Erleichterung nach schmeichelhaftem Remis: Karlsruhes Torwart Dirk Orlishausen
Erleichterung nach schmeichelhaftem Remis: Karlsruhes Torwart Dirk Orlishausen

Fingerzeig für Lautern und Karlsruhe

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Kaiserslautern - Dirk Orlishausen hatte noch nie vor einer so großen Kulisse gespielt. Fast ein ganzes Fußballerleben musste der Torwart des Karlsruher SC darauf warten, um in einem Stadion mit 45.293 Menschen seine Fangkünste unter Beweis zu stellen.

"Tolle Moral"

Das hatte er mit sieben Kollegen der Karlsruher Startelf am Sonntag beim Auswärtsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern gemeinsam. Immer noch ein bisschen ergriffen, schilderte der 31 Jahre alte KSC-Kapitän nach Abpfiff seine Gefühle nach dem starken Auftritt im Fritz-Walter-Stadion. Nicht zuletzt den vielen Paraden ihres Torwarts hatten die Badener dieses gleichsam schmeichelhaft wie wichtige zu verdanken.



"Wir haben uns immer zurückgekämpft und natürlich auch ein bisschen Glück gehabt", meinte Orlishausen, der das Remis beim Aufstiegskandidaten mit seinen Mitspielern und rund 5.000 KSC-Fans wie einen Sieg feierte.

Den Karlsruhern gibt der Punktgewinn vor großem Publikum viel Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben. Das hofft jedenfalls Trainer Markus Kauczinski, der die "tolle Moral" seiner Mannschaft lobte und keinerlei Kritik übte. Wozu er auch wahrlich wenig Grund gehabt hätte.

Die Ehrfurcht der jungen, unerfahrenen Karlsruher war in den ersten 25 Minuten bis auf die Tribüne zu spüren. Das 1:0 durch Jan Simunek nach einer Ecke von Karim Matmour war in dieser Phase nur undeutlicher Ausdruck der Lauterer Überlegenheit.

Orlishausen im Blickpunkt



Bis zum Abpfiff dominierten die Gastgeber beinahe wie gegen einen unterklassigen Gegner: Sie hatten 60 Prozent Ballbesitz, flankten 35 Mal in den Strafraum des Gegners und schossen 31 Mal auf des Gegners Tor. Aber die Karlsruher schafften es, aus nur einer Torchance zwei Tore zu machen und freuten sich am Ende über den Punkt wie kleine Jungs nach einem großen Streich.

Alleine in der dreiminütigen Nachspielzeit hielt Orlishausen drei Mal hervorragend. "Wir haben gezeigt, dass wir nicht gewillt sind, in ein Fahrwasser zu kommen, das uns runterzieht", lobte der Torwart. Zwar schaffte der KSC in den letzten acht Spielen nur einen Sieg, aber auch Sportdirektor Jens Todt wollte auf dem Betzenberg vor allem die "Moral" und die "Kampfkraft" seiner Spieler loben.

Patzer in der FCK-Abwehr



Bei allem Jubel: Ohne Orlishausens Paraden und zwei katastrophale Abwehrfehler des FCK wäre die Stimmung beim KSC wohl nicht ganz so positiv. Beim 1:1-Ausgleich profitierte Manuel Torres von einem Missverständnis zwischen FCK-Innenverteidiger Marc Torrejon und Torwart Tobias Sippel. "Da sehen wir natürlich ein bisschen blöd aus", gab Sippel zu. Torres schoss Sippel an, der Ball klatschte auf Torres‘ Körper und von dort - ins Tor.

Nach dem 2:1 des für den schwachen Ring eingewechselten Willi Orban (62.) sahen die Pfälzer dann wieder wie der sichere Sieger aus. Aber FCK-Kapitän Torrejon hatte einen schlechten Tag, sein Fehlpass zu Reinhold Yabo leitete den erneuten Ausgleich ein, den Koen van der Biezen erzielte.

Runjaic zuversichtlich



Für die Lauterer fühlte sich das Ergebnis wohl kaum real an, wenngleich FCK-Trainer Kosta Runjaic seine Mannschaft nach der Partie "einen Tick" zu enttäuscht sah. Die Leistung habe gestimmt, das stimme ihn zuversichtlich, sagte er. Unter Runjaic holte die Mannschaft seit dem Rauswurf von Franco Foda zwei Siege und zwei Remis, der FCK steht auf Rang 4.

"Noch sind viele Punkte zu vergeben. Heute haben zwei Unkonzentriertheiten den Sieg gekostet", sagte Runjaic, "aber die Mannschaft hat viele Chancen herausgespielt." Seine Spieler hätten gerne die vielen Zuschauer mit einem Sieg verabschiedet, meinte der 42-Jährige und erklärte versöhnlich: "Aber solche Spiele gibt es halt."

Die Tendenz immerhin stimme: "Bis Mai ist es ein langer Weg. Ich bin aber überzeugt, dass wir dann oben stehen werden." Es mag seltsam klingen, aber: das Spiel zeigte, dass beide Mannschaften ihre Saisonziele Aufstieg (FCK) beziehungsweise Nichtabstieg (KSC) erreichen können.

Aus Kaiserslautern berichtet Tobias Schächter