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Peter Neururer fordert von seiner Mannschaft in der neuen Saison vor allem zuhause erfolgreichen und auch attraktiven Fußball (© Imago)
Peter Neururer fordert von seiner Mannschaft in der neuen Saison vor allem zuhause erfolgreichen und auch attraktiven Fußball (© Imago)

Neururer: "Wir reden von einem Übergangsjahr"

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Bochum - Gedanken an den Bundesliga-Aufstieg sind beim VfL Bochum nicht gefragt, aber vom Kampf um den Klassenerhalt will der Verein in der neuen Saison auch verschont bleiben.

Trainer Peter Neururer ruft im Interview mit bundesliga.de ein Übergangsjahr aus. Vor allem vor heimischem Publikum soll der VfL wieder attraktiver und erfolgreicher spielen. Ein Gespräch über den Schlüssel zum Erfolg, taktische Möglichkeiten und einen prominenten Neuzugang.

bundesliga.de: Herr Neururer, vor einem Jahr herrschte nach dem geglückten Klassenerhalt in Bochum eine große Euphorie und Aufbruchstimmung, die im Laufe der Saison aber schnell verpuffte. Gilt es jetzt vor allem, diese Euphorie wieder zu wecken?

Peter Neururer: Die Aufbruchstimmung im letzten Jahr resultierte aus einer gewissen Angst. Die Angst vor dem Abstieg und dem Ruin des Vereins, die zusammengeschweißt hat. Die Mannschaft hat dann alles getan, was in ihren Möglichkeiten stand, das zu nutzen. Aber das hat am Ende nicht ausgereicht, die anfängliche Euphorie zu untermauern. Die Mannschaft hat bis zum letzten Spieltag alles versucht und alles gegeben, was in ihr steckt. Mehr war eben nicht drin. Einen Weltmeister Christoph Kramer kann kein Zweitligist ersetzen. Und einen Spieler mit der Qualität von Leon Goretzka auch nicht. Unsere Aufgabe ist es nun, das mitzunehmen und umzusetzen, was wir aus der letzten Saison gelernt haben.

bundesliga.de: Welche Schlüsse kann man denn aus der letzten Spielzeit ziehen?

Neururer: Wir haben gelernt, dass die Mannschaft in der letzten Saison trotz weniger Möglichkeiten im Offensivbereich auswärts gut gespielt hat, sogar im Sinne einer Spitzenmannschaft. Aber was wir zuhause abgeliefert haben, war einfach viel zu wenig. Zu wenig für einen VfL Bochum, aber auch zu wenig für einen ganz normalen Zweitligisten. Daraus resultierte unser 15. Tabellenplatz. Wir haben zwar mehr Punkte geholt als ein Jahr zuvor, aber die Art und Weise war nicht unserem Publikum entsprechend.

bundesliga.de: Sie meinen, die Fans haben etwas Besseres verdient?

Neururer: Wie die Mannschaft generell von den Fans unterstützt wurde, war wirklich hervorragend. Aber jetzt sind wir gefragt. Wir müssen jetzt vor allem sehen, dass wir zuhause wieder erfolgreich sind. Der Schlüssel dazu sind die Alternativen, die wir in dieser Spielzeit im Offensivbereich haben. In der letzten Saison hatten wir nur zwei Stürmer im Kader, dazu Sven Kreyer, der eigentlich mit unserer Regionalliga-Mannschaft um den Klassenerhalt gekämpft hat. Jetzt haben wir offensiv viele Variationsmöglichkeiten, das ist wirklich klasse! Dafür ist im Defensivbereich - mit Ausnahme der Torwartposition - die Personaldecke etwas dünner.

bundesliga.de: Stammtorhüter und Kapitän Andreas Luthe war in der Vorbereitung verletzt, aber das scheint Ihnen keine großen Sorgen zu machen?

Neururer: Wir haben glücklicherweise mit Michael Esser einen zweiten Torhüter, der problemlos bei anderen Zweitligisten als erster Torwart auflaufen könnte, möglicherweise sogar in der Bundesliga. Da sind wir wirklich gut aufgestellt. Daher mache ich mir mit Blick auf den Saisonstart in dieser Hinsicht überhaupt keine Sorgen.

bundesliga.de: Eine Schlüsselfigur im Defensivverbund ist Jan Simunek aus Kaiserslautern, der Marcel Maltritz als Abwehrchef und Führungsspieler ersetzen soll. Haben Sie Bedenken?

Neururer: Nein, überhaupt nicht. Das gleiche gilt für Patrick Fabian. Beide bilden ohne Zweifel eines der besten Innenverteidiger-Duos der 2. Bundesliga. Aber was kommt dahinter, wenn sich einer dieser Spieler verletzt? Punktuell kann man mal etwas kompensieren. Aber bei einem langfristigen Ausfall wird es schwieriger.

bundesliga.de: Immerhin hat der VfL jetzt auch gelernte Außenverteidiger im Kader...

Neururer: Das stimmt, obwohl wir im Vorjahr mit Slawo Freier zwar keinen gelernten, aber einen sehr guten Außenverteidiger in unseren Reihen hatten. Auf diesen Positionen haben wir uns gut verstärkt, mit Stefano Celozzi, der auf beiden Seiten spielen kann, und Timo Perthel, der auf links ebenfalls eine Verstärkung ist (Bochums Transferbörse).

bundesliga.de: In den Testspielen hat der VfL zumeist in einer 4-4-2-Formation agiert. Passt dieses System am besten zur Mannschaft?

Neururer: Wir wollen dieses 4-4-2-System variabel verstehen. Wenn wir unsere Stärken einbringen, kann es auch ein 4-2-4 werden, indem Tasaka und Terrazzino als Flügelstürmer bzw. als hängende Spitzen auch sehr offensiv werden. Wir könnten bei Bedarf und je nach Situation aber auch in einer 4-3-3-Formation auflaufen. Das offensive Personal bietet uns da gute und variable Möglichkeiten. Sogar in der Sturmspitze haben wir Alternativen.

bundesliga.de: Apropos Sturmspitze: Mit Stanislav Sestak dürfen Sie sich nicht nur über einen Heimkehrer, sondern auch über einen sehr prominenten Neuzugang freuen.

Neururer: Bei "Stani" sieht man in jedem Training und von seinen ganzen Persönlichkeitsmerkmalen her, dass er ein absoluter Führungsspieler ist. Er hat in den letzten vier Jahren noch einmal dazu gewonnen. Und das betrifft Schnelligkeit und Torgefahr, vor allem aber auch Persönlichkeit, Ausstrahlung, Reife und Führungsqualität. Er ist wirklich ein toller Kerl. Und es ist egal, wie viele Tore er letztlich für den VfL machen wird. Ich messe ihn nicht an seinen Toren. Da wollen wir auch gar keinen Druck aufbauen, obwohl Stani auch damit sicher problemlos klar kommen würde.

bundesliga.de: Die entscheidende Frage bleibt: Was ist mit dieser runderneuerten Mannschaft in der neuen Saison drin für den VfL Bochum?

Neururer: Wir haben eine Mannschaft, mit der wir attraktiven Fußball spielen können, bis zu einem bestimmten Punkt auch erfolgreichen Fußball. Allerdings, wie erwähnt, ist die Personaldecke nicht so fest gewoben wie bei anderen Vereinen. Meine große Hoffnung ist es, mit dieser Mannschaft ein Gerüst aufzubauen und im nächsten Sommer nicht wieder so eine große Fluktuation zu haben. Nur wer kontinuierlich mit einem gewissen Personalstamm arbeiten kann, hat die Chance oben anzugreifen. Das zeigten in der jüngeren Vergangenheit die Beispiele aus Fürth, Braunschweig und Paderborn.

bundesliga.de: Von Ihnen stammt die Aussage, man müsse Ziele auch ruhig mal zu hoch formulieren. Wischiwaschi sei nichts, was die Menschen im Ruhrpott gerne hören wollen.

Neururer: "Hoch formulieren" im Sinne des Verkaufens - das haben wir im vergangenen Jahr gemacht. Aber dafür haben wir auch alle ordentlich auf die Birne bekommen. Das können und werden wir im Sinne der Glaubwürdigkeit jetzt nicht machen. Wir wollen dieses Mal wirklich mit dem Kampf um den Klassenerhalt nichts zu tun haben. Und wir wollen, wie schon gesagt, eine Mannschaft aufbauen, mit der wir höhere Ziele anpeilen können. Aber in dieser Saison reden wir von einem Übergangsjahr. Und von nichts anderem (Saisonvorschau).

bundesliga.de: Wer zählt dieses Mal für Sie zum Favoritenkreis für den Aufstieg?

Neururer: Die Absteiger aus der Bundesliga, Nürnberg und Braunschweig. Dazu Kaiserslautern und St. Pauli, auch 1860 München, Fortuna Düsseldorf und Union Berlin. Ich sehe sieben, acht Mannschaften, die in Frage kommen. Und dann hoffe ich, dass möglichst unmittelbar danach wir kommen. Vielleicht wird es ja am Ende ein einstelliger Tabellenplatz.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte

Die Vorschau-Interviews der anderen Zweitligisten:

1. FC Nürnberg | Eintracht Braunschweig | Greuther Fürth | 1. FC Kaiserslautern | Karlsruher SC | Fortuna Düsseldorf | TSV 1860 München | FC St. Pauli | 1. FC Union Berlin | VfR Aalen | FC Ingolstadt | SV Sandhausen | Erzgebirge Aue | FSV Frankfurt | VfL Bochum | RB Leipzig | 1. FC Heidenheim | SV Darmstadt 98