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Auch bei Standards stark: Mathias Lehmann (r.) mit einem seiner beiden Freistoßtreffer gegen den KSC. Bereits Saisontor Nummer zwei und drei.
Auch bei Standards stark: Mathias Lehmann (r.) mit einem seiner beiden Freistoßtreffer gegen den KSC. Bereits Saisontor Nummer zwei und drei.

Jubel im Jubiläumsjahr?

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Beim FC St.Pauli läuft es derzeit einfach rund. Anders kann man es wohl nicht beschreiben, wenn Trainingseinheiten schon mal aus "Jubel" bestehen, selbst die Auswechselspieler glücklich sind und man nebenbei mit spektakulärem Offensivfußball nach vier Spieltagen noch ungeschlagen an der Tabellenspitze steht.

Hört man sich im Umfeld der "Kiezkicker" um, so heißt das Patentrezept: Holger Stanislawski. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Jedoch scheinen die Spieler jetzt sein Spielsystem vollkommen verinnerlicht zu haben und jeder weiß, was seine Aufgabe im Team ist.

Stanislawski denkt "immer offensiv"

Seine Grundeinstellung beschreibt seine Ausrichtung im Spiel auf recht einfach Art und Weise: "Ich war zwar Verteidiger - aber meine Marschrichtung ist immer offensiv."

Die "Kiezkicker" setzen exakt um, was der Trainer verlangt. Mit Laufbereitschaft, taktischer Disziplin und spielerischer Finesse scheint die richtige Mischung gefunden zu sein. Der "Hurra-Fußball" des Trainers zahlt sich endlich aus.

Denn obwohl die Hamburger auch schon in der vergangenen Saison im Offensivbereich teilweise gute Akzente setzen konnten, musste man doch gerade auswärts ein ums andere Mal herbe Rückschlage durch mangelnde Disziplin in der Defensive hinnehmen. 40 Gegentore in 17 Spielen auf des Gegners Platz sprechen eine deutliche Sprache.

Schießbude war einmal

Ganz nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" schafft es der FC St. Pauli in dieser Saison, endlich auch hinten den Kasten "sauber" zu halten. Nur drei Gegentore in vier Partien können sich sehen lassen.

Anders zur letzten Spielzeit. Mit insgesamt 59 Gegentreffern lag die Zahl doch weit über dem, was für einen möglichen Aufstiegsaspiranten als Maßstab gelten sollte. Leicht schmunzelnd hatte Holger Stanislawski schon vor der Saison betont: "Wenn wir 70 Tore bekommen, müssen wir eben 120 schießen!"

Über mangelnde Kaltschnäuzigkeit kann sich der Coach zumindest nicht mehr beschweren. Bereits vier der fünf Stürmer waren in dieser Saison erfolgreich.

Einwechselspieler unentbehrlich

Zudem stimmt die Unterstützung von draußen. Von Neid oder Missgunst keine Spur. "Diejenigen, die draußen sitzen, pushen uns regelgerecht nach vorn, feuern uns an, bauen uns auf", beschreibt der starke Florian Bruns, der schon je zwei Tore und Vorlagen beisteuerte, das Verhältnis.

Die Unterstützung erfolgt jedoch nicht nur auf emotionaler Ebene, sondern lässt sich auch recht gut in Zahlen wiedergeben. Bereits fünf "Jokertore" (inklusive Pokal) können die Einwechselspieler auf ihrer Seite verbuchen. Spricht natürlich auch wieder für das "Händchen" des Trainers.

Neue Auswärtsstärke gefunden

Ganz unerwartete Gefühle überkommen in dieser Saison auch diejenigen Fans, die sich zu Auswärtsspielen aufmachen. War man doch sonst eigentlich immer gefundenes Fressen für die Heimmannschaften und ein gern gesehener Gast. Zwölf Niederlagen und Platz 14 in der Auswärtstabelle sprechen hier Klartext.

Doch dieses Jahr ist alles anders. Gerade in der Ferne blitzt das neugewonnene Selbstbewusstsein auf. "Wenn wir gegen Mannschaf­ten spielen, die nicht nur hinten drin stehen, ergeben sich vermehrt Räume. Das kommt unserem Spiel natürlich entgegen", sagt Angreifer Marius Ebbers.

Perfekt aufgegangen ist dies bei den fulminanten Vorstellungen in Aachen (5:0) und Karlsruhe (4:0). Ob dieser Lauf jedoch in dieser Form anhält, ist ungewiss. Stanislawski vermutet, "dass auch Rückschläge kommen werden."

Zum Aufstieg noch ein langer Weg

Das perfekte Szenario, Aufstieg zum 100-jährigen Jubiläum, will "Stani" noch nicht wirklich beschreien: "Das Thema kommt bei uns doch nicht nach vier Spieltagen auf den Tisch. Am 30. Spieltag können wir mal drüber reden, wenn wir oben stehen."

Erst dann will man gegebenfalls offen über den Aufstieg reden. Doch wer die Anhänger des Traditionsclubs vom Millerntor kennt, weiß, dass sie insgeheim doch vom fünften Bundesligaufstieg der Vereinsgeschichte träumen werden und auch zurecht dürfen.

Derzeit spricht wenig gegen eine Kehrtwende. Bleiben die Spieler weiterhin gesund, Mathias Hain auf der Linie zuverlässig und vorne die Quote so beeindruckend, wird sich der Rest der Liga wohl warm anziehen müssen - und das nicht nur, weil es jetzt auf den Herbst zugeht.

Norman Thalwitzer