Seit Januar ist Helmut Schulte Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf (© Imago)
Seit Januar ist Helmut Schulte Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf (© Imago)

"Nichts ist unmöglich"

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Düsseldorf - Seit Beginn des Jahres ist Helmut Schulte Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf. Nach einem starken Endspurt hatten sich die Rheinländer Platz 6 in der Abschlusstabelle gesichert.

Nun will der Traditionsverein in der kommenden Saison ein Wörtchen im Aufstiegsrennen mitreden. Im Interview mit bundesliga.de spricht Helmut Schulte über die WM, bei der zwei Fortuna-Spieler mitmischen werden, die Perspektiven des Vereins und die Trainerfrage.

bundesliga.de: Herr Schulte, Fortuna Düsseldorf liegt in einer aktuellen Statistik vor dem 1. FC Köln. Haben Sie eine Ahnung, welche das sein könnte?

Helmut Schulte: Nicht richtig. Haben wir schon mehr Transfers getätigt?

bundesliga.de: Nicht ganz. Im Gegensatz zum rheinischen Konkurrenten, der keinen Spieler zur Weltmeisterschaft abstellt, ist die Fortuna nicht nur mit Ben Halloran in Brasilien vertreten...

Schulte: ...wir haben sogar zwei Spieler dabei, denn auch Mathis Bolly ist mit der Elfenbeinküste in Brasilien vertreten.

bundesliga.de: Wie gut tut das der Fortuna?

Schulte: Wir freuen uns als Fortuna für die beiden Spieler, weil eine WM im Leben eines Fußballers ein absolutes Highlight ist. Wenn zwei Spieler aus unserem Kader das miterleben dürfen, ist das auch für uns total Klasse. Wir sind in ständigem Kontakt und sagen ihnen, dass sie die Zeit in Brasilien genießen sollen. Sie haben jetzt in mindestens drei Spielen die Möglichkeit, eingesetzt zu werden.

bundesliga.de: Wie verfolgen Sie selbst die WM? Schauen Sie sich die Spiele auch mit dem Gedanken im Hinterkopf an, vielleicht den einen oder anderen Spieler verpflichten zu können?

Schulte: In Brasilien werden aller Voraussicht nach nicht so viele Spieler zum Einsatz kommen, die wir uns leisten könnten. Wir haben keinen Spieler im Auge. Aber wir beobachten alles.

bundesliga.de: Sie sind jetzt seit einem halben Jahr in Düsseldorf. In der Rückrunde war Fortuna die viertbeste Mannschaft. Da arbeitet es sich sicher leichter, als wenn der Verein im Mittelmaß herumdümpelt. Wie haben Sie Ihren Start empfunden?

Schulte: In der Bundesliga oder 2. Bundesliga ist es in einer verantwortlichen Position immer anstrengend. Besonders anstrengend ist es, wenn die Ergebnisse nicht stimmen, und weniger anstrengend, wenn es gut läuft. Ich habe in Düsseldorf beides miterlebt. Wir wollen oben in dem Bereich, in den wir am Ende vorgedrungen sind, mitspielen. In Teilen der Saison waren wir im unteren Tabellendrittel, dann haben wir uns über das Mitteldrittel ins obere Drittel vorgekämpft. Das hat sich zum Schluss ganz gut angefühlt. Aber wir werden uns steigern müssen, wenn wir noch weiter oben eine Rolle spielen wollen. Wir sind dabei, die Mannschaft in die Lage zu versetzen, dass sie es schaffen kann.

bundesliga.de: Wie war die Saison mit Platz 6 am Ende insgesamt einzuschätzen? War es ein Übergangsjahr?

Schulte: Mir kam diese Saison mit Fortuna Düsseldorf wie eine Achterbahnfahrt vor. Die Mannschaft ist trotz des Abstiegs mit einer unheimlichen Euphorie gestartet, wurde dann plötzlich aus der Bahn geschleudert und hat dann am Ende der Saison wieder Boden unter den Füßen bekommen. Wir wollen jetzt daran arbeiten, dass unser Schiff nicht wieder in schwere Unwetter gerät.

bundesliga.de: Der Aderlass im Kader ist recht groß, das ist wahrscheinlich auch der Größe des Kaders geschuldet. Spieler wie Fabian Giefer, Tobias Levels, Leon Balogun, Stelios Malezas oder Martin Latka haben den Verein verlassen. Dafür konnten die Neuzugänge Lars Unnerstall und Julian Schauerte vermeldet werden. Mit welchen Zielen bauen Sie den Kader um?

Schulte: Es sollte nicht unter den Tisch fallen, dass wir auch zwei talentierte Spieler unter Vertrag genommen haben, die beide bereits zum Einsatz gekommen sind: Tugrul Erat und Timm Golley. Das dokumentiert unseren Weg, dass wir auch mit selbst ausgebildeten Spielern arbeiten wollen. Das ist mir wichtig. Dazu war in der Tat der Kader zu groß. Deswegen haben wir einige Verträge von Spielern nicht verlängert. Mit Fabian Giefer hat uns nur ein Spieler verlassen, den wir gerne behalten hätten. Sein Abgang war schon länger klar. Wir versuchen, den Kader zu stabilisieren und in eine bestimmte Richtung auszurichten, weil wir glauben, dass wir in der Zukunft eine bessere Rolle spielen können.

bundesliga.de: Auf welchen Positionen sehen Sie noch Bedarf?

Schulte: Wir haben gerade auch den Zugang von Lukas Schmitz bekannt gegeben. Wir wollen weiterhin für den Abwehrbereich und fürs zentrale Mittelfeld Spieler verpflichten. Ansonsten werden wir den Markt weiter beobachten.

bundesliga.de: Von Schalke kommt Torhüter Lars Unnerstall. Ist er Kandidat für die Nummer 1 im Tor?

Schulte: Das Rennen um die Nummer 1 ist völlig offen. Wir haben drei Torleute, denen wir zutrauen, die Nummer 1 bei Fortuna Düsseldorf werden zu können. Sie sollen sich einen sportlichen und fairen Konkurrenzkampf liefern. Dabei ist auch klar, dass Robin Heller mit seinen 19 Jahren noch die Zukunft mehr vor sich hat als die anderen beiden. Der Bessere soll am Ende spielen.

bundesliga.de: Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner ist immer noch krank geschrieben, sein Vertreter Oliver Reck hat fast alle Spieler gewonnen. Wie geht es in der Trainerfrage weiter? Welche Lösung schwebt Ihnen vor?

Schulte: Mir schwebt vor, dass wir wenn wir schon einen kranken Cheftrainer haben, wir auch weiterhin einen guten Vertreter haben sollten. Das haben wir. Der Status quo ist, dass der Cheftrainer bis Ende Juni krankgeschrieben ist. Unseren Trainingsstart werden wir mit Oliver Reck beginnen.

bundesliga.de: Wie sehen Sie die Perspektive der Fortuna. Wie lautet die Zielvorgabe für die kommende Saison?

Schulte: Alles ist möglich, nichts ist unmöglich. Wir werden versuchen, oben mitzumischen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski