Markus Kauczinski ist seit 27. März 2012 Cheftrainer beim Karlsruher SC und schafft mit den Badenern den direkten Wiederaufstieg
Markus Kauczinski ist seit 27. März 2012 Cheftrainer beim Karlsruher SC und schafft mit den Badenern den direkten Wiederaufstieg

Karlsruher SC revidiert Betriebsunfall

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Karlsruhe - Für überschäumendes Temperament ist Markus Kauczinski eigentlich nicht bekannt. Doch der erste Aufstieg seines Lebens ließ auch bei dem Trainer des Karlsruher SC, der mit dem 1:1 (0:1) gegen Hansa Rostock im heimischen Wildparkstadion am Samstag den noch notwendigen Punkt zur direkten Rückkehr in die 2. Bundesliga gesichert hatte, alle Dämme brechen.

"Wir waren praktisch tot"

Der Fußballlehrer sprintete los Richtung Ingo Wellenreuther und verpasste dem vergeblich fliehenden KSC-Präsidenten eine Sektdusche. Von Regen und Alkohol durchtränkt gab Kauczinski später zu: "Es war alles sehr emotional und ein großer Moment. Was wir geschafft haben, war keine Selbstverständlichkeit." Den Betriebsunfall schnellstens zu revidieren nämlich.



Nach dem 2:2 im Relegationsrückspiel gegen Jahn Regensburg und dem damit besiegelten Abstieg in die Dritte Liga war der Frust bei Verantwortlichen und Fans groß. "Am 14. Mai des letzten Jahres waren wir praktisch tot", erinnerte Wellenreuther am Samstag an die schwärzesten Stunden des KSC und lobte sich dann auch ein bisschen selbst für die erfolgreich mitinitiierte Trotzreaktion: "Am ersten Tag waren wir total depressiv, aber am zweiten haben wir die Mission Wiederaufstieg gestartet. Sonst wären hier die Lichter ausgegangen."

Mit finanzieller Hilfe des Vizepräsidenten Günther Pilarsky vollzog der klamme KSC einen buchstäblich einmaligen pekuniären Parforceritt. "Der Aufstieg war lebenswichtig. Jetzt haben wir wieder eine Zukunft", sagte Wellenreuther erleichtert und gab zu, dass er sich in Liga drei einen "nochmaligen Kraftakt" nicht hätte vorstellen können. Der KSC war zum Aufstieg verdammt, aber der Erfolg war kein Selbstläufer.

Mit beeindruckender Siegesserie auf Platz 1



An den holprigen Saisonstart des Topfavoriten erinnerte Rostocks Trainer Marc Fascher, der seine Glückwünsche zum Wiederaufstieg verband mit dem Lob an die KSC-Verantwortlichen, die Ruhe bewahrt und an die Mannschaft inklusive Trainergespann geglaubt zu haben. Nach zehn Spieltagen lagen die Karlsruher noch auf Rang 14, doch dann setzten sie zur Aufholjagd an. 20 Spiele ohne Niederlage hievten sie auf Tabellenplatz 1, den sie durch einen Sieg am Samstag beim SV Wehen-Wiesbaden zu festigen trachten. "Jetzt will ich als Meister aufsteigen", formulierte Sportdirektor Oliver Kreuzer seine finalen Ambitionen.

Der Manager ist schon vor dem letzten Spieltag gefordert. Kreuzer wird die Gespräche mit potenziellen Neuzugängen intensivieren. Denn Verstärkung tut not, um die Klasse zu halten, weiß der Ex-Profi. Fünf bis sechs Spieler für alle Mannschaftsteile will Kreuzer verpflichten und damit die Lücke kompensieren, die vor allem Hakan Calhanoglu hinterlassen wird. Der KSC hatte den 19 Jahre alten Edeltechniker und dank seiner Freistoßqualitäten mit 17 Treffern erfolgreichsten KSC-Schützen zum Hamburger SV ziehen lassen müssen, der ihn den Badenern auf Leihbasis bis Saisonende zur Verfügung stellte. "Hakan ist ein herausragender Spieler, den man nicht eins zu eins ersetzen kann. Da ist das Kollektiv gefordert", sagte Kreuzer.

Aus Karlsruhe berichtet Reinhard Sogl