Miroslav Kadlec spielte von 1990 bis 1998 für den 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga und 2. Bundesliga
Miroslav Kadlec spielte von 1990 bis 1998 für den 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga und 2. Bundesliga

"Kaiserslautern gehört in die Bundesliga"

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Kaiserslautern - Miroslav Kadlec wurde mit dem 1. FC Kaiserslautern zwischen 1990 und 1998 zwei Mal Deutscher Meister (91, 98) und einmal Pokalsieger (96). Der Tscheche ist einer der beliebtesten Spieler in der Geschichte des FCK. Heute arbeitet der 48-Jährige als Spielerberater und verfolgt immer noch den Weg des Fritz-Walter-Clubs.

Vor den Relegationsspielen des Pfälzer Traditionsvereins um den Wiederaufstieg in die Bundesliga gegen 1899 Hoffenheim sprach Kadlec mit bundesliga.de über "alte Zeiten" und die Chancen des FCK in der Relegation.

bundesliga.de: Herr Kadlec, welche Gefühle verbinden Sie mit dem Abstieg des FCK 1996?

Miroslav Kadlec: Das war sicher der bitterste Moment in meiner Karriere. Wir waren ja gerade Pokalsieger geworden und sind dann abgestiegen. Ich war ja nie zuvor abgestiegen und hatte noch nie in der 2. Liga gespielt.

bundesliga.de: Die Mannschaft mit vielen Nationalspielern ist dann unter dem neuen Trainer Otto Rehhagel auch in Liga zwei zusammengeblieben. Auch Sie sind treu geblieben, warum?

Kadlec: Ich habe gesehen, dass der FCK sofort wieder hoch wollte. Entscheidend war dann, dass Otto Rehhagel als Trainer kam. Er hat mich in Gesprächen überzeugt zu bleiben. Aber es war auch die Überlegung damals wegen der Kinder zu bleiben, ihnen keinen Schulwechsel zuzumuten. Und die Verbindung zu den Fans war damals auch sehr stark für viele von uns.

bundesliga.de: Ein Jahr später hat der FCK-Geschichte geschrieben und ist als erster Aufsteiger Deutscher Meister geworden.

Kadlec: Ja, das war dann einer der schönsten Momente meiner Laufbahn. Das war unglaublich. Ich war froh, dageblieben zu sein, denn eigentlich wollte ich nach dem Aufstieg schon zurück nach Tschechien. Aber wieder hat mich Otto Rehhagel überzeugt zu bleiben.

bundesliga.de: Sie hatten offenbar eine besondere Beziehung zu ihm.

Kadlec: Otto hatte immer so super Sprüche drauf, mit denen er uns motivierte und zum Lachen brachte.

bundesliga.de: Zum Beispiel?

Kadlec (lacht): Im Meisterjahr hat er irgendwann gesagt: 'Wir müssen durch sein, bevor die anderen es merken.' Und einmal hat er zu einem Spieler nach einem Spiel vor versammelter Mannschaft gesagt: 'Ihre beste Aktion am Samstag war der O-Ton im Fernsehen nach dem Spiel.' Das waren schon ganz besondere Zeiten damals.

bundesliga.de: Seit der Meisterschaft 1998 ist es sukzessive bergab gegangen in Kaiserslautern.

Kadlec: In der Folge sind sicher viele Fehler gemacht worden. In der Region gibt es auch nicht so viele reiche Leute und große Unternehmen. Es ist schwer geworden, sich in der Bundesliga zu etablieren.

bundesliga.de: Vor den Relegationsspielen gegen Hoffenheim scheint die ganz große Euphorie zu fehlen.

Kadlec: Es ist natürlich schwer, an alte Zeiten anzuknüpfen.

bundesliga.de: Ihr ehemaliger Mitspieler, der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz, sagt, der 3. Platz sei nicht selbstverständlich, das Umfeld müsse demütiger werden.

Kadlec: Er hat ja auch Recht. In der Bundesliga sind viele Mannschaften finanziell meilenweit vom FCK entfernt mittlerweile. Aber von der Tradition her und dem Stadion muss man natürlich - ohne irgendeinem Verein zu nahe zu treten - sagen: Der FCK gehört in die Bundesliga.

bundesliga.de: Wie schätzen Sie die Mannschaft von Trainer Franco Foda ein?

Kadlec: In den Relegationsspielen stehen die Chancen 50 zu 50. Man darf auswärts das erste Spiel halt nicht 0:3 oder so verlieren. Zuhause waren sie ja in der Rückrunde immer stark.

bundesliga.de: Ist der Stürmer "Mo" Idrissou mit seiner aggressiven Spielweise ein Hoffnungsträger?

Kadlec: Ich denke, dass die ganze Mannschaft gefragt ist. Aber es ist natürlich schon wichtig, einen Stürmer zu haben, von dem man weiß, er macht aus den Chancen auch Tore.

bundesliga.de: Werden Sie im Stadion sein beim Rückspiel am 27. Mai?

Kadlec: Ich habe ja noch immer Kontakt in die Pfalz zu Marco Haber oder Roger Lutz (beide Teammanager, Anmerkung der Redaktion) zum Beispiel. Ich habe schon vor drei Wochen bei Marco telefonisch Karten bestellt. Klar, ich werde da sein.

Das Gespräch führte Tobias Schächter