Sebastian Schuppan gehört zu den Stützen der Dynamo-Abwehr und bestritt in dieser Saison 30 Spiele
Sebastian Schuppan gehört zu den Stützen der Dynamo-Abwehr und bestritt in dieser Saison 30 Spiele

"Kurios, dass unten mehr gepunktet wird als oben"

xwhatsappmailcopy-link

München - Zwei Spieltage vor Schluss liegt Dynamo Dresden auf dem Relegationsplatz: Der Druck ist enorm hoch. In Dresden kennen sie dieses Gefühl schon seit Wochen. Drei der letzten fünf Spiele gewann Dynamo. Vor dem wichtigen vorletzten Spiel beim VfR Aalen sprach Verteidiger Sebastian Schuppan mit bundesliga.de über die Chancen der Sachsen auf die Rettung und das Match in Aalen.

bundesliga.de: Herr Schuppan, Dynamo Dresden hat in den vergangenen Wochen fleißig gepunktet und zehn Punkte aus den letzten fünf Spielen geholt. Wie bewerten Sie die Leistungen in den letzten Spielen?

Sebastian Schuppan: Wir spielen schon die ganze Rückrunde stabil, auch wenn wir zwischendurch einmal drei Spiele in Folge verloren haben. Aber auch in den drei Spielen haben wir keine großen Schwächen gezeigt, sondern waren vielleicht einfach nur etwas zu blauäugig. Wir hätten auch alle drei Spiele gewinnen können. Aber solche Phasen gibt es. Dafür haben wir jetzt eine gute Phase. Wir sind dicht dran und wollen jetzt auch den letzten Schritt gehen.

bundesliga.de: Wie frustrierend ist es , trotz dieser Aufholjagd in der Tabelle zu stagnieren?

Schuppan: Es ist natürlich nicht so schön, so viele Punkten zu holen, und trotzdem nicht richtig vorwärts zu kommen. Aber die anderen Vereine haben ihre Hausaufgaben ebenfalls gemacht. Es ist schon kurios, dass die unteren Mannschaften zuletzt mehr gepunktet haben als die oben. Das Rennen um Platz 3 ist im Vergleich zum Abstiegskampf fast ein Schneckenrennen. Wir haben jetzt schon 34 Punkte und damit mehr als Karlsruhe im letzten Jahr nach 34 Spieltagen. Man sieht, dass die Liga in diesem Jahr noch ausgeglichener ist. Das macht die Aufgabe nicht einfacher. Aber wir haben uns jetzt so herangekämpft und jedes Spiel mit einem Riesendruck gespielt. Das kann sogar ein Vorteil sein, weil wir in jedem Spiel mit dem Rücken zur Wand gestanden und das bisher ordentlich gemacht haben. Das werden wir in den letzten beiden Spielen auch noch schaffen und dann hoffentlich über dem Strich stehen.

bundesliga.de: Was sind die Gründe für den Aufschwung aus Ihrer Sicht? War es der Trainerwechsel von Ralf Loose zu Peter Pacult im Winter?

Schuppan: Dass wir die Qualität haben, um die Klasse zu halten, wussten wir schon vor der Saison, auch wenn es mit dem alten Trainer nicht so gut gelaufen ist. Aber ein neuer Trainer bringt immer auch neuen Schwung rein und macht ein paar Sachen anders. Vielleicht haben wir das in dem Moment gerade gebraucht. Danach hatten wir wieder taktisch eine größere Disziplin. Wir haben deutlich weniger Gegentore bekommen. Wir glauben jetzt wieder mehr an uns. Die Erfolgserlebnisse beflügeln einen. Wir sehen, dass es klappt.

bundesliga.de: Gerade an der wiedergewonnenen Heimstärke lässt sich das nach drei Heimsiegen in Folge ablesen.

Schuppan: Genau. Zuhause haben wir in der Rückrunde nur ein Spiel verloren. Das ist der Grundstein für die Serie, die wir gestartet haben. Auswärts müssen wir uns noch deutlich verbessern. Wir holen zwar oft Unentschieden, aber mit denen kommt man nicht so weit. Wir müssen auswärts mal wieder einen Dreier landen. Wenn uns das am Sonntag in Aalen gelingt, sieht es gut aus.

bundesliga.de: Was hat Peter Pacult verändert?

Schuppan: Wir hatten vorher viel Ballbesitz gehabt, aber dann vergessen, mehr nach vorne zu spielen. Peter Pacult hat uns eingeimpft, dass wir nach vorne spielen müssen. Das liegt unserem Spiel auch. Wir sind keine Mannschaft, die nur hintendrin steht und die Bälle nach vorne haut. Wir wollen alle Fußball spielen und haben auch die Qualität dafür. Das musste wieder herausgekitzelt werden. Dass dann auch nicht jedes Spiel gewonnen wird, ist auch klar. Der Trend zeigt dennoch durchaus nach oben. Aber wir müssen auch nicht drumherum reden: Um am Ende sicher über dem Strich zu stehen, brauchen wir noch zwei Siege.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie das Restprogramm der abstiegsbedrohten Teams? Der Hauptkonkurrent Aue spielt noch gegen Ingolstadt und in Sandhausen, Dresden in Aalen und gegen Regensburg.

Schuppan: Das Gute für uns ist, dass Ingolstadt noch nicht durch ist und sich in Aue keine Niederlage leisten kann. Wir müssen aber in erster Linie unsere Hausaufgaben machen und dann gucken, wie die anderen gespielt haben. Gegen Aalen wird es schwer genug, weil sie befreit aufspielen können. Das wird für uns ein hartes Stück Arbeit. In der Hinrunde haben wir gegen die letzten beiden Gegner jeweils 0:0 gespielt. Wir wissen, wie wir die Spiele gewinnen können. Am Ende entscheidet die Tagesform.

bundesliga.de: Warum packt Dynamo den Klassenerhalt?

Schuppan: Weil wir eine gefestigte Gemeinschaft geworden sind und mit viel Rückenwind aus der Rückrunde kommen. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht noch die Punkte holen sollten, die wir noch brauchen.

bundesliga.de: Wenn es nicht reicht, geht es in die Relegation gegen den Drittligisten, der sich seit der Wiedereinführung der Relegation vor vier Jahren bislang immer durchgesetzt hat.

Schuppan: Im Moment müssen wir uns vergegenwärtigen, dass wir selbst nur gewinnen können. Wir haben den Relegationsplatz sicher und alles noch in der eigenen Hand. Es ist klar, dass keiner die Relegation gerne spielen will. Aber wenn es nicht anders geht, müssen wir es am Ende auch über die Relegation schaffen. Wir wissen, dass das schwierig ist, weil die Mannschaft, die von unten kommt, fast doppelt so viele Punkte wie man selbst geholt hat und entsprechend viel Selbstvertrauen besitzt. Aber in diesem Jahr könnte es etwas anders sein als die Jahre zuvor. Dieses Jahr hat der 16. der 2. Bundesliga mehr Punkte als früher und dürfte selbst auch einiges stärker sein. Warum sollte sich nicht auch einmal der Zweitligist durchsetzen?

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski