Marco Kurz absolvierte als Spieler 300 Bundesligapartien und stieg nun als Trainer mit Lautern auf
Marco Kurz absolvierte als Spieler 300 Bundesligapartien und stieg nun als Trainer mit Lautern auf

"Ich freue mich auf Samstag, 15:30 Uhr"

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Der 1. FC Kaiserslautern hat souverän den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Der Traditionsverein aus der Pfalz kehrt nach vier Jahren wieder zurück ins Oberhaus. Dort erwartet die Mannschaft von Trainer Marco Kurz ein harter Kampf um den Klassenerhalt.

Doch der 40-jährige Coach geht die neue Herausforderung optimistisch an, wie er im exklusiven Gespräch mit bundesliga.de verriet.

bundesliga.de: Herr Kurz, erst einmal vorab, herzlichen Glückwunsch zur Zweitliga-Meisterschaft und dem Aufstieg in die Bundesliga. Wie fällt Ihr Saisonfazit aus?

Marco Kurz: Ich glaube, wir haben verdient die Meisterschaft errungen. Es war ein überragendes Jahr, in dem die junge Mannschaft konstant auf einem enorm hohen Level gespielt hat. Die Meisterschaft war die Krönung. Vielleicht war es auch nicht verkehrt, dass wir den Aufstieg vor dem Fernseher perfekt gemacht haben. Ich habe immer davor gewarnt, dass der Aufstieg kein Selbstläufer wird. Die Erwartungshaltung im Umfeld war sehr groß. Jeder hat erwartet, dass wir Gegner wie z.B. Union Berlin schlagen. Aber das ist nicht selbstverständlich. Es steckt wahnsinnig viel Arbeit dahinter. Und es ist eine tolle Leistung vier Runden vor Schluss den Relegationsplatz und zwei Spieltage vor Ende den Aufstieg perfekt gemacht zu haben.

bundesliga.de: Was war das Erfolgsgeheimnis des FCK in der Saison?

Kurz: Wir hatten einen optimalen Saisonverlauf. Wir haben sehr fleißig gearbeitet. Wir haben ein kleines Trainerteam, das sehr zielgerichtet und akribisch gearbeitet hat. Wir haben noch nicht die große Scoutingabteilung und daher alles selbst gemacht. Und wir hatten zum Glück nur ganz wenig Verletzungen. Es wäre sehr schwierig geworden, wenn wir zwei, drei Spieler gleichzeitig hätten ersetzen müssen, weil wir in der Breite noch nicht so gut aufgestellt sind.

bundesliga.de: Nach der überragenden Hinrunde, in der Kaiserslautern 39 Punkte holte, tat sich die Truppe in der Rückserie etwas schwerer. Woran lag das?

Kurz: Nach der sensationellen Hinrunde wurden wir ganz anders wahrgenommen. Viele hatten uns diese Leistung nicht zugetraut. Ich habe meine Mannschaft darauf vorbereitet, dass unsere Gegner in der Rückrunde anders gegen uns antreten werden. Die spielten dann auf einmal mit einer Fünfer-Abwehr und vier Mann im Mittelfeld. Wir hatten eine ganz andere Aufgabe zu bewältigen als in der Hinrunde. Aber auch das haben wir gut gelöst.

bundesliga.de: Personell wird sich einiges tun. Erik Jendrisek, Ihr mit 15 Treffern bester Torjäger, geht nach Schalke. Wie sehr trifft Sie sein Abgang?

Kurz: Wir hätten ihn gerne behalten. Nach der starken Saison haben unsere Spieler die Begehrlichkeiten anderer Clubs geweckt. Wir haben viele ausgeliehene Spieler im Kader, die wir nicht halten können. Priorität hat, dass wir prüfen und schauen, welche Spieler wir halten können. Das wird nicht bei allen funktionieren, wie wir bei Erik Jendrisek gesehen haben, weil wir die wirtschaftlichen Voraussetzungen noch nicht haben. Aber wir arbeiten daran und werden zum Trainingsauftakt eine hungrige Truppe präsentieren, für die es nur um den Klassenerhalt gehen wird.

bundesliga.de: Der FCK war auf dem Transfermarkt aktiv und hat die ersten drei Neuzugänge verpflichtet. Was erwarten Sie von ihnen?

Kurz: Wir haben mit Christian Tiffert, Oliver Kirch und Chadli Amri bereits drei Spieler verpflichtet, die viel Qualität mitbringen, schon in der Bundesliga gespielt haben und ein fester Bestandteil unserer Mannschaft werden sollen. Tiffert hat schon gezeigt, was er kann. Er ist erfahren und schon viele Wege gegangen. Jetzt muss er sich bei uns etablieren. Er kommt ganz sicher nicht, um sich bei uns auszuruhen. Gleiches gilt auch für Kirch und Amri.

bundesliga.de: Es kursierte das Gerücht, dass der FCK sich um Miroslav Klose bemüht. Was ist da dran?

Kurz: Zu Miroslav Klose hat unser Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz schon alles gesagt. Das brauche ich nicht weiter kommentieren, das ist eine reine Medienluftblase und wäre nicht zu realisieren.

bundesliga.de: Welche Rolle kann der FCK in der Bundesliga spielen? Trauen Sie dem Club eine ähnliche Rolle als Überraschungsteam zu, wie sie Mainz in der abgelaufenen Saison gespielt hat?

Kurz: Mainz ist ein Vorbild, was den Klassenerhalt betrifft. Aber wir werden bis zum letzten Spieltag um den Ligaerhalt kämpfen müssen. Wir sind keine Spinner. Wir haben andere Voraussetzungen. Wir müssen beweisen, dass wir nicht nur aufgrund unserer Tradition in die Bundesliga gehören, sondern auch sportlich. Parallel dazu müssen wir den Verein konsolidieren und wieder auf gesunde Füße stellen.

bundesliga.de: Ihre Verpflichtung vor einem Jahr war nicht unumstritten. Dann hat sie sich als Volltreffer für beiden Seiten erwiesen.

Kurz: Ich war nach den guten Gesprächen mit Stefan Kuntz von der Aufgabe überzeugt. Ich bin nicht nach Kaiserslautern gekommen, nur um wieder einen Job zu bekommen, sondern weil ich Ziele habe und nach Höherem strebe. So war ich schon als Spieler, das ist auch so als Trainer. Und Kaiserslautern war und ist eine enorme Herausforderung.

bundesliga.de: Wer war für Sie Lauterns Spieler der Saison?

Kurz: Den Spieler der Saison gibt es bei uns nicht. Ich möchte die ganze Mannschaft herausstellen.

bundesliga.de: Dann fragen wir anders. Welche Spieler haben sich besonders gut entwickelt?

Kurz: Viele Spieler haben viele Spiele gemacht und sich qualitativ von Spiel zu Spiel gesteigert. Ich denke da an Tobias Sippel, der unser Stammtorwart wurde, dann den Sprung zur U21-Nationalmannschaft geschafft hat und jetzt sogar im Kader der A-Nationalmannschaft steht. Oder Martin Amedick oder Rodney, die der Abwehr Stabilität verleihen, oder Alexander Bugera und Florian Dick, die zu Führungsspieler aufstiegen. Ich könnte noch mehr nennen.

bundesliga.de: Wie wollen Sie in der Bundesliga taktisch bestehen?

Kurz: Auch in der Bundesliga wollen wir unser Spiel durchbringen und nicht nur verteidigen. Wir werden bei unserer Philosophie bleiben. Die Erwartungshaltung wird jetzt nicht mehr so hoch sein, weil wir der Underdog sind.

bundesliga.de: Wann haben Sie in dieser Saison daran geglaubt, dass der Aufstieg möglich ist? Und was waren Ihre persönlichen Highlights der Saison?

Kurz: Ich habe nie an der Mannschaft gezweifelt, mich aber auch nie weit aus dem Fenster gelehnt. Unser Schlüssel zum Erfolg war, dass wir immer nur das nächste Spiel gewinnen wollten. Wir haben uns keine Gedanken darüber hinaus gemacht. Wichtig war gleich das erste Pokalspiel in Braunschweig, das wir nach einer vor allem was die Resultate betrifft schwierigen Vorbereitung gewonnen haben. Wichtig war unser Auswärtssieg in Aachen, nachdem wir zum Rückrundenauftakt in Fürth verloren und gegen Ahlen nur Unentschieden gespielt hatten. Nach dem Spiel in Bielefeld, das wir am 31. Spieltag 2:1 gewonnen haben, war mir relativ klar, dass wir aufsteigen werden. Highlights waren die Spiele gegen St. Pauli, in denen wir beide Male dominiert haben, und auch die Art und Weise, wie wir in der 2. Pokalrunde Leverkusen geschlagen haben. Das war ein Aha-Erlebnis für die ganze Mannschaft, weil wir wieder mit den Fans eine Einheit bildeten und sie sich mit dem Team identifizierten. Die Jungs haben alles für den Erfolg getan, und die Zuschauer haben danach auch wieder Fehler verziehen.

bundesliga.de: Wie genau haben Sie die Bundesliga verfolgt?

Kurz: Eigentlich relativ wenig, weil ich die Scoutingaufgabe teilweise selbst übernehme und mir zudem auch die Gegner selbst anschaue. Ich habe nur unsere Pokalgegner Leverkusen und Bremen live im Stadion gesehen. Und das ist ganz sicher ein erheblicher Qualitätssprung zur 2. Bundesliga.

bundesliga.de: Worauf freuen Sie sich in der Bundesliga am meisten?

Kurz: Ich freue mich auf die tollen Stadien der Bundesliga und vor allem auf Samstag, 15:30 Uhr. Jetzt müssen wir nicht mehr um 9 Uhr Nudeln mit Steak essen, weil unsere Spiele um 13 Uhr beginnen. Ich freue mich auf unsere Wahnsinnskulisse und auf das Topniveau der Bundesliga.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski