So fing der Umbau der "Alten Försterei" am 2. Juni 2008 an: Projektleiterin Sylvia Weisheit teilt die freiwilligen Helfer für erste Arbeiten ein (Bild: 1. FC Union Berlin)
So fing der Umbau der "Alten Försterei" am 2. Juni 2008 an: Projektleiterin Sylvia Weisheit teilt die freiwilligen Helfer für erste Arbeiten ein (Bild: 1. FC Union Berlin)

Jahresurlaub auf der Baustelle

xwhatsappmailcopy-link

Am Samstag waren es 160. 160 Fans und Freiwillige, die für den 1. FC Union Berlin beim Umbau des Stadions "An der Alten Försterei" schraubten, malten oder schleppten. Kostenlos versteht sich. Es ist zweifellos einzigartig, wie der Aufsteiger in die 2. Bundesliga zusammen mit seinen Fans den Umbau stemmt.

Der Startschuss für das Projekt fiel am 2. Juni 2008. Schon am ersten Tag der Renovierungsarbeiten konnte Projektleiterin Sylvia Weisheit etwa fünfzig engagierte Freiwillige auf dem Stadionrasen begrüßen, die bis in die frühen Abendstunden anpackten.

Standort "Alte Försterei" unantastbar

Seitdem führt Union auf seiner offiziellen Homepage ein Baustellen-Tagebuch, das alle Fort- und Rückschritte festhält. Samstag, der 27. Juni 2009, an dem die 160 Helfer mitarbeiteten, war der inzwischen 301. Wochenarbeitstag.

Das 1920 eingeweihte Stadion entsprach vor dem Umbau nicht mehr den Anforderungen des Profifußballs und angesichts auch leerer Kassen der Stadt Berlin suchte Union fieberhaft nach einer kostengünstigen Lösung. Denn der Standort "Alte Försterei" galt als unantastbar, ein Umzug in den ungeliebten Jahnsportpark kam dauerhaft nicht in Frage.

Weil das Präsidium der Berliner in den Branchen Beton und Stahl unternehmerisch tätig ist, konnte mit Hilfe der freiwilligen Arbeitsstunden der Fans viel Geld beim Umbau gespart werden. Union-Präsident Dirk Zingler sagte beim einjährigen Baustellen-Jubiläum am 2. Juni 2009: "1850 freiwillige Stadionbauer haben uns bisher geholfen. Sie haben eine Arbeitsleistung von 2,5 Mio. Euro erbracht."

Tunnel of Fame

Die Liebe einiger Union-Fans zu ihrem Club ging teilweise soweit, dass der Jahresurlaub für die Mitarbeit am Umbau geopfert wurde. Facharbeiter übernehmen Elektro- oder Verlege-Arbeiten, es wird aber weiterhin auch jede weniger geübte Hand gebraucht. Wie seit dem ersten Baustellentag werden Fans und Freiwillige morgens um sieben Uhr von Projektleiterin Weisheit eingewiesen.

Außerdem greifen Fans dem Projekt finanziell durch den Erwerb von sogenannten Gründersteinen unter die Arme; die Gründersteine werden dafür im Zuschauertunnel, dem Tunnel of Fame, angebracht. Oder es können Helfer-Stunden bezahlt werden.

Neue Dimension für 1. FC Union

Ursprünglich hatte der Traditionsverein aus dem Stadtteil Köpenick mit einer Renovierungszeit von etwa einem halben Jahr gerechnet und mit einer Rückkehr in die "Alte Försterei" schon zur Rückrunde der Drittliga-Saison 2008/09 geliebäugelt. Doch nicht zuletzt wegen des äußerst kurzen Planungsvorlaufs dauern die Arbeiten immer noch an.

Letztlich unerheblich für Fans und Verein, Präsident Zingler unterstrich im April 2009: "Die Dimension dessen, was wir hier geschaffen haben, können wir im Augenblick noch gar nicht ermessen. Das sollten wir uns vor Augen halten, wenn wir darüber reden, ob wir ein paar Wochen oder auch Monate später fertig werden, als erhofft."

Hertha kommt zur Eröffnung

Spätestens am 8. Juli werden die tausenden Fans und Helfer sehen, wofür sie geschuftet haben. Dann wird Union mit einem Freundschaftsspiel gegen Hertha BSC Berlin die neue "Alte Försterei" einweihen. Alle Plätze sind inzwischen überdacht, der Rollrasen verlegt. Die harte, schöne Zeit der Freiwilligen neigt sich dem Ende.

Stefan Kusche