Löwen-Neuzugang Martin Angha hat wegen der Einladung zur Schweizer U21 erst zwei Trainingseinheiten absolviert (© TSV 1860 München)
Löwen-Neuzugang Martin Angha hat wegen der Einladung zur Schweizer U21 erst zwei Trainingseinheiten absolviert (© TSV 1860 München)

Martin Angha: Konzentriert und unverkrampft

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München - Martin Angha vom TSV 1860 München ist keiner, der Klischees bedient. Mit seinen 20 Jahren hat er schon einiges erlebt und erreicht. Trotzdem wirkt er bescheiden. Was er sagt, klingt eloquent, aber keinesfalls aufgesetzt. Fragen nach seinem Privatleben meistert er souverän. Vielleicht liegt es ja auch an seiner Herkunft. Die Mutter ist Schweizerin, sein Vater stammt aus dem Kongo.

Londoner Schule

Geboren und aufgewachsen ist Martin Angha in Zürich. Dort kreuzte er auch erstmals den Weg von Löwen-Cheftrainer Ricardo Moniz. Acht oder neun Jahre war er jung, kickte im Nachwuchs der Grasshopper Zürich. Der Niederländer arbeitete als Techniktrainer mit den Talenten des GCZ: "Er wollte, dass wir kreativ sind, einfach Fußball spielen", erinnert sich Angha. Das hat den Knirps schon damals beeindruckt. "Genau das Gleiche hat er jetzt wieder gesagt. Er hat sich nicht verändert."

Dazwischen lagen zwölf Jahre. Angha wechselte kurz nach der Begegnun in die Fußballakademie des Stadtrivalen FC Zürich. Dort spielte er bis 2009. Bei einem Jugendturnier in der Schweiz fiel er den Scouts des FC Arsenal auf. Die Londoner luden ihn 14-jährig zu einem Probetraining ein und holten ihn nach Erreichen des Mindestalters von 16 Jahren auf die Insel. In der Fußballakademie von Arsenal entwickelte sich der Schweizer nicht nur fußballerisch weiter, sondern schaffte dort auch seinen College-Abschluss.

Für die Londoner spielte er vorwiegend mit der U21 in der Premier Reserve League. Als 18-Jähriger debütierte er dann unter Arsène Wenger am 26. September 2012 im League Cup gegen Coventry City in der ersten Mannschaft. Noch im gleichen Jahr, am 4. Dezember 2012, feierte er seine Premiere in der Champions League gegen Olympiakos Piräus. In der Premier League kam Martin Angha aber nicht zum Einsatz. Deshalb nahm er 2013 das Angebot des 1. FC Nürnberg an. "Bei Arsenal pendelte ich zwischen der 1. und 2. Mannschaft. Beim Club hatte ich die Möglichkeit, Bundesliga zu spielen", begründete der Verteidiger seinen Wechsel vor einem Jahr.

"Abstieg war nicht einfach"

Bei den Franken kam Angha zu 14 Bundesligaspielen, davon 13 in der Rückrunde. "Der Abstieg war für einen jungen Spieler wie mich nicht einfach", gibt der Schweizer freimütig zu. Wieso er in dieser Saison nicht mehr erste Wahl beim Club war, "konnte mir keiner richtig erklären". Als dann das Angebot von den Löwen kam, musste er nicht lange überlegen. "1860 ist ein Verein mit Perspektive. Die Leute hier waren von mir überzeugt, wollten mich unbedingt herholen." Zudem spielte sein Berater Mathieu Beda selbst für die Löwen. Obwohl es für den Franzosen am Ende in München nicht leicht war, konnte er seinem jungen Schützling den Klub nur empfehlen. "Er hat gesagt, dass Sechzig ein geiler Verein ist. Zudem bietet er die Möglichkeit, in einer schönen Stadt Fußball zu spielen."

Seine Freundin Melana begleitete ihn nach München. Und einer der ersten Termine, der abseits des Platzes auf dem Programm stand, ist die Wiesn-Einkleidung von Meindl. Für den weitgereisten Schweizer eine neue Erfahrung. "Ich muss mal schauen, ob ich mich damit anfreunden kann", sagte er mit einem Schmunzeln.

Viel von Mertesacker gelernt

Sein absoluter Fokus liegt auf dem runden Leder. Und obwohl Martin Angha seine ersten Schritte im Profifußball in England tat, hat er eine enge Beziehung zu Deutschland. Bei Arsenal waren seine Ansprechpartner Lukas Podolski und Per Mertesacker sowie der junge Serge Gnabry. Der Schwabe hat, ähnlich wie Angha, eine deutsche Mutter und einen ivorischen Vater. "Er ist mein bester Freund, mit ihm telefoniere ich täglich", sagte er über den ein halbes Jahr jüngeren Deutschen, der nach wie vor in England spielt. Von Verteidiger Mertesacker habe er viel gelernt. "Er ist ein guter Typ."

Seine volle Konzentration gilt jetzt den Löwen und dem Spiel beim FC St. Pauli. Wegen der Berufung in die U21-Nationalmannschaft der Schweiz konnte der 20-Jährige bis Mittwoch erst zwei Trainingseinheiten mit seinen neuen Kollegen absolvieren. "Noch kenne ich nicht alle Namen", gibt er ehrlich zu. Trotzdem brennt er auf seinen ersten Einsatz für die Löwen. "Natürlich will ich jedes Spiel spielen - auch gegen St. Pauli. Letztlich entscheidet aber der Trainer. Ich bin konzentriert, aber nicht übermotiviert. Wenn man zu ehrgeizig ist, dann verkrampft man."