Torsten Mattuschka traf in der 56. Minute zum 2:1
Torsten Mattuschka traf in der 56. Minute zum 2:1

Erleichterung bei Union, Alarmstimmung in Köln

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Berlin - Es war das Spiel der Enttäuschten: Bei der Begegnung des 1. FC Union Berlin gegen den 1. FC Köln waren es am Ende die Gastgeber, die den ersten Dreier einfuhren und damit den Anschluss ans Mittelfeld der Tabelle herstellten.

"Uns ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen"

"Wir sind alle erleichtert", brachte Unions Kapitän Torsten Mattuschka die Stimmung unter Spielern und Fans nach dem ersten Saisonsieg auf den Punkt. "Das war ganz wichtig für den Kopf, dass wir endlich mal ein Spiel gewonnen haben."



Der Regisseur der "Eisernen" hatte einen gehörigen Anteil an dem Erfolg. "Tusche" legte vier Torschüsse auf, glänzte mit einer Passquote von 75 Prozent und krönte seine gute Leistung mit dem Siegtreffer in der 56. Minute. "Uns ist mit dem Abpfiff ein Riesenstein vom Herzen gefallen", gab der 31-Jährige unumwunden zu: "Aber das ist ganz normal, denn wir sind in einer schwierigen Lage."

Nur ein Punkt aus den ersten fünf Spielen, schlechtester Zweitligastart der Vereinsgeschichte, erstmals in den fünf Jahren der Ära Uwe Neuhaus vier Ligaspiele am Stück verloren - so sah die Situation vor der Partie gegen die Domstädter aus. "Jetzt haben wir uns mal endlich belohnt für die letzten Wochen", erklärte Mattuschka. "Da haben wir zwar nicht immer gut gespielt, aber immer alles probiert, alles gegeben". Der verdiente Sieg gegen den "Effzeh" war vor allem der geschlossenen Mannschaftsleistung und dem größeren Kampfeswillen der Hausherren zu verdanken - darüber waren sich Sieger wie Verlierer einig.

Jetzt auch auswärts siegen



"Die Zuschauer haben uns nach vorn gepeitscht", lobte der Routinier des Publikum im zum dritten Mal in Folge ausverkauften Stadion An der Alten Försterei als wichtigen Faktor für den Erfolg. Mattuschkas Mittelfeldkollege Markus Karl fand die Unterstützung durch die Fans schlicht "unglaublich". So darf man andererseits leise Zweifel hegen, ob sich der Erfolg im kommenden Auswärtsspiel wiederholen lässt. Denn auf fremdem Platz ist Union in der Liga saisonübergreifend seit sieben Spielen sieglos und gewann zuletzt im März, mit 3:1 beim späteren Absteiger Alemannia Aachen.

Dennoch ist Kapitän Mattuschka optimistisch: "Wir haben in den letzten Jahren bei den Ost-Derbys immer ganz gut ausgesehen." Die Hauptstädter siegten im letzten Spiel gegen den nächsten Gegner Aue zuhause mit 1:0, im Erzgebirge gab es in der Hinrunde 2011/12 ein 1:1. Und die letzte Niederlage gegen die Sachsen liegt über neun Jahre zurück. Gute Voraussetzungen also für den 1. FC Union, am kommenden Mittwoch den ersten Auswärtsdreier seit über einem halben Jahr einzufahren.

Köln schon im Abstiegskampf?



In Köln dagegen herrscht Alarmstimmung. "Wir haben verdient verloren", räumte Thomas Bröker ein. Dabei hatte der Neuzugang aus Düsseldorf mit seinem Elfmetertor zum 1:0 die Rheinländer schon in der dritten Minute in Führung gebracht. Doch "dann hören wir auf Fußball zu spielen und laden die Unioner zum Ausgleich ein", analysierte der Offensivmann schonungslos das Spiel seiner Mannschaft. Ob nunmehr für den FC Abstiegskampf angesagt ist? "Dazu möchte ich noch nichts sagen", erklärte Bröker.

Fakt ist, nicht nur die Leistung beim Gastspiel in der Hauptstadt stimmte nicht. Noch viel ernüchternder sind die nackten Zahlen: Aus sechs Spielen holte Köln nur zwei Punkte, in den letzten 15 Ligaspielen blieben die Domstädter ohne Sieg. Damit steht das Team von Holger Stanislawski aktuell auf einem Abstiegsplatz. Vielleicht noch erschreckender: In den 540 Spielminuten der aktuellen Zweitligasaison gelang noch kein einziger Treffer aus dem Spiel heraus! Beide FC-Tore erzielte Bröker per Elfmeter.

Gas geben gegen Frankfurt



Auch Kapitän Miso Brecko, der bei beiden Gegentoren eine unglückliche Figur abgab, wollte noch nichts von Abstiegskampf hören, weiß aber auch: "Wir müssen so schnell wie möglich Punkte holen." Der junge Keeper Timo Horn, dem die Niederlage am wenigsten anzulasten ist, konstatierte: "Wir sind natürlich erstmal da unten drin." Dennoch bleibt der 19-Jährige optimistisch: "Wir sind so stark, dass wir da auch wieder rauskommen."

Bröker gab dafür schon mal die Parole aus: "Wir haben Dienstag das nächste Spiel, da heißt es: Gas geben." Die Aufgabe wird allerdings nicht leicht, geht es doch gegen den FSV Frankfurt. Das Team von Benno Möhlmann ist eines der Überraschungsteams der bisherigen Saison. Mit 14 Punkten rangieren die Hessen aktuell in der Spitzengruppe der Liga.

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo