Peter Neururer trainierte zwölf Vereine der Bundesliga und der 2. Bundesliga - © © imago / Eibner
Peter Neururer trainierte zwölf Vereine der Bundesliga und der 2. Bundesliga - © © imago / Eibner

Neururer: "Ich ziehe meinen Hut vor Bernd Hollerbach"

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Köln - Peter Neururer kennt sich in der 2. Bundesliga bestens aus. Das ist kein Geheimnis. Deshalb bat ihn bundesliga.de vor dem Saisonstart um seine Einschätzungen. Nur bei einer Prognose irrte sich der erfahrene Coach damals. Nach Ende der Hinrunde konfrontierte bundesliga.de den früheren Trainer von u.a. Schalke 04, des 1. FC Köln, des VfL Bochum, von Hannover 96 oder von Fortuna Düsseldorf mit seinen Aussagen vom Sommer. Heraus kam ein launisches Interview.

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bundesliga.de: Herr Neururer, zum Saisonstart der 2. Bundesliga haben wir bereits im Juli ein ausführliches Interview mit Ihnen geführt und Sie um Ihre Prognosen gebeten. Kompliment, fast alle Ihre Einschätzungen haben sich bewahrheitet, nur einmal lagen Sie kräftig daneben.

Peter Neururer: Ich kann mich noch daran erinnern. Ich habe prophezeit, dass Eintracht Braunschweig oben mitspielen wird und die beiden Absteiger Hannover 96 und VfB Stuttgart auch. Ich habe auch erwartet, dass Union Berlin oben anklopfen wird, genauso wie der FC St. Pauli. Da lag ich total daneben.

bundesliga.de: Warum?

Neururer: In St. Pauli gab es eine eigenartige Entwicklung. So etwas passiert ja in jeder Saison. Eine Mannschaft, die man oben erwartet, rutscht unten rein. Und umgekehrt spielt ein Team oben mit, das man nicht auf der Rechnung hatte. Diese Rollen spielen in dieser Saison der FC St. Pauli und der 1. FC Heidenheim. St. Pauli habe ich beim ersten Spiel in Stuttgart gesehen, wo sie einen super Auftritt hingelegt haben. Sie waren die klar bessere Mannschaft und haben äußerst unglücklich verloren. Dann kam die nächste Niederlage und die Mannschaft plötzlich in einen Sog. Sie hatte geglaubt: Wir sind besser, uns kann nichts passieren. Dann kommen Verletzungsprobleme dazu, und schon man steckt im Keller drin. Ich gehe bedingt dadurch, dass Ewald Lienen solche Situationen kennt, davon aus, dass er diese Situation genauso meistern wird, wie er es bei einer ähnlichen bei St. Pauli vor zwei Jahren schon getan hat.

bundesliga.de: Wer hat Sie positiv überrascht?

Neururer: Ich ziehe meinen Hut vor Bernd Hollerbach. Was er bei den Würzburger Kickers mit dem Aufsteiger erreicht hat, ist sensationell, absolute Klasse. Zu nennen ist auch wie gesagt Heidenheim, die ich bis zum Ende der Saison im oberen Drittel erwarte. Dafür spricht der Trainer, das Umfeld und eine Mannschaft, die gewachsen ist und sinnvoll verstärkt wurde.

"Der Abstiegskamf wird noch sehr spannend"

bundesliga.de: Sie haben im Sommer in unserem Interview gesagt, dass wenn es Stuttgart und Hannover gelingt, die 2. Bundesliga und ihren anderen Fußball anzunehmen, sie auch eine gute Rolle spielen werden. Haben die beiden Vereine das aus Ihrer Sicht getan?

Neururer: Davon gehe ich aus. Bis auf die beiden Spiele gegen die Aufsteiger Dynamo Dresden und Würzburg haben die Stuttgarter eine tolle Saison gespielt. Sie spielen in der 2. Bundesliga den Fußball, den man spielen muss, um erfolgreich zu sein. Hannover 96 ist ein bisschen instabil, aber den Weg, den sie bei 96 eingeschlagen haben, ist genau richtig. Mit instabil meine ich nicht die Anzahl der Punkte, sondern die Art und Weise wie sie gespielt haben. Sie haben einige Punkte liegen lassen.

bundesliga.de: Stuttgart hatte einen schweren Start inlusive Trainerwechsel, hat dann aber zurück in die Spur gefunden.

Neururer: Der Kollege Hannes Wolf macht seine Sache großartig, vor allem, was seine Außendarstellung angeht. Wenn am Ende der Aufstieg herausspringt, haben alle Protagonisten alles richtig gemacht.

bundesliga.de: Sie haben im Sommer auch betont, dass für einen Bundesliga-Absteiger ein Neuanfang in der 2. Bundesliga keine Chance sei. Nur ein Verein wie Eintracht Braunschweig habe der Auf- und Abstieg nicht geschadet. Die Eintracht war Ihr Geheimfavorit. Jetzt wurden die Niedersachsen Herbstmeister: Was macht die Eintracht besonders gut?

Neururer: Sie sind absolut schmerzfrei. Egal, was passiert, in Braunschweig stehen sie zu ihrem Trainer. Sie haben einen hervorragenden Sportdirektor. Die Mannschaft ist gewachsen, sie weiß, in welche Richtung es geht. Dazu gehört ein Umfeld, das auch mehr oder weniger schmerzfrei ist. In Braunschweig hat man schon eine ganze Menge inklusive Amateurfußball mitgemacht. Da passt alles. Ich lege mich fest: Die Eintracht wird bis zum Ende oben mitspielen.

- © gettyimages / Thomas Starke