Marius Ebbers (r.) kann es nicht fassen: Der FC St. Pauli steht nach dem 2. Spieltag mit nur zwei Punkten da
Marius Ebbers (r.) kann es nicht fassen: Der FC St. Pauli steht nach dem 2. Spieltag mit nur zwei Punkten da

"Noch ist nichts passiert"

xwhatsappmailcopy-link

Hamburg - Nur 0:0 zum Saisonauftakt bei den Erzgebirge Aue, deren Blick eher nach unten gen Abstiegskampf gerichtet. Der FC St. Pauli will aber oben angreifen. Andererseits ist es ein Punkt mehr gegen den Angstgegner als in der Vorsaison, als die Sachsen in beiden Aufeinandertreffen mit den Hamburgern einen Rückstand zum Sieg drehten.

"Im Training mach ich zehn von zehn"

Im ersten Heimspiel vor 18.309 Zuschauer auf der Baustelle Millerntorstadion beim 1:1 gegen den FC Ingolstadt gab es erneut nur einen Punkt. Denn "natürlich wollten wir gewinnen", so Torschütze Florian Mohr. "Aber wenn man zurückliegt, muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein." Entsprechend groß die Ratlosigkeit beim FC St. Pauli auf die Frage nach der Bewertung des Saisonauftakts.



"Das war einfach zu wenig. Wir haben zu viele Chancen liegen lassen", analysierte Kapitän Fabian Boll. Und der in der 82. Minute eingewechselte Daniel Ginczek ärgerte sich maßlos über seine zwei vergebenen Großchancen. "Im Training mach ich zehn von zehn von solchen Dingern rein", sagte die Leihgabe von Meister und Pokalsieger Borussia Dortmund selbstkritisch.

Die mangelnde Chancenverwertung kritisierte folgerichtig Andre Schubert. "Wir haben uns in Aue und jetzt zu Hause zwölf, 13 gute Möglichkeiten herausgespielt - da ist ein Tor nach einer Standardsituation keine gute Quote", rechnete der Trainer vor.

Kritik auch an Abwehr und Mittelfeld



Aber nicht nur im Angriff zu sieht der 41-Jährige noch viel Luft nach oben. "Beim Gegentor waren wir zu passiv", kritisierte der Ex-Paderborner die Defensivarbeit, und auch das Mittelfeld musste sich Kritik gefallen lassen. "Wir müssen aus dem Mittelfeld heraus deutlich mehr Torgefahr entwickeln. Nicht nur unsere Stürmer dürfen Tore schießen. Wir brauchen mehr Zug zum Tor, die Jungs dürfen nicht immer nach Spielern suchen, die noch besser platziert sind", sagt Schubert.

Viel zu tun also in allen Mannschaftsteilen der Braun-Weißen. Doch solle man nicht den Fehler begehen, alles schlecht zu reden. "Auf unserer Leistung nach dem Ausgleich können wir aufbauen. Wie wir aufgestanden sind, das macht Hoffnung", sagt Mohr. "Auf dieser Leistung müssen wir aufbauen", hatte auch Grinczek eine starke Schlussphase der "Kiezkicker" gesehen. "Aber richtig ist: Wir brauchen mal ein Erfolgserlebnis für unser Selbstvertrauen."

Offenburg kein Selbstgänger



Da könnte man meinen, dass die Unterbrechung durch den DFB-Pokal gerade Recht käme. Selbstvertrauen tanken beim Fünftligisten Offenburger FV? Weit gefehlt. "Das wird ein ganz schweres Spiel", ist sich Markus Thorandt sicher. "Die werden alles geben, um eine Sensation zu schaffen."

"Wo wir stehen, weiß ich auch nicht", schließt sich der Innenverteidiger seinen Kollegen an, will aber "keine Panik" verbreiten. "Noch hat kein Team sechs Punkte", weist der 31-Jährige darauf hin, dass keine Mannschaft mit zwei Siegen in die Saison starten konnte. (Eintracht Braunschweig hat einen Tag später den zweiten Saisonsieg gefeiert; die Red.) "Noch ist gar nichts passiert."

Einen gewissen Druck will Thorandt aber nicht in Abrede stellen. Denn "natürlich müssen wir endlich mal einen "Dreier" einfahren. Am besten schon am kommenden Spieltag." Da müssen die Hamburger zu Energie Cottbus. Im Vorjahr gab es einen klaren 4:1-Erfolg in der Lausitz. Sollte kein Sieg im Stadion der Freundschaft gelingen, würde an der Elbe wohl auch nach dem dritten Spieltag der Saison weiterhin Ratlosigkeit herrschen.

Jürgen Blöhs