Im Trikot des SV Wehen Wiesbaden hat Sandro Schwarz (l.) insgesamt 101 Spiele bestritten
Im Trikot des SV Wehen Wiesbaden hat Sandro Schwarz (l.) insgesamt 101 Spiele bestritten

Die Hoffnung auf das "Klopp-Prinzip"

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Auf dem Feld ist Sandro Schwarz für den SV Wehen Wiesbaden vier Jahre lang jedem erreichbaren Ball hinterhergegrätscht, auch in der aktuellen Saison stand er 21 Mal für die Hessen auf dem Platz. Als Trainer Wolfgang Frank entlassen wurde, zögerte der 30-Jährige keine Sekunde, als ihm das Angebot gemacht wurde, den Posten des Teamchefs bis zum Ende der Saison zu übernehmen.

Nun soll er den SVWW zusammen mit Cheftrainer Hans Werner Moser wieder in die Erfolgsspur zurückbringen und das scheinbar Unmögliche - den Klassenerhalt - doch noch möglich machen. Schwarz' Trainerkarriere beginnt mit einer schweren Hypothek: Nach sieben Niederlagen in Folge beträgt der Abstand des Tabellenletzten auf den Relegationsrang bereits acht Punkte.

"Ein ungewöhnlicher Schritt"

Auch wenn Schwarz keinerlei Erfahrung als Trainer vorweisen kann, vertraut Vizepräsident Markus Hankammer ganz in dessen Fähigkeiten, die er schon als Kapitän gezeigt hatte. "Sicher ist dieser Schritt ungewöhnlich, aber eine externe Lösung kam für uns nicht in Frage. Sandro kennt die Mannschaftsinterna wie kein Zweiter", ist der Clubboss überzeugt, nach Christian Hock und Wolfgang Frank mit Schwarz nun den richtigen Mann für sein Team gefunden zu haben.

Seit 1997 spielte Schwarz zunächst sieben Jahre für den 1. FSV Mainz 05, bevor er dann, nach einem kurzen Abstecher zu Rot-Weiss Essen, 2005 nach Wiesbaden wechselte. In Mainz spielte er mehrere Jahre mit einem gewissen Jürgen Klopp zusammen, der heute Coach bei Borussia Dortmund ist.

Wissen richtig nutzen

Dessen Trainerkarriere begann ganz ähnlich wie die von Sandro Schwarz. Als 2001 der Coach der 05-er, Eckhard Krautzun, entlassen wurde, sprang der damalige Mainzer Spieler Klopp für ihn ein. Was dann folgte, hatte keiner erwartet: Er rettete den Club vor dem Abstieg in die Regionalliga und konnte - nach zwei Spielzeiten als unglücklicher Vierter - 2004 sogar den Aufstieg in die Bundesliga feiern.

Der damals 33-Jährige stellte sich als echtes Naturtalent heraus, er wusste, wie man die Spieler motiviert, und fand sich schnell in seiner Chef-Rolle zurecht - auch wenn er noch keine Trainerausbildung hatte.

Klopp hat es vorgemacht - jetzt will es ihm Schwarz nachtun. Die Mannschaft jedenfalls ist vom neuen Trainer überzeugt. "Sandro hat als Spieler mitbekommen, was unter Hock und Frank falsch gelaufen ist. Wenn er dieses Wissen richtig nutzt, haben wir eine Chance", ist sich Innenverteidiger Kristjan Glibo sicher.

Erster Mutmacher

Die Chance der Wiesbadener könnte auch im Restprogramm liegen. Von noch neun ausstehenden Spielen müssen die Wehener gegen die drei Teams antreten, die in der Tabelle direkt vor ihnen stehen. Gelingen Siege gegen Rostock, Ingolstadt und Osnabrück, könnte sich die Mannschaft berechtigte Hoffnungen machen, den Relegationsplatz noch zu erreichen.

Die wichtigste Voraussetzung, um es so weit zu schaffen, hat Schwarz schon benannt: "Nur gemeinsam kommen wir da raus." Einen ersten Schritt, der Mut macht, hat der SVWW schon getan. Im Testspiel gegen den Tabellenzwölften der Bundesliga, Eintracht Frankfurt, hat das Team mit 2:0 gewonnen.

Karolina Mahrla