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Paderborns Traum wird wahr: In Zukunft spielt der kleine Verein aus Ostwestfalen Bundesliga
Paderborns Traum wird wahr: In Zukunft spielt der kleine Verein aus Ostwestfalen Bundesliga

Die Bayern können kommen

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Paderborn - Der "kleine" SC Paderborn betritt die ganz große Fußballbühne. Die Ostwestfalen ziehen als 53. Verein in die Bundesliga ein und schreiben damit eine der ungewöhnlichsten Geschichten im deutschen Fußball. Die rasante Entwicklung vom Abstiegskandidaten zum Erstligisten scheint einem Fußballwunder gleichzukommen.

Kleinster Etat, bestes Rückrundenteam

"Als Theologe bin ich mit der Verwendung des Begriffs 'Wunder' etwas vorsichtig, aber der Aufstieg ist schon etwas, das man zumindest als 'Fußballwunder' bezeichnen kann", sagte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker zum großen Erfolg des SCP, der durch einen hart erkämpften 2:1-Sieg gegen den VfR Aalen am letzten Spieltag Platz 2 vor Greuther Fürth verteidigte.

"Kein Zufall, alles harte Arbeit", würde Trainer Andre Breitenreiter wie gewöhnlich wohl entgegnen und betonen, dass auch mit minimalen Mitteln das Maximale möglich ist, wenn man eben auch daran glaubt. Dies tat Präsident Wilfried Finke bereits in der Winterpause, öffentlich wohlgemerkt, zu einem Zeitpunkt, als das Team unscheinbar auf Platz 7 rangierte. Alle, die seine Aufstiegsvisionen und Aussagen wie "Ich glaube an die Kraft der Gedanken - ohne Vorstellungskraft wird man nicht aufsteigen" seinerzeit belächelt haben, sehen sich nun freudig eines Besseren belehrt. Für den Vereinsboss sei dies nun "nach der Übernachtung von Karl dem Großen und dem Papstbesuch der dritte Höhepunkt für Paderborn."

Der Club mit dem kleinsten Etat der Liga, der in der vergangenen Saison (Platz 12) noch bis zum vorletzten Spieltag um den Klassenerhalt bangen musste, spielte mit 39 Punkten die beste Rückrunde aller Teams. Am 32. Spieltag nutze der SCP die Patzer der Konkurrenz und rückte durch ein 2:0 gegen Sandhausen auf den direkten Aufstiegsplatz hinter dem 1. FC Köln vor. Ein Sieg gegen Aalen zum Abschluss und der Aufstieg wäre unabhängig von den anderen Ergebnissen perfekt. 

Es wurde ein hartes Stück Arbeit, doch Marc Vucinovic und Mario Vrancic drehten einen 0:1- Rückstand früh (14., 21. Minute) zu Gunsten der Gastgeber, die das Ergebnis in der ausverkauften Benteler Arena am Ende gekonnt über die Zeit brachten. Grenzenlose Begeisterung, Bierduschen, Jubelszenen in T-Shirts mit der Aufschrift "Aufstiegshelden" bestimmten in den Minuten nach dem Schlusspfiff die Szenerie.

"Begeisternder Fußball, großartige Mentalität"

"Mit einer Mannschaft aufzusteigen, die niemand auf der Rechnung hat, ist eine Sensation. Ich bin unheimlich stolz Trainer dieser Jungs zu sein", lobte Coach Breitenreiter im Überschwang der Gefühle sein Team, das einen begeisternden Fußball gespielt und im Laufe der Saison eine großartige Mentalität entwickelt habe.  Denn der Start war alles andere als verheißungsvoll. Nur zwei Siege aus den ersten neun Begegnungen, Platz 16. Dazu das Aus in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen Drittligist 1. FC. Saarbrücken.

"Wir haben durch individuelle Fehler viele Punkte verschenkt. Doch mir ging es immer darum, das Team in den Vordergrund zu stellen und nicht persönliche Interessen. Das brauchte seine Zeit", so Breitenreiter, der vor der Saison vom Viertligisten TSV Havelse gekommen war. Wichtig sei es gewesen, den Spieler zu vermitteln "gierig zu bleiben und nicht nach ein, zwei guten Spielen wieder einen Schritt weniger zu machen". Die Philosophie des Vereins "mit jungen, hungrigen, leistungswilligen Spielern zu arbeiten, sie zu verbessern, um sie für den eigenen oder für auch für andere Vereine interessant zu machen" sei für ihn als jungen aufstrebenden Trainer die beste Voraussetzung. 

Offensive Spielweise bringt den Erfolg

"Er macht die Spieler besser", erkannte schnell auch Sportchef Michael Born, der ebenso die offensive Spielweise, die der Trainer seinem Team vermittelt, sehr schätzt. Ein 0:0 sucht man in Laufe der Saison jedenfalls vergeblich. Tore fielen dafür reichlich (63:48), meist schoss der SCP mindestens eines mehr als der Gegner, gern genommen auch mal ein 6:1, wie am 12. Spieltag bei Fortuna Düsseldorf. Alban Meha erzielte zudem ligaweit die meisten Freistoßtore (6 seiner 12 Treffer). Zehn Siege aus 15 Spielen im Jahr 2014, bei zwei Niederlagen und drei Remis, legten letztlich den Grundstein zum großen und verdienten Triumph.

Für Torjäger Mahir Saglik, der sich mit Aues Jakub Sylvestr den Titel des Torschützenkönigs (je 15 Treffer) teilt, gab es nach dem großen Finale kein Halten mehr: "Wahnsinn, sensationell, einfach nur Hammer. Klein-Paderborn ist in die Bundesliga aufgestiegen!"

SCP-Ikone Krösche tritt ab

Für Routinier Markus Krösche ist es der krönende Abschluss seiner aktiven Karriere. "Einen besseren Zeitpunkt aufzuhören kann es nicht geben", sagte der Kapitän, der nach 228 Spielen und 13 Jahren im Trikot des SCP die Schuhe an den Nagel hängt.

Für ihn wird es also nichts mehr mit einem Duell gegen Franck Ribery und Co. - das müsse sich der 33-Jährige auch nicht mehr antun, wie er mit einem Augenzwinkern erklärte. Seine Kollegen und das "kleine" Paderborn hingegen können es kaum erwarten, ins Rampenlicht der Bundesliga zu treten. Die Bayern, Dortmund und Schalke dürfen ruhig kommen - und in Paderborn vielleicht ihr schwarz-blaues Wunder erleben.

Markus Hoffmann