Fabian Lustenberger (l.) lieferte als Sechser in Bochum eine souveräne Leistung ab
Fabian Lustenberger (l.) lieferte als Sechser in Bochum eine souveräne Leistung ab

"Dieser Vorsprung muss reichen"

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Bochum - Mit dem 2:0-Erfolg in Bochum hat Hertha BSC einen Riesenschritt Richtung Aufstieg gemacht. Über eine souveräne Leistung und den Schlüssel zum Erfolg, über Herthas Aufstiegschancen und das nächste Spiel gegen Osnabrück hat bundesliga.de nach der Partie mit Berlins Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger gesprochen.

bundesliga.de: Fabian Lustenberger, ein klarer Sieg im direkten Aufstiegsduell - Sie dürften sehr zufrieden sein?

Fabian Lustenberger: Es war von der ersten bis zur letzten Minute ein souveräner Auftritt von uns. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht und hinten sehr wenig zugelassen. Es war ein absolut verdienter Sieg, mit dem wir die Bochumer in der Tabelle auf Distanz gehalten haben.

bundesliga.de: Bochum hatte nicht eine echte Torchance. War die Berliner Defensive der Schlüssel zum Erfolg?

Lustenberger: Wir haben alle defensiv sehr gut gearbeitet, auch unsere Offensivspieler. Das macht es natürlich für Peter Niemeyer und mich im defensiven Mittelfeld einfacher, die Bälle abzufangen, die Gegner zu kontrollieren und dann das Spiel nach vorne zu forcieren. Da kann man den Spielern vor uns ein großes Lob aussprechen. Sie haben wirklich sehr gute Arbeit abgeliefert. Es war auch wichtig, dass Ramos und in der zweiten Halbzeit Raffael so viel nach hinten gearbeitet haben, weil der VfL mit drei zentralen Mittelfeldspielern agiert hat.

bundesliga.de: Hatten Sie sich die Aufgabe in Bochum schwieriger vorgestellt? Immerhin war der VfL seit 15 Spielen unbesiegt.

Lustenberger: Na ja, einfach war es nicht! Es war trotz des letztlich souveränen Sieges ein großer Aufwand, den wir betreiben mussten. Da war viel läuferische Arbeit gefragt. Aber es ist uns gelungen, den Bochumern unser Spiel aufzuzwingen. Wir haben sie kommen lassen, sie haben es dann oft mit langen Bällen versucht und sind an unseren kopfballstarken Spielern gescheitert.

bundesliga.de: War das einzige Manko diesmal die Chancenverwertung? Hätte man die Konter besser ausgespielt, wäre schon eher alles klar gewesen.

Lustenberger: Letztlich hatten wir fünf sehr gute Chancen und haben daraus zwei Tore gemacht. Das ist keine so schlechte Quote. Es stimmt schon, dass wir das Spiel früher hätten entscheiden können, wenn wir eher nachgelegt hätten. Aber wir haben immerhin noch das zweite Tor geschossen und hatten so für die unmittelbare Schlussphase in den letzten Minuten mehr Ruhe. Sonst hätte Bochum sicher noch einmal alles versucht.

bundesliga.de: Der BVB will sich in der Bundesliga mit fünf Punkten Vorsprung die Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen. Hertha hat jetzt in der 2. Bundesliga sogar sieben Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz. Darf man zum Aufstieg gratulieren?

Lustenberger:(lacht) Nein, das noch nicht! Aber dieser Vorsprung muss reichen, ganz klar! Wir haben es selbst in der Hand und können uns auf dem Weg in die Bundesliga nur selbst schlagen. Aber wenn wir so weiterspielen wie in Bochum und auch weiter so konzentriert auftreten, dann wird es am Ende reichen. Aber noch sind es fünf Spiele, das bedeutet noch fünf Mal harte Arbeit. Und dann können wir uns selbst belohnen.

bundesliga.de: Was ist aus Ihrer Sicht das Erfolgsgeheimnis der Hertha? Vor allem die Reife und Erfahrung?

Lustenberger: Es ist von allem ein bisschen. Wir haben vor allem auch einen sehr guten Teamgeist und einen tollen Zusammenhalt. Ich bin jetzt das vierte Jahr bei der Hertha, aber so extrem habe ich das zuvor nicht erlebt. Wir haben alle untereinander wirklich ein sehr gutes Verhältnis. Das sieht man nicht nur im Training, das sieht man auch in den Spielen. Und wenn die Stimmung so gut ist, dann macht es auch mehr Spaß, miteinander zu arbeiten. Der Erfolg gibt uns sicher recht in jeglicher Hinsicht.

bundesliga.de: Reicht der Teamgeist auch, um in der Bundesliga zu bestehen? Hat diese Mannschaft das Zeug für das "Oberhaus"?

Lustenberger: Ich denke schon! Einiges dürfte dort für uns sogar etwas einfacher werden, wenn wir nicht immer das Spiel machen müssen. Dann stehen wir hinten gut und haben vorne die nötige Qualität für ein Tor mit Spielern wie Ramos oder jetzt in Bochum auch mit Raffael, der von der Bank kommt und ein sehr gutes Spiel macht. Die Spielweise anderer Mannschaften in der Bundesliga könnte uns also sogar entgegenkommen. Aber das ist Zukunftsmusik. Noch spielen wir in der 2. Bundesliga und wollen da erfolgreich sein.

bundesliga.de: Ist auch die Meisterschaft ein Ziel oder zählt nur der Aufstieg?

Lustenberger: Wie gesagt, wir haben es selbst in der Hand, als Erster aufzusteigen. Wenn wir beim Aufstieg so eine kleine Schale mitnehmen, ist das auch nicht das Schlechteste. Wir werden alles daran setzen, das zu schaffen. Aber wenn es am Ende doch nur zum 2. Platz reichen sollte und wir wieder in der Bundesliga sind, wird auch niemand lange traurig sein. Es geht einfach darum, direkt aufzusteigen.

bundesliga.de: Könnte es ein Problem werden, die Konzentration jetzt hoch zu halten für das Spiel gegen den VfL Osnabrück und die Partien danach?

Lustenberger: Zunächst hatten wir allen Grund, uns über den Sieg in Bochum zu freuen. Aber jetzt geht es darum, sich etwas zu erholen und dann ab Mittwoch voll konzentriert vorzubereiten auf den Samstag. Es geht darum, jetzt nachzulegen. Das wird fast das wichtigere Spiel als in Bochum. Es wird sicherlich keine einfache Partie, zumal sehr viel von uns erwartet wird. Aber diesen Druck haben wir schon die gesamte Saison über und sind damit zumeist sehr gut umgegangen. Das müssen wir gegen Osnabrück erneut bestätigen.

bundesliga.de: In dieser Saison hat Hertha schon häufiger Punkte abgegeben gegen vermeintlich kleinere Teams, zuletzt gegen Ingolstadt. Muss man also Sorgen haben vor Osnabrück?

Lustenberger: Vielleicht ist es manchmal tatsächlich so, dass wir uns gegen solche Mannschaften ein wenig schwerer tun. Aber das ist ein wenig auch unser Schicksal, dass sich gerade die kleineren Mannschaften oft hinten reinstellen und in erster Linie versuchen, unser Spiel zu zerstören. Aber zumeist haben wir das ganz gut gelöst. Ich hoffe, das gelingt uns am Samstag auch wieder.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte