Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht lassen Spekulationen über einen etwaigen Aufstieg der Eintracht kalt
Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht lassen Spekulationen über einen etwaigen Aufstieg der Eintracht kalt

"Dürfen uns nicht in 48 Punkten suhlen"

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München - Der Gunst des Adlers kann sich Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht sicher sein. Bernd Franke (im Portrait), der für die Eintracht 433 Spiele absolvierte, konnte so hoch springen, beinahe fliegen, dass er in Braunschweig immer noch den Kosenamen Adler trägt.

Das Eintracht-Idol ist von seinen Nachfolgern, den Schützlingen Lieberknechts, hellauf begeistert. "Die Jungs spielen wirklich einen sehr guten, einen herzerfrischenden Fußball auf hohem Niveau", sagte Franke, der am Dienstag seinen 65. Geburtstag feierte. Das Unternehmen Bundesliga ist für ihn beschlossene Sache: "Die Eintracht steigt auf. Das wäre für mich ein perfektes nachträgliches Geburtstagsgeschenk."

Soweit ist Lieberknecht noch lange nicht. Der "Löwen"-Coach will von derartigen Prognosen nichts wissen. "Für uns sind das Spielereien", sagt der 39-Jährige. Im Interview mit bundesliga.de spricht Lieberknecht außerdem über das Remis gegen Aalen, sein goldenes Händchen und die K&K-Offensive.

bundesliga.de: Herr Lieberknecht, knapp an der ersten Heimniederlage seit einem Jahr vorbeigeschrammt. Warum hat der sonst so heimstarke Eintracht-Motor gegen den Aufsteiger gestottert?

Torsten Lieberknecht: Wir waren über 90 Minuten spielbestimmend und haben uns permanent Torchancen erarbeitet. Im Abschluss haben wir in der ein oder anderen Szene die Konsequenz vermissen lassen. Trotzdem wäre ein Sieg nicht nur möglich, sondern auch verdient gewesen. Wir haben gegen eine extrem tief stehende Mannschaft alles abgerufen, aber es hat eben dieses Mal nicht zum Sieg gereicht. Das ist kein Beinbruch.

bundesliga.de: Joker Pierre Merkel hat schon nach 17 Sekunden gestochen. Mit seiner Einwechslung haben Sie ein goldenes Händchen bewiesen, oder?

Lieberknecht: Das war die letzte Möglichkeit, ihn zu bringen. Es waren noch fünf Minuten zu spielen und ich habe gehofft, dass noch die ein oder andere Standardsituation kommt. Er hat gegen Aalen nicht das erste Mal bewiesen, dass er nach seiner Einwechslung sofort zu 100 Prozent da ist und hat ein sensationelles Kopfballtor gemacht.

bundesliga.de: Das Fehlen des Angriffsduos Dennis Kruppke und Domi Kumbela hat sich deutlich bemerkbar gemacht. Wie stark ist ihre Mannschaft von den beiden abhängig?

Lieberknecht: Dennis Kruppke ist ja nicht das erste Mal verletzt gewesen. Er hat zuhause gegen Union Berlin und in Paderborn gefehlt und wir haben das kompensiert. In Pierre Merkel hat jetzt ein anderer Stürmer getroffen, auch Orhan Ademi hat seine Sache in den letzten beiden Spielen sehr gut gemacht. Aalen hat einfach gut verteidigt, es wäre es auch mit den beiden schwer geworden.

bundesliga.de: Die K&K-Offensive hat 20 von 37 Braunschweiger Treffern erzielt. Könnte die Eintracht einen Ausfall der beiden dauerhaft kompensieren?

Lieberknecht: Es wäre für jeden Verein fatal, wenn zwei solche Leistungsträger wegbrechen würden. Ein Fehlen von Kruppke bei uns ist vergleichbar mit einem Ausfall Ronnys bei Hertha BSC. Aber man hat in Paderborn gesehen, dass bei uns auch andere Tore schießen können, als in Deniz Dogan und Oliver Petersch ein Abwehr- und ein Mittelfeldspieler getroffen haben. Wir können das kompensieren und darin liegt auch unsere Stärke.

bundesliga.de: Braunschweig hat nach 21 Partien 48 Punkte auf dem Konto. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel haben 66 Zähler immer für Platz 2 gereicht. Aus den verbleibenden 13 Spielen müsste die Eintracht also noch 18 Punkte holen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die "Löwen" nächstes Jahr nicht erstklassig spielen.

Lieberknecht: Zu diesem Zeitpunkt 48 Punkte zu haben, ist ein Wort. Aber wir dürfen uns nicht zurücklehnen und uns darin suhlen.

bundesliga.de: Aus objektiver Sicht ist der Braunschweiger Aufstieg quasi beschlossene Sache. Wie gehen Sie als Trainer damit um?

Lieberknecht: Das interessiert uns Nullkommanull. Für uns sind das Spielereien, an denen wir uns nicht beteiligen. Und das ist nicht einfach so dahergeredet, das ist meine absolute innere Überzeugung.

bundesliga.de: Laufen im Verein schon erste Planungen für die Bundesliga? Zum Beispiel in Sachen Kader.

Lieberknecht: Nein, überhaupt nicht.

bundesliga.de: Am Freitag gastieren Sie mit Ihrer Mannschaft bei Jahn Regensburg. Der SSV hat am vergangenen Spieltag mit ein Lebenszeichen im Abstiegskampf abgegeben. Was erwartet Sie in der Oberpfalz?

Lieberknecht: Regensburg hat nicht nur ein Lebenszeichen abgegeben. Die Mannschaft hat mit dem neuen Trainer Franciszek Smuda und einigen Neuverpflichtungen einen neuen Spielstil entwickelt und ist in beiden Spielen nach der Winterpause sehr mutig aufgetreten. Der Jahn hat eine sehr unbequeme Mannschaft.

Das Gespräch führte David Schmidt