Die SpVgg Greuther Fürth kennen kein Halten mehr. Erstmals in der Vereinsgeschichte sind die "Kleeblätter" in der Bundesliga
Die SpVgg Greuther Fürth kennen kein Halten mehr. Erstmals in der Vereinsgeschichte sind die "Kleeblätter" in der Bundesliga

"Im Feiern sind wir Europa League"

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Fürth - Trainer Mike Büskens ("eine Frage der Ehre") hatte angekündigt, dass seine Mannschaft im Saisonfinish noch einmal alles geben werde. Und die 15.500 Zuschauer im ausverkauften Ronhof waren sich nach der Partie darin einig, dass er Wort gehalten hatte.

Große Feier am Rathaus

Gut ein Dutzend Torchancen hatte sein Team herausgearbeitet, hatte die Fortuna im ersten Durchgang regelrecht überrannt und mal wieder den fast perfekten Kombinationsfußball gezeigt, der dem künftigen Erstligisten bundesweit einen hervorragenden Ruf eingetragen hat. Dass so ein Spiel eigentlich nicht ausgehen darf, interessierte nach dem Schlusspfiff keinen mehr.



Kaum war der ertönt, stürmten die Fans den Rasen, herzten ihre Lieblinge und sangen nach Leibeskräften. Edgar Prib ("F-Town") und Stephan Schröck, zwei der Ur-Fürther im Team, schnappten sich das Mikrofon und stimmten die Klassiker der fußballerischen guten Laune an. Kaum hatten Spieler und Trainer dann geduscht - besonders bei Mike Büskens und Manager Rachid Azzouzi galt es dabei, viele Liter Bier abzuspülen - setzte sich der Tross in Bewegung Richtung Rathaus, dessen Balkon Oberbürgermeister Thomas Jung vorher eigenhändig gefegt hatte.

25.000 Menschen - Fürth hat "nur" 115.000 Einwohner - ließen die Aufstiegshelden nach allen Regeln der Kunst hochleben. Bis in die frühen Morgenstunden wurde in den Lokalitäten der Kneipenmeile Gustavstraße gefeiert, getanzt und gelacht.

Endlich im "Oberhaus"



Und vielleicht trafen dabei die Worte am besten die Stimmung, die Präsident Helmut Hack vom Rathaus-Balkon herunterrief: "Ich wusste, irgendwann werden wir belohnt." Es traf die Gemütslage in einem Verein, der 15 Jahre lang solide und bescheiden gewirtschaftet hat, sich eine eigenes Image als Ausbildungsverein mit fußballerischer Identität geschaffen hat (offensiver, technisch guter Fußball) und der Jahr für Jahr immer wieder im letzten Moment gescheitert war.

"Nun ist der Nimbus gebrochen", freute sich Büskens. "Wir alle haben uns weiterentwickelt, auch ihr Fans." Wohl wahr: Wo früher 7000 Unentwegte zu den Spielen kamen, herrscht heuer eine Euphorie, die sich selbst die größten Optimisten im Ronhof nicht erträumt hätten.

Auf die Frage, die die Fans der Fürther am meisten bewegt, gab es hingegen am Sonntag Nachmittag keine Antwort. Büskens, den auch Präsident Helmut Hack als "Vater des Aufstiegs" geadelt hat, hat bislang offen gelassen, ob er seinen bis zum Saisonende datierten Vertrag verlängert. Mit einer Erklärung ist in den kommenden Tagen zu rechnen. Nur so viel gab er bei der Siegesfeier vor der Haupttribüne zu Protokoll "Diese Mannschaft hat genug Charakter, dass sie alles dafür geben wird, die Klasse zu halten."

"Ich wollte mich bei ihnen bedanken"



Davon sind im eigentlich eher skeptischen Franken alle Fürth-Anhänger überzeugt. Diese Mannschaft, die auch gegen Düsseldorf noch einmal Vollgas-Fußball zeigte, hat sich das Vertrauen der Fans redlich verdient. Noch wohler ums Herz wäre es den Fürther Fans allerdings, wenn Büskens auch in der kommenden Saison ihr Trainer bliebe.

Beim Autocorso Richtung Innenstadt kam es zu einer rührenden Szene. Von weit hinten kämpfte sich ein etwa 50-jähriger Fan zum Auto vor, in dem der Coach neben Co-Trainer Mirko Reichel feierte und sprach den Chefcoach direkt an: "Herr Büskens, ich wollte mich bei Ihnen bedanken, für alles, was Sie für uns getan haben."

Der Angesprochene war so gerührt, dass er ihm nur dankbar die Hand schüttelte. Ein paar Meter weiter vorne ravte Stephan Schröck in einem anderen Cabrio. Es galt ein Versprechen in die Tat umzusetzen, das er nach Schlusspfiff gegeben hatte: "Im Feiern sind wir Europa-League."

Christoph Ruf