Sind sich alle einig: Präsident Ingo Wellenreuther, Trainer Markus Kauczinski und Manager Jens Todt (v.l.)
Sind sich alle einig: Präsident Ingo Wellenreuther, Trainer Markus Kauczinski und Manager Jens Todt (v.l.)

KSC vor der Rückrunde: Ein echtes Team

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Köln - Der Karlsruher SC hat eine starke Hinrunde hinter sich und überzeugte in der Wintervorbereitung. Am Saisonziel ändert sich dadurch nichts, betonen die Verantwortlichen. Doch auch sie spielen längst alle Eventualitäten durch. Auch den Aufstieg.

Erfolgreiche Vorbereitung

Es ist noch gar nicht so lange her, als ein gewisser Jens Todt beim VfL Wolfsburg arbeitete. Von Februar 2010 bis zum Sommer 2011 leitete der Ex-Profi (SC Freiburg, VfB Stuttgart, Werder Bremen) das Nachwuchsleistungszentrum der Niedersachsen – eine wertvolle Erfahrung, wie er noch heute betont.

Am vergangenen Freitag ist Todt zurückgekehrt nach Niedersachsen. Als Manager des Karlsruher SC sah er, wie seine Mannschaft sich eine 1:2-Niederlage beim Tabellen-Zweiten der Bundesliga abholte. "Wir haben gesehen, dass es zur Bundesligaspitze noch ein weiter Weg ist", sagte Todt nach der Partie. Seine Lippen dürfte dabei ein ironisches Lächeln umspielt haben, das auch Coach Markus Kauczinski so gut draufhat. Beide wissen natürlich nur allzugut, dass sie sich mit Wolfsburg oder Bayern nicht zu messen brauchen und trotzdem vor einer spannenden Rückrunde stehen.

Der KSC startet am übernächsten Wochenende als Zweiter der Zweiten Liga in die zweite Halbserie. Schon das ist eine Sensation für eine Mannschaft, die mit ihrem 16-Millionen-Etat vor der Saison nichts anderes vorgehabt hatte, als einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen und "vielleicht mal oben anzuklopfen" (Kauczinski).

Allerdings dürfte es schwer werden, die Euphorie im Badischen im Zaum  zu halten. Zumal nach dieser Winter-Vorbereitung, in der die Badener ein gutes Ergebnis an das nächste reihten: Mit dem 2:1-Sieg gegen die SG Sonnenhof Großaspach war noch zu rechnen gewesen, doch sowohl das 2:2 gegen den FC Basel als auch das 5:0 gegen den SC Freiburg übertrafen die Erwartungen bei weitem. Beim Sieg gegen die nach langen Trainingseinheiten völlig ausgepowerten Südbadener war sogar ein Klassenunterschied festzustellen, der SC wurde mit schönem Kombinationsfußball nach allen Regeln der Kunst ausgekontert.

Sallahi soll das Tempo erhöhen

Doch auch unabhängig von den Ergebnissen zieht man beim KSC ein positives Fazit der Winter-Vorbereitung. Dass sich Marvin Mehlem eine Sprunggelenkverletzung zuzog, blieb der einzige Wermutstropfen: "Der Trainingsplatz in Rota war der beste, den wir je hatten", sagte Kauczinski, der trotz der Abgänge von Selcuk Alibaz (Erzgebirge Aue) und Koen van der Biezen (Arminia Bielefeld) keine Schwächung des Kaders befürchtet.

Die Youngster Boubacar Barry und Matthias Bader zeigten in Spanien, dass sie schon weit näher an der ersten Mannschaft sind, als man ihnen das zugetraut hatte. Mit Yili Sallahi, der im Winter von der U23 des FC Bayern kam, hat Kauczinski mehr Optionen im Mittelfeld. Der 20-Jährige soll das Tempo auf der linken Außenbahn erhöhen, dafür könnte Hiroki Yamada ins Zentrum rücken; die erklärte Wunschposition des starken Japaners, den Jens Todt mit seinen guten Kontakten nach Asien ins Badische gelotst hatte.

Einigkeit – auch rhetorisch

Der Manager gibt dann auch die Tonlage vor, wenn es um den möglichen Aufstieg geht: Alles kann, nichts muss, lautet die Devise: "Wir planen grundsätzlich für die zweite Liga, würden uns aber auch nicht auf dem falschen Fuß erwischen lassen, wenn es klappt." An diese Sprachregelung halten sich alle beim KSC, von Präsident Ingo Wellenreuther über die sportliche Leitung bis zu den Spielern – so viel Einigkeit herrschte in Karlsruhe seit Jahren nicht mehr. Wer sich die Trainingseinheiten im heimischen Wildpark anschaut, sieht ein hochkonzentriertes Team, das den schmalen Grat zwischen Optimismus und Hochmut dennoch nie überschreitet.

Am kommenden Samstag wartet vor heimischer Kulisse mit dem Testspiel gegen den FSV Frankfurt der letzte Härtetest, ehe es am 8. Februar gegen Fortuna Düsseldorf um Punkte geht.

Christoph Ruf