Friedhelm Funkel (M.) ist seit Saisonbeginn Trainer des VfL Bochum
Friedhelm Funkel (M.) ist seit Saisonbeginn Trainer des VfL Bochum

"Die Hertha ist Aufstiegsfavorit Nummer eins"

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Bochum - Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass Friedhelm Funkel im Oktober 2009 den Posten als Chef-Trainer bei Hertha BSC übernommen hatte. Der damals 55-Jährige sollte die "alte Dame" vor dem drohenden Abstieg aus der Bundesliga retten. Obwohl sich die Mannschaft unter seiner Führung verbessert zeigte, reichte es am Ende nicht und der Abstieg in die 2. Bundesliga war besiegelt.

Heute, sechs Monate nach seinem Abschied aus der Hauptstadt, kehrt Funkel zurück in's Berliner Olympiastadion. Als Trainer des VfL Bochum soll er den Revier-Club wieder in die Bundesliga führen. Vor dem Zweitliga-Top-Spiel des 12. Spieltags (Mo., ab 20 Uhr im Live-Ticker) sprach bundesliga.de mit Friedhelm Funkel über den bisherigen Saisonverlauf des VfL, seinen ehemaligen Arbeitgeber Hertha BSC und den Aufstieg in's Oberhaus.

bundesliga.de: Herr Funkel, vor der Saison zählte der VfL als Bundesliga-Absteiger naturgemäß zu den Aufstiegsfavoriten. Wie beurteilen Sie unter diesem Gesichtspunkt den bisherigen Saisonverlauf?

Friedhelm Funkel: Insgesamt haben wir sicherlich den einen oder anderen Punkt zu wenig geholt. Allerdings habe ich stets betont, dass es nun einmal Zeit braucht, bis eine Mannschaft mit vielen Veränderungen und einem neuen Trainer sich gefunden hat. Immerhin hatten wir meist vier bis fünf Spieler auf dem Feld, die in der vergangenen Saison noch nicht beim VfL gespielt haben. Auch wenn die Niederlage in Cottbus sehr unglücklich und ein Rückschlag war, bin ich mit der Entwicklung der Mannschaft in den vergangenen vier Partien nicht unzufrieden. Gegen den FSV Frankfurt haben wir defensiv sehr gut gestanden, waren bei Ballbesitz nicht so hektisch wie zu Beginn der Saison und haben uns eine Vielzahl an Chancen herausgespielt. Einziges Manko an diesem Tag war die verbesserungswürdige Verwertung der Möglichkeiten.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie die Chancen auf den Aufstieg, Stand jetzt?

Funkel: Wenn wir Konstanz in unsere Leistungen bringen können, dann haben wir in den sechs ausstehenden Hinrundenspielen gute Karten, den Abstand zu den Aufstiegsrängen zu verkürzen. Gehen wir dann mit annähernd 30 Punkten in die Winterpause, werden wir in der zweiten Saisonhälfte noch einmal angreifen. Als ich mit Eintracht Frankfurt 2004/05 aufgestiegen bin, hatte die Mannschaft zum gleichen Zeitpunkt elf Zähler auf dem Konto. In so einer Situation ist es wichtig, kühlen Kopf zu bewahren und hart an sich zu arbeiten. Genau das tun wir und deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass wir am Ende unser großes Ziel auch realisieren werden.

bundesliga.de: Derzeit liegen Sie mit dem VfL auf Rang 10. Wo sehen Sie aktuell die Schwierigkeiten für Ihr Team?

Funkel: Auch wenn die Heimniederlagen gegen Augsburg und Fürth weh tun, ärgere ich mich vor allem über die Auswärtsniederlagen in Aue und Oberhausen. Bei diesen Spielen waren wir nämlich die bessere Mannschaft und hatten die besseren Möglichkeiten, die wir allerdings nicht genutzt haben. Man darf sich in der 2. Bundesliga nicht auf die individuellen Qualitäten der einzelnen Spieler verlassen. Nur wenn man die Grundtugenden wie Laufbereitschaft, Leidenschaft oder einen starken Willen einbringt, kommen auch die spielerischen Qualitäten zum Vorschein.

bundesliga.de: Als nächster Gegner steht Spitzenreiter Hertha BSC auf dem Programm. Was rechnen Sie sich für diese Partie aus?

Funkel: Die Hertha ist für mich Aufstiegsfavorit Nummer eins, auch wenn sie von den letzten drei Pflichtspielen zwei verloren hat. Nur wenn es uns gelingt, dass alle Spieler an ihre Leistungsgrenzen gehen, habe wir eine Chance, etwas Zählbares aus Berlin nach Bochum zu bringen.

bundesliga.de: Am vergangenen Wochenende haben die Berliner überraschend in Paderborn ihre erste Niederlage der Saison kassiert. Bewerten Sie es eher als Vor- oder Nachteil, Herthas nächster Gegner zu sein?

Funkel: Das spielt für mich keine Rolle. Nach der Niederlage im Pokal in Koblenz haben die Berliner vor eigenem Publikum im Olympiastadion in sehr souveräner Manier Ingolstadt geschlagen. Meist kann man immer erst nach einem Spiel sagen, ob ein Vorzeichen ein Vorteil oder ein Nachteil war.

bundesliga.de: Zuhause ist Berlin noch ungeschlagen. Was rechnen Sie sich aus und wie muss Ihr Team auftreten, um zumindest einen Punkt mitzunehmen?

Funkel: Wir müssen an uns glauben und unser Spiel durchbringen. Sollten wir dann auch noch möglichst wenig Fehler machen, können wir dort erfolgreich sein.

bundesliga.de: Das Restprogramm zeigt fast nur Teams aus der unteren Tabellenregion als Gegner. Inwieweit ist das positiv für Ihr Team?

Funkel: Natürlich kenne ich auch die Statistik, dass wir in dieser Saison gegen die Teams, die über uns stehen, meist verloren haben und gegen die Vereine, die unter uns stehen, meist gewonnen haben. Aber darauf sollte man sich nicht verlassen. Die Mannschaften in dieser Liga sind gegen die Bundesliga-Absteiger immer besonders motiviert. Dieser Herausforderung muss man sich stellen, diesen Kampf muss man annehmen.

bundesliga.de: Wo sehen Sie den VfL Bochum zur Winterpause?

Funkel: Wir werden uns eine passable Ausgangslage für die Rückrunde erarbeitet haben.

Die Fragen stellte Gregor Nentwig