Ein Patzer, zwei Tore: St.-Pauli-Stürmer John Verhoek (M.) stand in Bochum im Mittelpunkt
Ein Patzer, zwei Tore: St.-Pauli-Stürmer John Verhoek (M.) stand in Bochum im Mittelpunkt

"Habe meinen Fehler wieder gut gemacht"

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Bochum - Sieben Torschüsse hat der FC St. Pauli gegen den VfL Bochum abgegeben. Allein vier Schüsse gingen auf das Konto von John Verhoek - und zwei Mal zappelte der Ball im Netz. "Wir haben einen Stürmer gefunden, der Tore schießt", konnte Sportdirektor Rachid Azzouzi sein Glück kaum fassen.

Während sich der Manager des FC St. Pauli angesichts des treffsicheren Neuzugangs auch ein bisschen selbst auf die Schulter klopfen durfte, war Verhoek nach dem unterhaltsamen nicht richtig zufrieden. Seine beiden Tore hätte er lieber gegen drei Punkte eingetauscht.

bundesliga.de: Herr Verhoek, der FC St. Pauli rangiert nach vier Spieltagen mit fünf Punkten im Mittelfeld der Tabelle. Genügt das den Ansprüchen?

John Verhoek: Man darf das jetzt noch nicht zu stark bewerten. In der letzten Woche hatten wir bei der Niederlage gegen Bielefeld zum Beispiel viel Pech und das Spiel dann verloren. In Bochum war es jetzt ebenfalls eng, da hätten wir auch genauso gut mit drei Punkten nach Hause fahren können. Aber es ist auch keine Frage, dass wir jetzt zuhause gegen Dresden unbedingt wieder einen Sieg brauchen.

bundesliga.de: Wie viel Potenzial steckt noch in der Mannschaft?

Verhoek: Wir haben einige neue Spieler in der Mannschaft und es muss erst einmal alles zusammen passen. Je länger wir miteinander spielen, desto besser wissen wir gegenseitig unsere Qualitäten einzuschätzen und einzusetzen. Ich habe zum Beispiel jetzt festgestellt, dass Fin Bartels sehr gute Flanken schlägt.

bundesliga.de: Mit Ihnen und Marc Rzatkowski haben zwei Neuzugänge in Bochum schon ordentlich für Wirbel gesorgt in der Offensive.

Verhoek: Wie er mich beim zweiten Tor eingesetzt hat, war klasse. Aber wir haben mit unserem Kader auch andere Möglichkeiten. Ich habe bis jetzt zum Beispiel noch nicht mit einem zweiten Stürmer an meiner Seite gespielt. Wir können aber auch in einem 4-4-2-System spielen. Vielleicht werde ich demnächst auch mal mit Christopher Nöthe zusammen ganz vorne spielen.

bundesliga.de: Es fällt auf, dass Sie sich mit Nöthe ausgezeichnet verstehen, obwohl er Ihr direkter Konkurrent ist.

Verhoek: Warum sollen sich Konkurrenten nicht gut verstehen? Wir sind schnell gute Freunde geworden bei St. Pauli, eigentlich von Anfang an. Wir waren beide neu im Verein, aber er hat mir trotzdem von Anfang an viel geholfen. Vielleicht spielen wir demnächst ja zusammen, wer weiß? Und wenn ich draußen bin und Chris schießt zwei Tore, dann bin ich auch sehr froh und freue mich für ihn.

bundesliga.de: Erst einmal durften Sie aber jubeln: Zweites Ligaspiel für St. Pauli von Beginn an und dann gleich zwei Tore gegen den VfL Bochum.

Verhoek: Ich spiele immer für die Mannschaft, das ist das Entscheidende. Das habe ich in der letzten Saison für den FSV Frankfurt auch gemacht. Es ist wichtig, dass ich vorne ganz viel arbeite. Wenn es dann noch mit den Toren klappt, umso besser. Auf der anderen Seite war ich gegen Bochum aber auch am ersten Gegentor nicht ganz unschuldig. Das habe ich den Jungs auch so gesagt. Es kann aber eigentlich grundsätzlich nicht sein, dass wir zwei Gegentore nach Standards kassieren. Meinen eigenen Fehler konnte ich mit meinen beiden Treffern wieder gut machen. Mit etwas Glück hätte ich sogar noch ein drittes Tor schießen können. Aber noch lieber wäre es mir gewesen, wir hätten die drei Punkte mitgenommen.

bundesliga.de: Die erste Halbzeit ging an St. Pauli, aber in der zweiten Hälfte kam Bochum immer stärker auf. Hat am Ende auch die Kraft gefehlt?

Verhoek: Kraft haben wir genug, aber wir hatten dann einfach zu viele Ballverluste. Hätten wir es cleverer ausgespielt, hätten wir schon in der ersten Halbzeit das 3:1 oder sogar das 4:1 geschossen. Dann wäre das Spiel entschieden gewesen. Aber so haben wir Bochum im Spiel gehalten und mit der Unterstützung ihrer Zuschauer haben sie dann noch einmal richtig aufgedreht.

bundesliga.de: Aber auch die Pauli-Anhänger haben auch von der ersten Minute an mächtig viel Lärm gemacht.

Verhoek: Es ist jede Woche so! So etwas habe ich noch nicht erlebt! Das ist einfach überragend, wie unsere Fans uns anfeuern. Wenn man auch sieht, wie viele Anhänger jedes Mal zu den Auswärtsspielen mitreisen und uns unterstützen - das ist unglaublich. So etwas gibt es in Holland nicht. Ich hoffe, ich kann unseren Anhängern mit vielen Toren etwas zurückgeben.

bundesliga.de: Das klingt, als hätten Sie mit Ihrem Wechsel nach St. Pauli alles richtig gemacht?

Verhoek: Mit Sicherheit! Ich hatte auch die Möglichkeit, zu anderen Vereinen zu wechseln. Aber ich war in der letzten Saison schon so beeindruckt, als wir in St. Pauli gespielt haben. Da habe ich mir gesagt: Wenn du die Möglichkeit hast, da regelmäßig zu spielen, dann willst du das unbedingt machen. Und daran haben die Fans ganz großen Anteil - sie sind echt super!

Das Gespräch führte Dietmar Nolte