Es läuft nicht: Hansa Rostock kommt einfach nicht recht in Schuss
Es läuft nicht: Hansa Rostock kommt einfach nicht recht in Schuss

"Hansa-Kogge" schlägt leck

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Rostock - Nach dem bitteren 2:5 im Ostderby gegen den 1. FC Union Berlin betreibt der FC Hansa Rostock Ursachenforschung. Auch Trainer Peter Vollmann gerät in die Kritik.

Es war eine ganz schwache Vorstellung, die der FC Hansa am vergangenen Freitag gegen die Gäste aus der Bundeshauptstadt ablieferte. Schon während der ersten Halbzeit gestattete die Vollmann-Elf den "Eisernen" mehrere Großchancen, die Rostocks U20-Nationalkeeper Kevin Müller aber noch vereiteln konnte.

Youngster beweisen Zweitliga-Format

Nach dem Seitenwechsel schlug die "Hansa-Kogge" aber endgültig Leck. Mit dem 0:1 in der 49. Minute brachen alle Dämme - zehn Zeigerumdrehungen später lagen die Ostseestädter schon 0:3 hinten. Müller war nach Abpfiff so richtig geladen: "Wir kommen in die zweite Halbzeit raus und kriegen nach fünf Minuten gleich ein Gegentor. Das ist eine absolute Frechheit. So etwas darf einfach nicht passieren." Der Rostocker Torwart war zusammen mit Stürmer Lucas Albrecht der einzige Hansa-Spieler, der an diesem Abend Normalform erreichte. Nicht umsonst nahm Vollmann die beiden 20-Jährigen, die 2010 mit Hansa Rostock Deutsche A-Jugend-Meister geworden waren, von seiner heftigen Mannschaftsschelte aus.

Albrecht mit Startelf- und Tordebüt

"Der Torwart war die ärmste Sau auf dem Platz", so Vollmann mitleidig. "Er hat versucht zu retten, was zu retten war." Über Albrecht, der erstmals in der 2. Bundesliga in der Startelf stand und dabei gleich sein erstes Profitor sowie eine Torvorlage verbuchte, sagte der Rostocker Übungsleiter: "Er hat ein ordentliches Spiel gemacht und sich wenigstens bemüht." Für Albrecht selber überwog zwar die Enttäuschung. "Wenn man so untergeht, ist das bitter." Doch der Youngster sieht noch nicht alles schwarz: "In der Mannschaft stimmt es."

"Fast alle haben unteriridisch gespielt", zeigte sich Vollmann hingegen maßlos enttäuscht von seiner Truppe, die läuferisch, kämpferisch und spielerisch alles vermissen ließ und auch in der Höhe nicht unverdient mit 2:5 unter die Räder kam.

"Wir hatten keine Chance, das Spiel anders zu gestalten, weil unser Auftritt sehr, sehr schwach war," resümierte der besonnene Fußballlehrer trocken. "Das war einfach schlecht." Zugleich kündigte er Konsequenzen an: "Das dürfen wir uns als Trainer und Verein nicht bieten lassen."

Viele Verletzte

Doch nach der Partie sah es für zwei Tage so aus, als ob Vollmann selbst die Konsequenzen tragen müsste. Hansa-Vorstandschef Bernd Hofmann meinte nach der Niederlage: "Mit so einer Einstellung würde man auch in der Regionalliga verlieren." Ein Bekenntnis zu seinem Cheftrainer vermied der Clubboss: "Bevor wir über Konsequenzen nachdenken, müssen wir erstmal eine Nacht darüber schlafen." Manager Stefan Beinlich forderte von Vollmann, bei einer Vorstandssitzung am Montag darzulegen, "wie wir da rauskommen und wie die nächsten Schritte aussehen." Das ist dem Hansa-Coach offenbar erfolgreich gelungen. Nach der Sitzung gab Beinlich am Montagabend bekannt: "Er bleibt Trainer."

Dabei wollte der 53-Jährige auch keine Ausflüchte gelten lassen: "Es darf keine Ausrede sein, dass Spieler gefehlt haben", wehrte Vollmann Fragen nach den vielen Ausfällen ab. Mit dem kurzfristig erkrankten Kapitän Sebastian Pelzer, den gesperrten Tom Weilandt und Dominic Peitz, den verletzten Mo Lartey, Dexter Langen und Jörg Hahnel sowie dem suspendierten Kevin Pannewitz hatte der Trainer gegen Union gleich auf sieben Spieler verzichten müssen.

Schweres Restprogramm

Zwar dürften einige von der Liste demnächst wieder ins Team zurückkehren. Doch angesichts des Restprogramms wird es für Vollmann zu einer Herkulesaufgabe, mit seinem Team die Abstiegsränge bis zur Winterpause wieder zu verlassen.

Am kommenden Sonnabend geht es zum Tabellenvierten nach Fürth, danach folgt gleich das nächste Auswärtsspiel beim Fünften in Paderborn, ehe zum Jahresabschluss Dynamo Dresden in der DKB-Arena gastiert. Der Mitaufsteiger aus Sachsen hat bereits sechs Zähler mehr auf dem Konto als die Mecklenburger und steht damit auf Platz 10.

Aus Rostock berichtet Andre Anchuelo