Karim Haggui spielt seit dem Sommer für Fortuna und ist Mannschaftskapitän
Karim Haggui spielt seit dem Sommer für Fortuna und ist Mannschaftskapitän

Haggui: "Es geht nur um den Klassenerhalt "

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Köln - Vor der Saison gab es bei Fortuna Düsseldorf einen großen Umbruch. Mit einer neuformierten Mannschaft und einem neuen Trainer wollten die Rheinländer den Blick nach oben richten. Stattdessen rutschte der Traditionsclub in den Tabellenkeller. Immerhin gelang kurz vor der Winterpause der Sprung auf Platz 15, der zum Klassenerhalt reichen würde. Im Interview mit bundesliga.de spricht Fortuna-Kapitän Karim Haggui über die Entwicklung in Düsseldorf und den neuen Coach Marco Kurz.

"Es gab im Kader einen Umbruch"

bundesliga.de: Karim Haggui, mit welchen Gefühlen sind Sie vor ein paar Tagen zum ersten Training im neuen Jahr gekommen? Was erhoffen Sie sich von 2016?

Karim Haggui: Das Jahr 2016 kann für Fortuna eigentlich nur besser werden als 2015. Ich habe zwar nur das zweite Halbjahr mitbekommen, nachdem ich im Sommer nach Düsseldorf gewechselt bin. Aber wir hatten nicht so viel Erfolg und keine stabile sportliche Situation. Wir müssen jetzt vor allem hart arbeiten, damit 2016 besser und erfolgreicher wird.

bundesliga.de: Konnte die Mannschaft den Fehlstart mit nur einem Punkt aus den ersten fünf Spielen die ganze Hinrunde über nicht richtig wegstecken?

Haggui: Wenn man in den ersten fünf Spielen nur ein Unentschieden erreicht, ist es schwer, wieder in die Spur zu kommen. Hinzu kam, dass die Mannschaft zur Hälfte ausgetauscht worden war und viele neue Spieler noch Zeit zur Eingewöhnung brauchten. Es fehlte Vertrauen, die Situation wurde kompliziert. Wir waren in einer Negativspirale. Trotzdem haben wir uns dann in den letzten sechs Spielen der Hinrunde gesteigert. Die Entwicklung war zuletzt positiv. Wir haben einige Punkte geholt und zumindest noch das Minimalziel erreicht, nicht auf einem Abstiegsplatz zu überwintern. Drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind aber trotzdem noch gefährlich.

bundesliga.de: Fortuna Düsseldorf ist mit anderen Zielen als Abstiegskampf in die Saison gestartet. Waren diese Ziele zu hoch gesteckt?

Haggui: Wir Spieler wussten von Anfang an, dass es nicht sofort perfekt laufen würde. Der Großteil der Mannschaft war verändert worden. Es gab im Kader einen Umbruch. Das brauchte Zeit. Wir waren aber überzeugt, dass die Mannschaft stark genug wäre, einen Mittelfeldplatz zu erreichen. Jetzt stecken wir im Abstiegskampf und machen uns auch nichts Anderes vor. Es geht nur um den Klassenerhalt. Das beginnt direkt mit dem ersten Heimspiel gegen Heidenheim.

bundesliga.de: Woran hat es gehapert? Lag es an der Offensive, die mit 15 Toren die wenigsten der 2. Bundesliga erzielt hat?

Haggui: 15 Tore in 19 Spielen sind definitiv zu wenig. Wir können das viel besser. Die Defensive stand ganz gut, hat aber in St. Pauli, Kaiserslautern oder im DFB-Pokal in Nürnberg viele Gegentore bekommen. Wir müssen uns auch in der Defensive verbessern. Das ist keine Frage. Das Potenzial ist da. Wenn wir als Mannschaft zusammenarbeiten, kriegen wir das auch immer besser hin.

bundesliga.de: In der Winterpause hat Fortuna Düsseldorf Marco Kurz als neuen Trainer verpflichtet. Wie haben Sie ihn in den ersten Tagen kennengelernt?

Haggui: Wir sind seit einer Woche zusammen. Jeder Spieler ist hochmotiviert. Marco Kurz hat eine klare Idee. Wir haben taktisch gearbeitet und über den Spielaufbau gesprochen. Es geht um die Balance der Mannschaft.

"Deutschland ist meine zweite Heimat"

bundesliga.de: Sie selbst stammen aus Tunesien, sind bereits seit zehn Jahren in Deutschland und haben in Leverkusen, Hannover, Stuttgart und nun Düsseldorf gespielt. Ist Deutschland für Sie zur zweiten Heimat geworden?

Haggui: Definitiv. Ich habe in Deutschland mehr erlebt als in Tunesien. Ich war sportlich erfolgreich und bin privat glücklich. Es ist meine zweite Heimat, in der ich mich richtig wohl fühle.

bundesliga.de: Was ist für Sie typisch deutsch?

Haggui: Der erste Punkt, der in Deutschland im Vergleich zu den südlichen Ländern auffällt, ist die Disziplin. Ich habe gelernt, wie man auf dem Platz und auch außerhalb diszipliniert lebt. Die Abläufe sind genau festgelegt. Das habe ich auch für mich übernommen.

bundesliga.de: Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie bei Ihren Stationen in Hannover und Stuttgart schon Erfahrungen im Abstiegskampf sammeln konnten?

Haggui: Das hilft einem. Abstiegskampf ist nicht schön und kostet viel Kraft. Aber wenn man ihn besteht, dann hilft einem das weiter. Ich weiß, worauf es ankommt. Unser Abstiegskampf hat schon in der Mitte der Hinrunde begonnen. Wir kämpfen weiter und konzentrieren uns nun auf das Spiel gegen Heidenheim. Ich glaube nicht, dass wir am Ende der Saison noch da stehen, wo wir im Moment noch stehen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski