Albert Streit (l.) feiert bei der Alemannia sein Comeback im Profifußball
Albert Streit (l.) feiert bei der Alemannia sein Comeback im Profifußball

"Eigentlich hatte ich meine Karriere schon beendet"

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Aachen - Albert Streit ist wieder da. Der 31-Jährige, der in den letzten Jahren für die zweite Mannschaft von Schalke 04 gespielt hatte, unterschrieb in der Winterpause einen Vertrag bei Alemannia Aachen. Vor allem dem Aachener Coach Friedhelm Funkel ist es zu verdanken, dass der technisch versierte Mittelfeldspieler seine Karriere nicht beendete und in der Kaiserstadt einen Neuanfang macht, wie er bundesliga.de im Interview verriet.

bundesliga.de: Herr Streit, wie viel Spaß hat Ihnen das erste Trainingslager unter Profibedingungen nach längerer Zeit gemacht?

Albert Streit: Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, vor allem hat es mich aber körperlich weitergebracht. Die hohe Belastung ist wichtig für mich, um wieder in Form zu kommen. Schließlich habe ich eine Zeit lang nicht gespielt.

bundesliga.de: Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Ihren neuen Kollegen bei der Alemannia? Wie wurden Sie aufgenommen?

Streit: Eigentlich hat die Eingewöhnung nur ein paar Tage gedauert. Wir haben viele junge Spieler hier in Aachen, die haben mich super aufgenommen. Und mit Timo Achenbach gibt es einen Spieler, mit dem ich schon beim 1. FC Köln zusammengespielt habe.

bundesliga.de: Wie groß ist die Vorfreude auf die Rückrunde?

Streit: Ziemlich groß. Von mir aus kann es morgen losgehen.

bundesliga.de: Sie kennen Alemannia-Trainer Friedhelm Funkel aus gemeinsamen Tagen in Frankfurt. Welchen Anteil hat er daran, dass Sie bei der Alemannia unterschrieben haben?

Streit: Ich würde sagen, sein Anteil lag bei 90 Prozent. Vielleicht sogar ein bisschen mehr.

bundesliga.de: Was hat Ihnen der Trainer gesagt, was er von Ihnen erwartet und wie Sie der Mannschaft weiterhelfen können?

Streit: Ich bin jetzt 31 Jahre alt und kann der Mannschaft mit meiner Erfahrung hoffentlich helfen. Wenn dann noch ein paar Vorlagen oder sogar Tore dabei herauskommen, umso besser. Der Trainer erwartet, dass ich über die Außenbahn das Offensivspiel belebe.

bundesliga.de: Wie kurz waren Sie davor, Ihre Karriere zu beenden?

Streit: Eigentlich hatte ich meine Karriere schon beendet. Nach der Vertragsauflösung in Schalke hatte ich mit dem Thema Profifußball im Prinzip abgeschlossen. Bis Friedhelm Funkel sich gemeldet hat.

bundesliga.de: Können Sie die Leute verstehen, die Ihrem Engagement in Aachen skeptisch gegenüberstehen?

Streit: Ich habe schon oft gesagt: Die Leute sollen meine Leistung auf dem Platz beurteilen. Wenn ich gut spiele, sollen sie mich loben, wenn ich schlecht spiele, dürfen sie mich kritisieren. Ich möchte hier bei der Alemannia Fußball spielen und dem Verein helfen, den Klassenerhalt zu schaffen. Warum sollte man dem skeptisch gegenüberstehen?

bundesliga.de: Wie gehen Sie mit Ihrem Image des Abkassierers, das aus Ihrer Schalker Zeit stammt, um?

Streit: Ich habe mich damit abgefunden, dass ich in dieser Schublade stecke. Wenn ich all die Artikel lese, die über mich geschrieben wurden, kann ich den Leuten nicht verübeln, dass sie so denken. Leider hat sich nie jemand die Mühe gemacht, sich meine Sicht der Dinge anzuhören.

bundesliga.de: Welche Ziele haben Sie sich in Aachen gesteckt?

Streit: Ich möchte es mir selbst noch mal beweisen und mich anders von der Fußballbühne verabschieden.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie die Chancen, mit der Alemannia den Klassenerhalt zu schaffen? Wie schätzen Sie das Potenzial ein?

Streit: In der Hinrunde wurden viele Punkte unnötig verschenkt, sonst könnten wir viel weiter oben stehen. Wenn wir es schaffen, die individuellen Fehler abzustellen, schaffen wir den Klassenerhalt.

bundesliga.de: Können Sie sich vorstellen, auch längerfristig in Aachen zu spielen?

Streit: Ich werde im März 32, da plane ich nicht mehr so weit im Voraus. Mal sehen, wie es im Sommer weitergeht.

Die Fragen stellte Tobias Gonscherowski