monatelang ohne Spielpraxis war, schenkte er quasi ein Abschiedsspiel sechs Runden vor Schluss.

Interviews in der Sauna

Solche Gesten kommen bei der Mannschaft gut an. "Der Trainer ist die Hauptperson. Er muss den Laden zusammenhalten und auch die unzufriedenen Spieler bei Laune halten. Es ist schon beeindruckend, wie er das mit seiner Art hinkriegt", lobt Innenverteidiger Dominic Maroh seinen Vorgesetzten. "Ich hatte schon ein paar Trainer. Aber er macht das in einer so ruhigen Art. Das imponiert mir sehr."

Das Verhältnis zur Mannschaft ist intakt. Und Peter Stöger nahm auch die Medien ebenso mit ins Boot, wie er sich auf die speziellen Kölner Begebenheiten einließ. Stöger gab Boulevardblättern Interviews in der Sauna, er ging verkleidet zur Karnevalssitzung, lief mit den Roten Funken im Rosenmontagszug mit und hielt die inzwischen über 58.000 Follower auf seiner Facebook-Seite immer mit persönlichen Kolumnen aktuell auf dem Laufenden.

Bis zuletzt mahnte der Österreicher, dass der Aufstieg noch nicht perfekt und im Fußball alles möglich sei. Das muss er nun nicht mehr. "Der FC war für mich im letzten Sommer schon ein gefühlter Erstligist. Und nach einem Jahr ist er wieder ein echter Erstliga-Club. Das macht mich stolz", sagte Stöger nach dem finalen Erfolg gegen Bochum (Nachbericht: Mission erfüllt). Seine Entscheidung, vor gut zehn Monaten "etwas sehr Wertvolles zuhause zurückzulassen, um etwas Neues zu versuchen", war richtig. Die Kölner Fans haben ihn dafür ausgiebig gefeiert.

Aus Köln berichtet Tobias Gonscherowski