Zuletzt konnten die Fans des FC Erzgebirge Aue wieder feiern. Der frühere Clubname "Wismut" ist in der Kurve immer noch sehr präsent - © © gettyimages / Hessland/Bongarts
Zuletzt konnten die Fans des FC Erzgebirge Aue wieder feiern. Der frühere Clubname "Wismut" ist in der Kurve immer noch sehr präsent - © © gettyimages / Hessland/Bongarts

Erzgebirge Aue: Das "Schalke des Ostens" ist zurück

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Köln - Das ging schnell: Nach nur einem Jahr in der 3. Liga kehrt der FC Erzgebirge Aue wieder in die 2. Bundesliga zurück. Nach dem letzten Abstieg in die Drittklassigkeit benötigte der Club aus Sachsen noch zwei Jahre zur Rückkehr. Getragen von der Aufstiegseuphorie spielte Aue dann die beste Saison seit der Wiedervereinigung und klopfte zeitweise sogar an das Tor zur Bundesliga. Letztlich stand am Ende der Saison Platz 5 zu Buche. Davon träumt im Erzgebirge aber kaum jemand. Das Saisonziel für die kommende Spielzeit ist einzig und allein der Klassenerhalt.

Die sportliche Erfolgsgeschichte ist eine kleine Sensation für einen Ort, der kaum mehr Einwohner hat, als im Erzgebirgsstadion, das nach dem derzeitigen Umbau etwa 16.500 Fans fassen soll, Platz finden. Aber Fußball hat in Aue und Umgebung einen hohen Stellenwert und eine lange Tradition. Der FC Erzgebirge Aue ist ein Club mit einer bewegten Geschichte.

Sportliche Glanzzeit in den 50er Jahren

Nach dem Zweiten Weltkrieg als SG Aue gegründet folgte 1949 die erste von vielen Umbenennungen. Aus der BSG Pneumatik Aue wurde die BSG Zentra Wismut Aue, dann die BSG Wismut Aue und schließlich 1954 der SC Wismut Karl-Marx-Stadt. Wismut war als großes Bergbauunternehmen der Trägerbetrieb für den Verein. Obwohl die Stadt Aue aus dem Namen verschwunden war, wurden die Heimspiele weiterhin dort und nicht im etwa 35km entfernten Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, ausgetragen.

Die Bergarbeiter in den umliegenden Abbaugebieten hatten sich erfolgreich für den Verbleib ihres Vereins eingesetzt. Aufgrund der Verbundenheit zwischen Bergarbeitern und Verein wird der Club bis heute, trotz der lila-weißen Vereinsfarben, auch "Schalke des Ostens" genannt. So ertönt vor jedem Heimspiel das "Steigerlied", die Bergarbeiterhymne schlechthin.

1963 wurde Karl-Marx-Stadt wieder aus dem Namen entfernt und der Verein hieß bis 1990 BSG Wismut Aue. Sportlich waren die goldenen Zeiten mit drei Meisterschaften zwischen 1956 und 1959 zunächst vorbei. Lediglich in den 80ern konnte man sich noch zweimal für den UEFA-Cup qualifizieren. Ansonsten hieß die sportliche Realität Mittelmaß oder sogar Abstiegskampf.

Der Name "Wismut" lebt weiter

Die Zeit der Wiedervereinigung begann mit dem ersten Abstieg aus der Erstklassigkeit 1990 denkbar ungünstig. Ein Jahr später verpasste man in der letzten Saison geteilter deutscher Fußballverbände als Tabellenzweiter die Qualifikationsspiele für die 2. Liga nur um ein Tor und fand sich 1991 - mittlerweile unter dem Namen FC Wismut Aue - in der Drittklassigkeit wieder.

Interessanterweise spielt auch fast 18 Jahre nach der Umbenennung in FC Erzgebirge Aue der Name Wismut eine große Rolle im Leben der Fans und dementsprechend auch in ihren Liedern. Dies gilt auch für die jüngeren Anhänger, die die "BSG Wismut" eigentlich nur noch aus Erzählungen kennen, aber das wird von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Der Name Wismut lebt jedoch nicht nur im Erzgebirge und im Vogtland, dem Kerngebiet der Aue-Fans, weiter, auch die Anhänger anderer Ost-Klubs bezeichnen Aue noch häufig mit dem alten Namen.

Diese Verbundenheit mit der Vergangenheit kennzeichnet die Fans aus dem Erzgebirge und so verliert auch durch den direkten Wiederaufstieg niemand die Bodenhaftung. Auch, wenn in den Stadien der 2. Bundesliga demnächst wieder der wenig bescheidene Auer Schlachtruf "Wir kommen aus der Tiefe, wir kommen aus dem Schacht, Wismut Aue die neue Fußball-Macht" ertönen wird. Willkommen zurück!

Florian Reinecke