Aleksandar Ignjovski ist zunächst für zwei Jahre von OFK Belgrad ausgeliehen
Aleksandar Ignjovski ist zunächst für zwei Jahre von OFK Belgrad ausgeliehen

"Löwe" mit künstlerischer Ader

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Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Petar "Radi" Radenkovic von OFK Belgrad über Wormatia Worms zum TSV 1860 München kam. Der Torwart erarbeitete sich bei den "Löwen" Kultstatus. Nun wechselte Aleksandar Ignjovski, ebenfalls vom Omladinski Fudbalski Klub (deutsch: Jugend-Fußballclub), zu den "Blau-Weißen". Ist dem 18-Jährigen eine ähnliche Karriere beschienen?

Das Talent des Mittelfeldspielers, der zentral vor der Abwehr spielen kann, aber auch auf der Seite, ist unbestritten. Sein stärkerer Fuß ist der Rechte, wie er erzählte.

Prominente Mitstreiter

Dass er es aber auch mit Links kann, hat er in einem U19-Länderspiel gegen England bewiesen. Mit seinem vermeintlich schwächeren Fuß traf er aus 13 Metern genau in den Winkel. "Eigentlich bin ich beidfüßig", sagt Aleksandar, den seine Freunde nur "Ace" rufen.

Die "Löwen" waren nicht die Einzigen, die auf das Talent des Youngsters aufmerksam wurden. Prominente Mitkonkurrenten buhlten um die Gunst des Teenagers. Dass der Zweitligist den Vorzug vor Vereinen wie 1899 Hoffenheim und Hertha BSC erhielt, ist größtenteils Sportdirektor Miki Stevic zu verdanken.

Vor knapp zwei Jahren fiel ihm Ignjovski erstmals in Serbiens U17 gegen die Slowakei auf. Danach verfolgte er den fußballerischen Werdegang des Mittelfeldspielers. Um ihn nach München zu lotsen, bearbeitete Stevic den Vater des jungen Fußballers. "Ich habe immer mit ihm gesprochen, ihn versucht, auf die emotionale Ebene zu ziehen. Das hat auch geklappt."

Ausbildung als Juwelier

Der Berater des Spielers war dabei lange außen vor. "Er war darüber etwas enttäuscht", erzählte Schlitzohr Stevic, "aber auch er hat eingesehen: In diesem Alter muss ein Spieler immer spielen, um sich zu entwickeln."

Persönlich nahm Stevic erst in den letzten Zügen der Verhandlungen mit dem Spieler Kontakt auf. Der war zwar noch nie zuvor in München gewesen, doch seine Schwester Jovana hatte bei einem Deutschland-Besuch auch die Allianz Arena gesehen und ihm von diesem Stadion und der Stadt vorgeschwärmt, ihm Fotos gezeigt.

"Ich mag München vom Architektonischen her" erzählt Ignjovski. Denn der 18-Jährige besitzt nicht nur auf dem Fußballfeld eine künstlerische Ader. Neben der Architektur interessiert er sich für Malerei, zeichnet selbst. In diese Richtung läuft auch seine Ausbildung als Juwelier. Noch ein Lehrjahr liegt vor ihm. "Ich will die Ausbildung unbedingt zu Ende bringen und hoffe, die Prüfung dann in Belgrad mitmachen zu können."

"Ich will mich hier weiterentwickeln"

Für "Ace" war es immer ein Traum, "in Deutschland zu spielen", sagt er. "Sechzig" kennt er schon einige Jahre. "Ich wusste, dass es ein Verein mit viel Tradition ist und dass er großartige Fans hat. Ich will mich hier weiterentwickeln. Meine Ziele lassen sich gut mit denen des Vereins vereinbaren."

Letztlich ging alles ganz schnell. Nach einer Woche Trainingslager mit OFK Belgrad machten die beiden Clubs am Dienstag Nägel mit Köpfen. Am Mittwochmorgen um 3 Uhr klingelte der Wecker des Youngsters. Kurz nach 5 Uhr startete das Flugzeug nach München. Dort folgte sofort die sportmedizinische Untersuchung und ein Laktattest. Dann wurde er als Neuzugang vorgestellt, um anschließend noch einen Neun-Kilometer-Lauf zu absolvieren.

Seiner Freundin, die wie seine Schwester Jovana heißt, ging das alles viel zu schnell. Als sie von seinem Wechsel hörte, weinte die 17-Jährige, mit der er seit zweieinhalb Jahren zusammen ist. "Ich weiß nicht, ob es ihre Eltern erlauben, dass sie nach München nachkommt. Sie geht in Belgrad noch in die Schule, besucht das Gymnasium", erklärt Ignjovski mit Bedauern. Aber die Karriere als Fußballer hat jetzt erstmal Vorfahrt.

Möglichst schnell Deutsch lernen

Zunächst lebt Aleksandar im Hotel, doch schnell soll eine eigene Wohnung gefunden werden. Sein Landsmann Antonio Rukavina kann ihm das Einleben in der neuen Umgebung erleichtern. Aber keineswegs werden die beiden Mannschaftskollegen im Trainingslager und vor Spielen ein Zimmer teilen.

"Das wäre keine gute Idee. Er soll möglichst schnell Deutsch lernen. Das wird ihm auch gelingen, denn er ist ein Schlauer", so Stevic über seinen Landsmann. Ignjovski selbst unterstreicht die Aussage mit dem ersten Satz in Deutsch: "Ich bin Aleksandar", sagt er verschmitzt und hat die Lacher auf seiner Seite. Diese Art von Humor kommt in München an. Radi und Stevic, zwei große Löwen-Spieler, lassen grüßen...