Tobias Kempe (l.) bejubelt nach einem Fehler von Kölns Keeper Timo Horn (r.) den Ausgleich für Dresden (© Imago)
Tobias Kempe (l.) bejubelt nach einem Fehler von Kölns Keeper Timo Horn (r.) den Ausgleich für Dresden (© Imago)

Dresden als gefühlter Sieger gegen Köln

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Dresden - Es war ein enges Spiel, der SG Dynamo Dresden zum Auftakt gegen den 1. FC Köln. Naheliegend, dass in der Analyse zunächst die wenigen spielentscheidenden Szenen im Mittelpunkt standen. Dabei hatte die Partie durchaus weitergehende Erkenntnisse parat.

Dresden mit überraschender Aufstellung

Timo Horn, Benjamin Kirsten, Anthony Ujah und Tobias Kempe: Zwei Torhüter, zwei Offensivleute, zwei Dresdner, zwei Kölner. Sie waren es, die nach Abpfiff besonders in den Fokus rückten.

Zuvorderst natürlich der Schlussmann der Gäste, der mit seiner kuriosen Fehlerkette in der 78. Minute den Dresdner Ausgleich durch Tobias Kempe ermöglichte. Aber auch Horns Pendant auf Seiten Dynamos, Benjamin Kirsten, war Gegenstand intensiver Diskussionen. Der SGD-Keeper hielt sein Team mit mehreren starken Paraden im Spiel. Er war es aber auch, von dem selbst sein Trainer Peter Pacult später sagte, dass er für seine Aktion gegen Roman Golobart in der 59. Minute hätte vom Platz fliegen können. Schiedsrichter Wolfgang Stark beließ es jedoch bei einer Ermahnung.

Auch als Kempe vorne gerade das 1:1 erzielte, war Kirsten hinten in eine Aktion verwickelt, die nicht ganz astrein aussah: Kölns Torschütze Ujah lag im Strafraum der Dresdner und Kirsten war offenbar der Meinung, dass der Nigerianer nur simuliert. Und versuchte deshalb, den Stürmer eigenhändig vom Feld zu ziehen.



Was bei all den aufgeregten Diskussionen etwas aus dem Blick geriet, waren zwei aus Dresdner Sicht hochinteressante Aspekte: Zum einen die Aufstellung von Dynamo. Alle Beobachter hatten im Vorfeld mit einem 4-4-2-System gerechnet, mit Kapitän Mickael Pote und Rückkehrer Zlatko Dedic als Doppelspitze sowie Kempe und Idir Ouali auf den Außenbahnen, zwischen ihnen eine Doppelsechs aus Anthony Losilla und Neuzugang Christoph Menz.

Doch Peter Pacult zeigte allen eine lange Nase und stellte ein 4-2-3-1 auf. Als Zehner fungierte darin Cristian Fiel, der eigentlich eher im defensiven Mittelfeld zuhause ist. Kempe und Dedic saßen hingegen zunächst auf der Bank. "Das habe ich schon nach dem Testspiel gewusst", verriet der Österreicher, dass er sich früh für diese Variante entschieden hatte.

Pacult begründete die Entscheidung damit, dass Pote, Dedic, Kempe und Trojan, der anstelle von Kempe in der Startelf stand, nach Verletzungen allesamt noch nicht hundertprozentig fit gewesen seien. "Ich kann nicht drei Spieler beginnen lassen, die nach 60 oder 70 Minuten einbrechen, wenn ich nur drei Mal wechseln kann", erklärte der SGD-Trainer. Auch der Respekt vor den spielstarken Kölnern dürfte dabei eine gewisse Rolle gespielt haben. Wobei Pacult dann auch noch bei seinen Einwechslungen ein glückliches Händchen bewies: Dedic sorgte ab der 65. Minute für Belebung im Dresdner Angriffsspiel und Kempe sicherte seinem Team mit dem 1:1 einen Punkt.

Pacults Taktik geht auf



"Im Großen und Ganzen ist das aufgegangen", bilanzierte Pacult seinen Überraschungscoup: "Wir können zufrieden sein." Tatsächlich, und das war der zweite wichtige Aspekt der Partie, war der Dresdner Punktgewinn gegen den Aufstiegskandidaten vom Rhein unter dem Strich nicht unverdient. Zwar hatte das Team von Pacults Landsmann Peter Stöger mehr hochkarätige Chancen. Doch zum einen gilt Benny Kirsten nicht umsonst als einer besten Keeper der Liga. Zum anderen hielt Dynamo kämpferisch gut dagegen und erspielte sich auch selber diverse gute Möglichkeiten.

Anders als noch in der Rückrunde 2012/13, als Dresden gegen die "Geißböcke" mit 0:2 durch zwei Ujah-Tore das bisher einzige Heimspiel in diesem Kalenderjahr verlor, spielten die Schwarz-Gelben diesmal nicht nur gut mit, sondern holten mit dem Punktgewinn etwas Zählbares. Auch wenn der Ausgleich glücklich zustande kam: Erst die Tatsache, das Pote gegen Horn so entschlossen nachsetzte, ermöglichte das Tor. Folglich hatte Dynamo nach Abpfiff einen Punkt auf dem Konto, mit dem nicht unbedingt zu rechnen war.

Stöger hadert mit dem Ergebnis



Und Köln? Der neue Trainer Stöger war "mit dem Spiel meiner Mannschaft über weite Strecken zufrieden, mit dem Ergebnis allerdings nicht". Kölns neuer Sportdirektor Jörg Schmadtke sieht sein Team vor dem Heimspiel gegen seinen alten Verein, den Lokalrivalen und Aufstiegskonkurrenten Fortnua Düsseldorf, jedenfalls noch lange nicht unter Zugzwang: "Wir werden ein ausverkauftes Haus und danach wieder neue Erkenntnisse über unsere Mannschaft haben - das ist doch schön."

Der FC-Manager betrachtet es ganz sachlich: "Wir haben eine gute und junge Manschaft", bei der sich "ein paar Dinge noch verändern und verbessern müssen".

Aus Dresden berichtet Andre Anchuelo