Den Anfang für das Ausstellungsprojekt macht ein Container, der auf dem Südkurvenvorplatz des Millerntor-Stadions zu besichtigen ist
Den Anfang für das Ausstellungsprojekt macht ein Container, der auf dem Südkurvenvorplatz des Millerntor-Stadions zu besichtigen ist

Ein Jahrhundert St. Pauli mit Spuren und Kratzern

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Der exakte Zeitpunkt ist der 15. Mai 2010. Dann feiert der FC St. Pauli von 1910 e.V. sein hundertjähriges Bestehen. Natürlich feiert St. Pauli nicht nur an dem einen Tag: Das Jubiläumsjahr begehen die Hamburger mit zahlreichen Veranstaltungen, unter denen eine Ausstellung einen ganz besonderen Stellenwert einnehmen wird.

Obwohl sich der FC St. Pauli seit Februar 2002 und einem 2:1-Sieg gegen den FC Bayern unbescheiden als "Weltpokalsiegerbesieger" betitelt, bestimmen weniger die sportlichen Erfolge und Pokale das besondere Selbstverständnis des Clubs.

Keine rein erfolgsorientierte Sportkultur

Deshalb weist die schon die Homepage fcstpauli100.com auf den außergewöhnlichen Ansatz der Ausstellung hin:

"Im Unterschied zu vielen anderen Vereinen und Anhängern einer rein erfolgsorientierten Sportkultur sind es beim FC St. Pauli nicht die materiellen sondern vornehmlich die immateriellen Dinge, die unseren Verein charakterisieren und auszeichnen. Deshalb wird es auch primäres Anliegen unserer Ausstellung sein, unsere Besucherinnen und Besucher für die Bedeutung und den Erhalt einer immateriellen Kultur zu sensibilisieren."

Aufruf an die Fans

Um seine in Deutschland wohl einzigartige Fußball- und Vereinskultur zu erhalten, plant St. Pauli den Aufbau eines Archivs. Sowohl ein reales, materielles Vereinsarchiv als auch ein virtuelles, das die Bestände des eigenen sowie anderer Archive und Sammlungen dokumentiert.

Deshalb ruft St. Pauli seine Fans auf, sich aktiv zu beteiligen. Durch Stiften oder Leihen aller möglichen Vereinsutensilien aus alten Kisten und Zeiten. Oder durch handwerkliches Können, technisches Geschick oder fachliches Wissen.

Ausstellung ab Juni 2010

"Diese Ausstellung lebt durch die Teilnahme seiner Fans und Mitarbeiter. Denn eigentlich hatte der Verein St. Pauli nichts über seine Geschichte gesammelt oder dokumentiert. Aber wir haben jetzt schon viele schöne und überraschende Dinge zur Verfügung gestellt bekommen, darauf können die Besucher der Ausstellung richtig gespannt sein", sagt Andreas Kahrs, der Projektleiter 100 Jahre FC St. Pauli.

Die Ausstellung, die im Juni 2010 eröffnet werden soll, wird aus vier übergeordneten Themenkomplexen bestehen. Im ersten Bereich werden die Besucherinnen und Besucher an die Fakten, Farben und Facetten des Vereins herangeführt. Es folgt ein Rundgang durch die Historie der Stadien und Spielstätten; die Gäste nehmen teil an den schönsten und tragischsten Momenten der sportlichen und vereinspolitischen Ereignisgeschichte.

Ausstellung in See-Containern untergebracht

Im dritten Bereich erfahren die Besucher Hintergründe und Ausprägungen sozialen Engagements, politischer Verantwortung und kultureller Interessen. Im letzten Teil darf sich das Publikum mit den gesellschaftlichen Interaktionen des Vereins vertraut machen, wie mit den Beziehungen zu seinem Stadtteil, mit Ansätzen medialer Rezeption sowie mit Fragen nach der Selbst- und Fremdwahrnehmung des FC St. Pauli.

Typisch St. Pauli, dass die Ausstellung in 40 Fracht- bzw. See-Containern untergebracht sein wird. Nicht zuletzt auch aus romantischen Gründen, wie es die Jubiläumshomepage ausdrückt: "Und ähnlich der Geschichte unserer Container, die auf ihrer Reise um die Welt einige Spuren und Kratzer davongetragen haben, ist auch der FC St. Pauli im Laufe seines 100jährigen Lebens nicht ganz ungezeichnet geblieben."

Erster Container steht als "Ausstellungsstück"

Der erste Container steht bereits auf dem Südkurvenvorplatz am Millerntor-Stadion. In den Vereinsfarben Braun und Weiß sowie der Aufschrift "Ausstellungsstück". In diesem ersten Container können sich Neugierige schon jetzt über die geplante Ausstellung informieren, außerdem dient die Metallbehausung vorerst als (Ideen-)Werkstatt für die Jubiläumsplaner.

Stefan Kusche