Hansa Rostock ist in den fünf Spielen unter Andreas Zachhuber ungeschlagen
Hansa Rostock ist in den fünf Spielen unter Andreas Zachhuber ungeschlagen

"Man muss die Ohren frei haben"

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Als Andreas Zachhuber das Ruder bei Hansa Rostock übernahm, hatte der Traditionsclub bereits starke Schlagseite erlitten. Doch das Hansa-Urgestein führte die "Kogge" zurück in ruhigere Gewässer. In allen fünf Spielen unter Zachhuber ist Rostock ungeschlagen. Zuletzt gab es drei Siege in Serie.

Entsprechend selbstbewusst präsentiert sich der Hansa-Trainer im Gespräch mit bundesliga.de. Zachhuber spricht über den positiven Aufwärtstrend und die Gründe für den lang ersehnten Erfolg. Vor allem die Kommunikation untereinander war ihm wichtig.

Weiterhin hebt der neue alte Trainer der Rostocker die vorbildliche Nachwuchsarbeit bei den Hansestädtern hervor und untermauert, dass er vom Klassenerhalt absolut überzeugt ist. Gern würde er auch nach Erreichen dieses Ziels am Ruder stehen.

bundesliga.de: Herr Zachhuber, das 3:1 gegen RWO war bereits der dritte Hansa-Sieg in Folge. Welche positiven Dinge haben Sie seit Ihrer Ankunft gesehen und woran muss Hansa noch arbeiten?

Andreas Zachhuber: Wie die Mannschaft den Kampf um Punkte und das Ziel Klassenerhalt angenommen hat, wurde von Spiel zu Spiel immer deutlicher. Zuletzt gegen Oberhausen hat mir vor allem die zweite Halbzeit imponiert, wie die Mannschaft die Zweikämpfe angenommen hat, den Gegner unter Druck gesetzt hat und auf das 3:1 gespielt hat. Wir haben den Gegner in der zweiten Hälfte wirklich souverän beherrscht. Das war der nächste Schritt in die richtige Richtung. Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen wirklich viele positive Ansätze gezeigt.

bundesliga.de: Auffällig war vor allem die Leistung der Defensive in den vergangenen Wochen - trotz des Ausfalls von Gledson. Hansa hat in den fünf Spielen unter Ihnen erst drei Gegentore kassiert. Können Sie diesen Aufwärtstrend bestätigen?

Zachhuber: Wenn man in fünf Spielen nur drei Gegentore bekommt, dann ist das sehr positiv. Gerade darauf haben wir einen der Schwerpunkte unserer Arbeit gelegt. Gerade im Abstiegskampf muss man in der Defensive als gesamte Mannschaft gut stehen. Das hat die Mannschaft bislang sehr gut gemacht. Die beiden Innenverteidiger Orestes und Kai Bülow haben sehr gute Spiele gemacht. Orestes hat in Fürth überragend gespielt und Bülow war jetzt gegen Oberhausen überragend. Auch unser Torhüter Jörg Hahnel hat in diesen Spielen einen sehr guten Eindruck hinterlassen.

bundesliga.de: Hansa ist in den fünf Spielen, die Sie nun dort tätig sind, noch ungeschlagen. Kampf und Wille konnte man der Mannschaft schon vor Ihrer Ankunft nicht abstreiten. Was haben Sie getan, um Rostock wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen?

Zachhuber: Ich habe immer gesagt, dass wir daran glauben müssen, das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Es war wichtig, dass wir als Mannschaft auf und neben dem Platz enger zusammenrücken, dass wir uns gegenseitig mehr helfen und mehr miteinander sprechen müssen. Da ich gehört hatte, dass die Spieler oft mit ihren I-Pods unterwegs waren, habe ich diese Dinger gleich abgeschafft. Ich will die auf dem Trainingsgelände oder im Bus nicht mehr sehen. Wenn man kommunizieren soll, dann muss man die Ohren frei haben. Das hat die Mannschaft verstanden. Jetzt wird viel miteinander gesprochen. Das sind gute Voraussetzungen, um das Ziel zu erreichen.

bundesliga.de: Enrico Kern hat nach monatelanger Durststrecke wieder getroffen - nun bereits zwei Mal in den vergangenen drei Partien. Wie wichtig sind er und seine Tore für Hansa?

Zachhuber: Ob er die Tore schießt, ist egal. Wichtig ist, dass die Mannschaft drei Punkte einfährt. Enrico Kern ist vor kurzem Vater geworden und kann nun wieder befreiter aufspielen. Und wenn er dann zusätzlich zu seinen guten Leistungen als Stürmer auch noch Tore schießt, dann freut mich das natürlich.

bundesliga.de: Am Montag sind Gledson und Regis Dorn nach Verletzungspause wieder ins Training eingestiegen. Wie entscheidend ist die Rückkehr dieser beiden "alten Hasen" in der Saisonendphase?

Zachhuber: Gerade in dieser Phase brauchen wir jeden Spieler. Wir haben ja auch wieder zwei Spieler, die wir aktuell ersetzen müssen. Sebastian Svärd hat gegen Oberhausen seine fünfte Gelbe Karte bekommen und wird uns gegen Osnabrück fehlen. Und der von der A-Jugend hoch gekommene Stefan Gusche hat sich Spiel der zweiten Mannschaft gegen Kiel einen Jochbeinbruch zugezogen. Da freuen wir uns natürlich über jeden Spieler, der wieder ins Training einsteigt.

bundesliga.de: Aber auch der Nachwuchs steht in Rostock hoch im Kurs. Mario Fillinger und Kevin Schindler sind zwei der jungen Talente, die in den vergangenen Wochen besonders aufgefallen sind. Gehen die jungen Spieler mit der Drucksituation anders um als die älteren?

Zachhuber: Nein überhaupt nicht. Auch die jungen Spieler wissen, worum es geht und sie sind mit vollem Einsatz bei der Sache. Neben den beiden ist auch Kevin Schöneberg hervorzuheben. Der macht richtig gute Spiele auf der rechten Seite und hat sich unglaublich entwickelt. Hier in Rostock konnten sich junge Spieler schon immer sehr gut entwickeln. Schon in der Vergangenheit haben wir viele junge Spieler zu Nationalspielern geformt. Ich denke da unter anderem an Oliver Neuville, Rene Schneider und Marko Rehmer. Hansa ist ein Verein, der sowohl im Nachwuchs als auch in der ersten Mannschaft sehr, sehr gut ausbildet. Bei uns bekommen junge Spieler immer die Chance zu spielen, um so eventuell einmal den Schritt zu einem Verein zu machen, der auch international Fußball spielt. Etwas besseres kann jungen Spielern gar nicht passieren, als bei Hansa Rostock spielen zu dürfen.

bundesliga.de: Erstmals seit dem 18. Spieltag steht Hansa nicht auf einem der Abstiegs- beziehungsweise auf dem Relegationsplatz. Spüren Sie, dass diese Tatsache bei Ihren Spielern eine gewisse Last von den Schultern nimmt und ihnen zusätzliches Selbstvertrauen gibt?

Zachhuber: Selbstvertrauen gibt diese Tatsache natürlich. Aber ich habe den Jungs auch klar gesagt, dass wir noch gar nichts erreicht haben. Wir sind auf einem guten Weg und müssen noch mindestens drei Spiele gewinnen, um am Ende die Klasse halten zu können.

bundesliga.de: Sie gehören bei Hansa ja schon sozusagen zum Inventar. War die Rückkehr nach Rostock eine Herzensangelegenheit für Sie?

Zachhuber: Ich bin seit 1975 im Verein. Ich habe in allen Nachwuchsmannschaften gespielt, in der ersten Mannschaft gespielt und das gleiche auch als Trainer durchlebt. Ich habe alle Mannschaften von der F- bis zur A-Jugend trainiert, bin Co-Trainer und Cheftrainer gewesen. Der Verein war in einer sehr schwierigen Situation und der gesamte Aufsichtsrat und Vorstand haben mich gebeten, in dieser Situation nochmal zu helfen. Diesem Wunsch habe ich entsprochen. Ich freue mich natürlich, dass wir jetzt auf einem guten Weg sind.

bundesliga.de: Aber über diese Saison hinaus haben Sie noch nicht nachgedacht?

Zachhuber: Wir werden sehen. Ich habe ja gesagt, dass wir diese Saison erst einmal zu Ende spielen wollen. Ich bin zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass wir die Klasse halten werden. Dann werden wir uns am Saisonende zusammensetzen und ich habe bereits ein klares Bekenntnis abgegeben, dass ich gerne auch weiterhin für Hansa Rostock arbeiten würde.

bundesliga.de: Der nächste Gegner lautet VfL Osnabrück. Hansa liegt zwei Zähler vor dem VfL. Ist dieses direkte Duell ein Schlüsselspiel in Hinsicht auf die verbleibenden Wochen?

Zachhuber: Nein. Es ist eines von den sechs wichtigen Spielen, die noch vor uns liegen. Wir müssen uns auf eine emotionale, kampfbetonte Partie in Osnabrück einstellen. Der VfL ist extrem heimstark. Aber wir sind guter Dinge. Wir sind gut vorbereitet und haben vor dieser Partie zehn Trainingseinheiten eingesetzt. Wir freuen uns ganz einfach auf dieses Spiel.

bundesliga.de: Osnabrück hat in den vergangenen vier Partien nur ein Tor erzielt. Dabei ist der VfL für sein offensivfreudiges Spiel bekannt - vor allem daheim. Wie muss sich Hansa präsentieren, um dort erfolgreich zu sein?

Zachhuber: Wir müssen gut in die Zweikämpfe kommen und dürfen uns nicht verrückt machen lassen. Wir müssen uns einzig auf unser Spiel konzentrieren. Wenn wir das tun, bin ich davon überzeugt, dass wir auch in Osnabrück etwas reißen können.

Das Gespräch führte Sebastian Stolz