Es läuft wie am Schnürchen: Scharfschütze Alban Meha (r.) und Co. sind aktuell nicht zu bezwingen. Platz 3 - Paderborn ist auf Aufstiegskurs! (© Imago)
Es läuft wie am Schnürchen: Scharfschütze Alban Meha (r.) und Co. sind aktuell nicht zu bezwingen. Platz 3 - Paderborn ist auf Aufstiegskurs! (© Imago)

Paderborn im Höhenflug: Ein Deja-Vu mit besserem Ende?

xwhatsappmailcopy-link

München - Köln, Fürth, Kaiserslautern. Diese drei Schwergewichte der 2. Bundesliga gehören für gewöhnlich zum Favoritenkreis um den Aufstieg. Der SC Paderborn war so etwas wie ein Geheimkandidat, wurde aber spätestens nach der schlechten Hinrunde von der Liste gestrichen. Jetzt sind die Ostwestfalen jedoch wieder voll im Rennen - wie vor zwei Jahren.

Schlecht gestartet - eindrucksvoll überholt

Da hatte der SCP schon mal einen Fuß in der deutschen Eliteklasse. Lange mischten die Paderborner um den Aufstieg mit, beendeten die Saison auf Platz 5 - nur einen Zähler hinter dem späteren Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. "Wir sind besser als vor zwei Jahren", preschte Präsident Wilfried Finke gegenüber der "BILD" vor. Paderborns Boss, seit 1997 im Amt, sehnt sich nach der Bundesliga. Argumente hat der SC in den letzten Wochen eindrucksvoll geliefert.

"Pader" feierte sechs Siege in den letzten sieben Spielen, ist am längsten von allem Zweitligateams ungeschlagen. Darunter gewann das Team von Coach Andre Breitenreiter gegen Topteams wie dem 1. FC Köln oder Kaiserslautern - auswärts wohl gemerkt. Die Ausbeute: 39 Punkte und Platz 3 (zur Tabelle). Zu Saisonbeginn hätte man in der Universitätsstadt an das Wort "Aufstieg" noch nicht mal gedacht.

Es stockte gewaltig. Nach neun Spielrunden lag Paderborn auf Rang 16 und schied zudem in der zweiten Pokalrunde gegen Drittligist Saarbrücken aus. Unruhe kam aber nicht auf. Im Gegenteil. Das ausgegebene Ziel war nicht der Aufstieg, sondern der Klassenerhalt - immer noch. "Unser Saisonziel bleibt, die 40-Punkte-Marke zu erreichen, und das haben wir noch nicht", so der Coach.

Breitenreiter tritt die Euphoriebremse. Der Übungsleiter überzeugt in seiner ersten Saison als Profitrainer mit Kompetenz und Ausdauer. Nicht ohne Grund verlängerte der Verein den Vertrag des 37-Jährigen vorzeitig. Kurios: Auch vor zwei Jahren sorgte ein relativ unerfahrener Coach für ähnliche Furore. Der damals 44-Jährige Roger Schmidt, heute beim FC Red Bull Salzburg tätig, führte den SC fast in die erste Liga. Schmidt konnte sein Glück kurz vor Toresschluss selbst kaum fassen: "Es ist schon eine unglaubliche Situation, die sich die Mannschaft erarbeitet hat." Ein Team, das damals in der Kaderbreite seine Schwächen hatte.

Interne Konkurrenz belebt das Geschäft

"Wir haben eine deutlich größere Tiefe im Kader", stellt Manager Michael Born fest. Mahir Saglik, Paderborns Toptorschütze (Torjäger der 2. Liga), war zuletzt nicht immer erste Wahl. Daniel Brückner, jahrelange Stütze der Mannschaft, durfte in der Rückrunde überhaupt noch nicht ran.

Breitenreiter scheut sich nicht, Führungsspieler außen vor zu lassen. Aus gutem Grund. Die interne Konkurrenz ist hoch und spornt an. Nicht nur Jungspunde wie Marvin Bakalorz oder Elias Kachunga überzeugen. Auch Routiniers wie Jens Wemmer oder Alban Meha liefern. Letzter spielt die Saison seines Lebens, ist ein gefürchteter Mann am ruhenden Ball. In 15 Spiele netzte der Albaner neun Mal ein. Davon verwandelte der Mittelfeldspieler fünf Freistöße direkt (zuletzt beim 4:1 gegen den VfL Bochum) - auch ein Eckballtor war schon dabei. 

Zudem profitieren die Schwarz-Blauen ein bisschen von Schwarz-Gelb. Mario Vrancic schoss vor zwei Jahren die U23 von Borussia Dortmund mit 14 Treffern in die 3. Liga, gehört auch beim SC zu den Top-Scorern. Abwehrrecke Uwe Hünemeier hat ebenfalls BVB-Vergangenheit, lernte im Pott Zweikampfstärke und Durchhaltvermögen. Der Innenverteidiger verpasste bisher keine einzige Minute und entschied 65 Prozent seiner direkten Duelle für sich.

Mit Bodenständigkeit ins Fußballoberhaus

Es passt beim SC. Team und Trainer haben sich gefunden. Aber wo führt die Reise noch hin? Endstation Bundesliga? Trotz der Euphorie bleibt man in Ostwestfalen realistisch, auch mit Blick auf die finanziellen Möglichkeiten. "Fürth oder Braunschweig waren bei ihrem Aufstieg schon einen Schritt weiter als wir. Mit unserem Etat ist noch nie jemand aufgestiegen", sagte Born.

Aber auch der geradlinige Ostwestfale weiß: Irgendwann ist immer das erste Mal - vielleicht sogar schon in diesem Jahr.   

Yannik Schmidt