Die Hansa-Jugendspieler haben in der Nachwuchsakademie Fernsehen, können ihre Laptops anschließen oder ein hauseigenes Telefon benutzen.
Die Hansa-Jugendspieler haben in der Nachwuchsakademie Fernsehen, können ihre Laptops anschließen oder ein hauseigenes Telefon benutzen.

Jubiläum für Rostocks Talentschmiede

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Trotz Abstiegsgefahr aus der Bundesliga entschied sich Hansa Rostock Ende der 90er Jahre, in Steine zu investieren. Sprich in den Bau eines neuen Jugend-Internats.

Die Entscheidung war mutig und richtig. Heute feiert die Hansa-Nachwuchsakademie Jubiläum: Am 1. November wird das Internat zehn Jahre alt.

In der Zeit, als Eckhardt Rehberg die Nachfolge als Vorstandsvorsitzender von Dr. Peter-Michael Diestel antrat, wurde vor etwa zwölf Jahren die Idee geboren, mehr für den Nachwuchs beim F.C. Hansa Rostock zu tun; auf die Zukunft zu setzen und die Gegenwart nicht zu vernachlässigen.

"Müssen etwas für den Nachwuchs tun

Der einstige Vorstandsvorsitzende Manfred Wimmer erinnert sich an diese Zeit als ehemaliger Schatzmeister: "Wir haben damals oft die Lage im Vorstand analysiert, wie es im Verein weitergehen soll. Wir kamen immer wieder darauf, etwas für den Nachwuchs tun zu müssen. In einer Zeit, da wir in akuter Abstiegsgefahr waren, haben wir uns dann dazu durchgerungen, ein Internat und eine Geschäftsstelle neu zu bauen.

Dafür wurde mitten in der Saison 1998/99 der Grundstein gelegt. Nach knapp zwei Jahren war dann aus der Idee Wirklichkeit geworden und unser ehemaliger Spieler Gerd Ehlers zum Herbergsvater ernannt."

Sozialpädagoge im Betreuerteam

Gerd Ehlers, der einstige Oberliga-Spieler, erzählt von seinen Erfahrungen: "Vom ersten Tag bis heute haben ca. 90 Jugendspieler ein neues Zuhause bei uns gefunden. 24 Spieler sind es momentan, zwei Betten stehen als Reserve zur Verfügung.

Die Jungs kommen heute aus Regensburg oder Berlin, aus Magdeburg oder Schleswig-Holstein. Oder auch aus Frankfurt/Oder. Sie sind zwischen zwölf und achtzehn Jahren, spielen in der C-Jugend oder in den Bundesligamannschaften der A- bzw. B-Junioren."

Die Jugendspieler können sich hier wie zu Hause fühlen. Sie haben Fernsehen, können ihre Laptops anschließen oder das hauseigene Telefon neben dem eigenen Handy benutzen.
Probleme können sie mit Herbergsvater Gerd Ehlers oder Thomas Engels, der vor zwei Jahren als Sozialpädagoge dazu kam, beim Frühstück oder Abendbrot beraten.

Tim Sebastian aus "erster Generation"

Ehlers: "Mit Thomas haben wir das Niveau hier noch einmal mächtig angehoben, den nun sind wir zu zweit 24 Stunden für die Burschen da."

Die Eltern der Jugendspieler freuen sich dabei über das gute Zusammenspiel zwischen Schule und Sport. DFB und DFL haben den Verein bei der Zertifizierung diesbezüglich mit sehr guten Noten bewertet. Die CJD Christophorusschule und die Schütz-Schule sind mittlerweile Eliteschulen des Sports geworden.

"Kinder der ersten Generation" waren Fußballer wie Tim Sebastian (jetzt Karlsruher SC), Marco Vorbeck (FC Augsburg) oder Marcel Schied (Eintracht Braunschweig).

Auch Klassenerhalt geschafft

Bekanntester ausländischer Spieler ist Nicolce Noveski (heute Mainz 05) aus der ersten Generation vor zehn Jahren. Andere Talente kamen aus Bulgarien, Neuseeland, Ghana. Die Akademie beherbergt aktuell auch einige Jugendnationalspieler. Ob sie es nach ganz oben schaffen, kann heute noch niemand sagen, die optimalen Bedingungen für ihre Entwicklung freilich sind in der Akademie gegeben.

Gerd Ehlers über zehn Jahre Hansa-Internat: "In all dieser Zeit hatten wir schöne wie schwere Stunden. Aber wir haben immer versucht, für die Jungs das Beste rauszuholen. Dabei hatten wir manchmal gute Jahrgänge und weniger gute Jahrgänge, pflegeleichte Jungs und komplizierte Charaktere. Einige haben es in den Profifußball geschafft, andere Jungs blieben in unterklassigen Ligen."

Den Klassenerhalt hat Hansa damals übrigens auch noch geschafft. Am letzten Spieltag der Saison 1998/99 dank eines 3:2-Siegs in Bochum.