Endlich: Hansa Rostock hat den ersten Saisonsieg in der Tasche. Matthias Holst (M.) erzielte dabei das 2:0
Endlich: Hansa Rostock hat den ersten Saisonsieg in der Tasche. Matthias Holst (M.) erzielte dabei das 2:0

Neues System bringt ersten "Dreier"

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Rostock - Erstmals nach knapp anderthalb Jahren fuhr der FC Hansa Rostock wieder einen Dreier in der 2. Bundesliga ein. Gegen weitgehend harmlose Münchner "Löwen" hat das Team von der Ostsee die drei Punkte "nach Hause gekämpft", lobte Hansa-Coach Peter Vollmann seine Truppe nach dem 2:0-Sieg.

Nach zuvor elf sieglosen Pflichtspielen war der Sieg gegen 1860 München "extrem wichtig", wie Torschütze Matthias Holst im Anschluss erleichtert konstatierte. Erstmals seit dem 7. Spieltag verließ die Hansa-"Kogge" damit wieder die letzten drei Ränge der Tabelle und steht jetzt auf Platz 15.

Rostock mit Glück und Effektivität

Fast schon ironisch war dabei, dass Rostock nach einer halben Stunde gut und gerne schon mit 0:2 hätte hinten liegen können. Doch vor allem Gäste-Kapitän Benjamin Lauth hatte im Abschluss wenig Fortune. FCH-Trainer Vollmann sah es als ausgleichende Gerechtigkeit.

"Diese Saison ist es uns schon oft passiert, dass wir Chancen nicht genutzt und dann die Spiele verloren haben", sagte der Coach. Die "Löwen" zeigten fortan immer weniger Biss, während der Aufsteiger nicht locker ließ.

Beide Tore durch Defensivleute

Ausgerechnet zwei Defensivspieler zeigten sich dabei effektiv. "Sechser" Dominic Peitz sorgte mit seinem ersten Treffer im Hansa-Trikot für die 1:0-Pausenführung. Der quirlige Mohammed Lartey zirkelte eine Ecke direkt auf den Kopf von Peitz.

Der 1,96m-Mann prallte dabei mit Gästekeeper Gabor Kiraly zusammen und musste mit einem eingeklemmten Nerv im Oberarm kurz danach ausgewechselt werden. "Wenn die Standards gut kommen, haben wir genügend Spieler mit Qualität in der Luft", freute sich der vom FC Augsburg ausgeliehene Mittelfeldmann dennoch.

Denn auch der zweite Rostocker Treffer fiel nach dem gleichen Muster. Diesmal brachte Lartey eine Freistoßflanke in den Strafraum, die Holst zum 2:0-Endstand verwertete. Der Innenverteidiger war nach Abpfiff überglücklich. Schließlich erzielte der 29-Jährige vor den Augen seiner gesamten Familie sein erstes Tor in der 2. Bundesliga: "Ich war ein Jahr verletzt. Da hat man außer meinem Bart nicht viel von mir gesehen", erläuterte der Abwehrmann.

Überragender Pannewitz

Doch nicht nur die beiden Torschützen und der doppelte Vorlagengeber Lartey verdienten sich gute Noten: So hielt der deutsche U20-Nationaltorhüter Kevin Müller hielt seine "Kogge" mit mehreren guten Paraden im Spiel. Michael Blum zeigte bei seinem Saisondebüt Flexibilität - er begann im Mittelfeld und rückte ab der 54. Minute auf die Linksverteidigerposition, als der dort beheimatete FCH-Kapitän Sebastian Pelzer mit einem Pferdekuss ausgewechselt werden musste.

Bester Mann auf dem Platz aber war wohl Kevin Pannewitz. Zwei Tage vor seinem 20. Geburtstag zeigte der Youngster, der aufgrund mehrerer disziplinarischer Vergehen außerhalb des Platzes vor wenigen Wochen noch auf der Kippe stand, eine überragende Leistung. Als Schaltzentrale zwischen Defensive und Offensive bewies das Rostocker Eigengewächs in seinem 25. Zweitligaspiel viel Übersicht und ließ bei Kopfbällen und Fernschüssen mehrfach selbst Torgefahr aufblitzen.

Zweifellos ist das Mittelfeldzentrum die beste Position für den gebürtigen Berliner, der zuletzt mehrfach in der Innenverteidigung aushelfen musste. Bleibt aus Hansa-Sicht zu hoffen, dass der Rechtsfuß in Zukunft in der Spur bleibt.

Vollmann stellt auf 4-3-3 um

Nicht zuletzt hatte auch Peter Vollmann diesmal alles richtig gemacht. Vor allem die Systemumstellung des Rostocker Übungsleiters erwies sich als Volltreffer: Bereits im 3:0-Testspielsieg gegen den dänischen Erstligisten FC Midtjylland während der Länderspielpause hatte der 53-Jährige erfolgreich eine 4-3-3-Formation getestet.

"Es hat gegen 1860 in der ersten Halbzeit noch nicht so gut funktioniert, weil die vordere Reihe nicht so effektiv handelte", gab sich der Hansa-Coach durchaus kritisch.

Mit neuem Selbstvertrauen nach Düsseldorf

"Aber grundsätzlich kommt es uns entgegen, wenn wir mit drei Leuten auf die gegnerische Abwehr zulaufen können." Lohn der Übung: Erstmals in dieser Saison erzielten die Ostseestädter mehr als ein Tor.

Schon am kommenden Freitag geht es zum Spitzenteam Fortuna Düsseldorf. Doch Peitz ist optimistisch: "Dort können wir jetzt mit einer größeren Überzeugung hinfahren. Ich wüsste keinen Grund, warum wir dort nicht punkten sollten."

Aus Rostock berichtet André Anchuelo