Pauli-Coach Ewald Lienen hält nicht viel vom Blick in die Vergangenheit
Pauli-Coach Ewald Lienen hält nicht viel vom Blick in die Vergangenheit

Lienen: "Die Vergangenheit spielt keine Rolle"

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Belek - 39 Gegentore, neun Treffer nach Kontern kassiert, 19 Mal trafen gegnerische Mittelfeldspieler gegen den FC St. Pauli - alles Top-Negativwerte in der 2. Bundesliga, die ausdrücken, warum der Traditionsverein als Tabellenletzter in die abschließenden 15 Spiele der Saison geht und um den Klassenerhalt kämpft.

"Wir müssen nicht schön spielen"

Zahlen, die keinen Sinn machen, "sich damit zu beschäftigen", so Ewald Lienen in einem Gespräch mit bundesliga.de im Trainingslager im türkischen Belek. "Wir müssen uns eine neue Statistik erarbeiten. Die alte spielt keine Rolle mehr".

bundesliga.de: Herr Lienen, Sie sind jetzt seit einigen Tagen hier in Belek. Wie lautet Ihr erstes Fazit des Trainingslagers.

Ewald Lienen: Das Wetter war anfangs ja nicht ganz so schön, aber die Bedingungen sind besser als in Hamburg. Da war es sehr stürmisch, und die Plätze waren tief. Der Trainingsplatz hier ist in einem sehr guten Zustand.

bundesliga.de: Sie haben vor der Winterpause schon zwei Spiele mit der Mannschaft absolviert, ohne mit ihr trainiert zu haben. Wo liegen die Schwerpunkte hier im Trainingslager und welche Spiel-Idee wollen Sie den Spielern vermitteln?

Lienen: Natürlich arbeiten wir im konditionellen und taktischen Bereich, aber soviel Zeit dafür haben wir hier gar nicht gehabt, da wir in der Woche drei Spiele bestritten haben. Die machen den Schwerpunkt aus. Die Spiel-Idee kann nur sein, dass wir Spiele gewinnen wollen und dabei möglichst vernünftigen Fußball spielen wollen. Aber die Situation, in der wir uns befinden, gibt uns vor, dass wir Punkte holen müssen. Dabei muss es nicht immer sein, dass wir schön spielen oder gar das Spiel dominieren. Wir werden uns nicht entschuldigen, wenn wir Punkte holen, ohne gut zu spielen.

"Muss meine eigenen Erfahrungen machen"

bundesliga.de: Vor der Saison wurde St. Pauli zugetraut, im Aufstiegsrennen eine Rolle zu spielen. Können Sie erklären, warum sich die Mannschaft am Tabellenende wiederfindet?

Lienen: Es gibt Gründe, warum sich Mannschaften in bestimmten Situationen, obwohl sie vielleicht guten Fußball spielen können, in einer schlechten Position befinden. Das passiert, wenn sie zum Beispiel dauernd Gegentore kassiert und andererseits nicht genug Tore erzielt. Beides ist beim St. Pauli der Fall gewesen. Die Zahl der erzielten Tore war ganz ordentlich, die Anzahl der Tore, die man bekommen hat, war aber viel zu hoch. Deshalb stehen wir aktuell auf einem Abstiegsplatz. Und da wollen wir natürlich rauskommen.

bundesliga.de: Die Mannschaft hat in den ersten 15 Spielminuten nur ein Gegentor kassiert. Das ist Liga-Spitze. Haben Sie eine Erklärung dafür, dass sie danach oft einbricht?

Lienen: Das weiß ich nicht. Es macht aber auch keinen Sinn, sich damit zu beschäftigen. Das ist Vergangenheit. Jetzt muss ich meine eigenen Erfahrungen machen. Dafür machen wir bis zum Start der Rückrunde viele Testspiele. Gegentore haben natürlich damit zu tun, dass Fehler im Defensiv-Bereich gemacht werden, die Koordination nicht stimmt. Daran arbeiten wir jeden Tag im Training. Wir müssen uns damit beschäftigen, dass wir gut verteidigen - nicht nur die ersten 15 Minuten, sondern das ganze Spiel.

bundesliga.de: Lassen Sie uns trotzdem noch einmal über Statistiken reden. 39 Gegentore, neun Treffer nach Kontern kassiert, 19 Mal trafen gegnerische Mittelfeldspieler gegen St. Pauli - alles Negativwerte in der Liga. Da kann man doch nicht einfach drüber wegsehen...