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Darmstadt 98 hat das Wunder geschafft und den nicht mehr für möglich gehaltenen Aufstieg in die Zweite Liga perfekt gemacht
Darmstadt 98 hat das Wunder geschafft und den nicht mehr für möglich gehaltenen Aufstieg in die Zweite Liga perfekt gemacht

Glaube an das Unmögliche wird belohnt

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Bielefeld - Fast exakt genau ein Jahr ist es her: Dem SV Darmstadt 98 reicht ein 1:1 gegen die Stuttgarter Kickers nicht, der Abstieg in die Regionalliga ist besiegelt. Nur wegen des Lizenzentzugs der Kickers Offenbach blieb Darmstadt in der 3. Liga. 366 Tage später finden sich die Lilien nach dem 4:2-Triumph im Relegationsrückspiel über Arminia Bielefeld plötzlich nach 21-jähriger Abstinenz in der 2. Bundesliga wieder. Nach der klaren 1:3-Pleite aus dem Hinspiel hatte die Hessen eigentlich nur noch einer auf dem Zettel: Sie selbst.

Stroh-Engel: "Das ist einfach nur Wahnsinn"

"Wir müssen alle erst einmal ein bis zwei Nächte darüber schlafen, um das wirklich zu fassen", sagte Drittliga-Torschützenkönig Dominik Stroh-Engel exklusiv gegenüber bundesliga.de. Kurz nach dem Abpfiff konnte noch keiner der Aufstiegshelden wirklich realisieren, was überhaupt passiert ist (die besten Bilder der Relegation). Der unfassbare 4:2-Siegeszug im Relegationskrimi gegen Bielefeld begann mit dem Tor von jenem Stroh-Engel, der die Lilien mit seinen 27 Saisontreffern überhaupt erst in die Relegation brachte. In der 23. Minute schloss der 1,97 Meter große Mittelstürmer aus 17 Metern sehenswert ab und brachte das Arminia-Schiff mächtig ins Wanken.

"Wir wollten unbedingt auf das erste Tor gehen, weil wir wussten, dass Bielefeld dann ins Wackeln kommt", sagte Trainer Dirk Schuster nach dem Abpfiff. Die Taktik ging voll auf. Die Hausherren gaben das Zepter komplett an die Gäste ab. Darmstadt rannte an, Darmstadt dominierte das Spiel. Früh kam der Eindruck auf: Hier kann heute Geschichte geschrieben werden.

Spätestens nach dem 2:0 durch Hannes Behrens, elf Minuten nach Anpfiff der 2. Halbzeit,  brachen alle Dämme. Der zwischenzeitliche Anschlusstreffer der Bielefelder durch Felix Burmeister beeindruckte die Lilien nicht im Geringsten. Der Wille war einfach nicht zu brechen. Auch nach dem 2:3 durch Kacper Przybylko in der 2. Hälfte der Verlängerung hatte die Schuster-Elf das Ziel 2. Liga noch fest vor Augen. "Wir haben immer an uns geglaubt. Unser Kapitän Aytac Sulu hat auf dem Feld zu uns gesagt: 'Wir kriegen hier noch unsere Chance!' Dann macht da Costa den Ball irgendwie rein. Das ist einfach nur Wahnsinn", jubelte Stroh-Engel bei bundesliga.de kurz vor der Abfahrt in Richtung Heimat.

Schon während der regulären Spielzeit waren die Darmstädter dem ersehnten vierten Treffer ganz nahe. Doch die Dramaturgie des Spiels sah eben da Costas wuchtigen Schuss ins Aufstiegsglück vor. Ein Tor, das die Arminia ins Tal der Tränen stürzen ließ und die Darmstädter auf den Gipfel der puren Freude beförderte. Trainer Schuster durchlitt an der Seitenlinie eine emotionale Achterbahnfahrt: "Das war ein Wechselbad der Gefühle. Ich bin unheimlich stolz auf meine Jungs."

Aufstiegsshirts im Gepäck

Nach dem Schlusspfiff gab es dann für die Lilien kein Halten mehr, auch wenn ihnen eigentlich schlicht die Kraft dazu fehlte. "Mein Kopf und Körper waren komplett leer. Ich habe vor Freude geweint", beschrieb Stroh-Engel seine Gefühle nach dem Abpfiff. Der Jubel kannte auf dem Feld keine Grenzen - in der Kabine hielt sich das Team aus Respekt vor der Arminia jedoch zurück. "Es verbietet sich einfach, nach dem Spiel jauchzend durchs Stadion zu hüpfen. Arminia Bielefeld ist heute abgestiegen. Wir selbst haben das in der letzten Saison durchmachen müssen", stellte Schuster klar.

Als sich das Stadion dann allmählich leerte, setzte Darmstadt kurz nach Mitternacht zur feucht-fröhlichen Heimfahrt an. Dass die Hessen die passenden Aufstiegsshirts bereits mit im Gepäck hatten, zeigt einmal mehr mit welchem Selbstvertrauen die Lilien auf die Alm gefahren sind. Mit speziellen Armbändern, die die Aufschrift "Der Glaube in dir" trugen, demonstrierten sie ihren unbändigen Mannschaftsgeist, der sie von der eigentlichen Regionalliga bis in die 2. Bundesliga katapultierte. Wie heißt es doch so schön: Im Fußball ist alles möglich, in diesem Fall sogar das Unmögliche. 

Aus Bielefeld berichtet Yannik Schmidt