Für den Karlsruher SC ist das Kapitel 2. Bundesliga vorerst beendet - nach dem 2:2 im Relegations-Rückspiel saß der Schock bei Spielern und Verantwortlichen tief, während...
Für den Karlsruher SC ist das Kapitel 2. Bundesliga vorerst beendet - nach dem 2:2 im Relegations-Rückspiel saß der Schock bei Spielern und Verantwortlichen tief, während...

KSC plant radikalen Umbruch

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Karlsruhe - Sportdirektor Oliver Kreuzer rang nach Worten: "So etwas habe ich noch nie erlebt." Gerade eben war der Karlsruher SC nach einem 2:2 im Relegations-Rückspiel gegen den SSV Jahn Regensburg aus der 2. Bundesliga abgestiegen. "Qualitativ", ergänzte wenig später Trainer Markus Kauczinski, "waren wir dem Drittligisten in beiden Spielen nicht überlegen". Allerdings, so der 42-Jährige, habe man "den Klassenerhalt nicht heute verpasst, sondern wir haben Gelegenheiten über das ganze Jahr gehabt".

"Viele Tränen in der Kabine"

Vor den Augen von Edgar "Euro Eddy" Schmitt, der 1993 vier Tore zum legendären 7:0-Sieg über den FC Valencia beigesteuert hatte, begannen die Badener abwartend, wohlwissend, dass nach dem 1:1 im Hinspiel ein torloses Remis oder ein knapper Sieg zum Klassenerhalt reichen würde.

Und dann führten plötzlich die Gäste: Eine Flanke von Selcuk Alibaz faustete Keeper Dirk Orlishausen vor die Füße von Oliver Hein, der einfach abzog. Das 1:0 für die Oberpfälzer (28.) war der 33. Gegentreffer, den man in dieser Spielzeit nach Standards kassiert hatte. Und obwohl Klemen Lavric (32.) und Elias Charalambous (56.) das Spiel vorübergehend drehten, folgte im gleichen Spiel auch noch der 34. Gegentreffer nach ruhendem Ball.



Nach einem Alibaz-Eckstoß traf Andre Laurito per Kopf zum 2:2 (66.). Kauczinski, der mit 13 Zählern in sieben Spielen eine mehr als ordentliche Bilanz vorzuweisen hat, ist es gelungen, sowohl das Abwehrverhalten als auch das Umschalten nach der Balleroberung deutlich zu verbessern. Doch um die schlimmen Fehler bei Standardsituationen zu verbessern, fehlte auch ihm die Zeit.

Letztlich, so der Trainer in einem informellen Pressegespräch am Dienstag, sei auch das "eine Frage der individuellen Qualität". Dennoch wollte der gebürtige Gelsenkirchener nicht den Stab über eine Mannschaft brechen, mit der er in den vergangenen sieben Wochen "gut zusammengearbeitet" habe. "Das sind keine abgezockten Profis. Es gab gestern und heute viele Tränen in der Kabine."

Verein vor Neuanfang



Bereits in der Saison 2000/2001 war der KSC für ein Jahr drittklassig. Und wie damals peilt der Traditionsverein "den sofortigen Wiederaufstieg" an, wie Präsident Ingo Wellenreuther am Dienstag ankündigte. Mit einem Lizenzspieleretat von etwa vier Millionen Euro und der (erneuten) finanziellen Hilfe von Vize-Präsident Günter Pilarsky soll der Spagat gelingen, eine Mischung aus jungen, entwicklungsfähigen Talenten und gestandenen Profis zu einer schlagkräftigen Mannschaft zusammenzufügen.

Kauczinski scheint dafür der richtige Mann zu sein. Derzeit hat bis auf vier Spieler aber hat kein Profi ein gültiges Arbeitspapier für die 3. Liga. Symbolisch dafür sah man bereits am Dienstagmorgen Spieler wie Lavric, die den Inhalt ihrer Spinde in blauen Müllsacken zum Auto trugen. Es steht also ein radikaler Schnitt ins Haus - wieder einmal.

Aus Karlsruhe berichtet Christoph Ruf