Holger Stanislawski trainiert den 1. FC Köln seit der laufenden Saison
Holger Stanislawski trainiert den 1. FC Köln seit der laufenden Saison

Die Aufstiegschancen schwinden

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Cottbus - Nach der Nullnummer beim FC Energie Cottbus müssen sich die Anhänger des 1. FC Köln langsam mit dem Gedanken vertraut machen: Es wird wohl nichts werden mit dem sofortigen Wiederaufstieg für den rheinischen Traditionsclub. Schon acht Zähler Rückstand auf den Relegationsrang sprechen eine deutliche Sprache.

Dabei hätte das Team von Holger Stanislawski, der von einer fiebrigen Erkältung noch deutlich gezeichnet war, mit einem Sieg in der Lausitz einen wichtigen Schritt in Richtung Platz 3 machen können. Die "Geißböcke" hätten damit die Hausherren in der Tabelle überholt und wären auf sechs Zähler an den 1. FC Kaiserslautern herangekommen.

Doch obwohl die Domstädter durch Anthony Ujah in der 6. und Thomas Bröker in der 83. Minute die beiden besten Chancen der Partie hatten, wäre ein Dreier in Cottbus alles andere als verdient gewesen. Zu zaghaft, zu passiv trat Köln im Stadion der Freundschaft auf.

"Das ist zu wenig"

Zwar ist der FC inzwischen neun Ligaspiele in Folge ungeschlagen, doch darunter waren fünf Unentschieden. Und mit dem Remis in Cottbus, nachdem die drittplatzierten Lauterer am Vortag gewonnen hatten, sind es nun wieder acht Zähler Rückstand auf den Relegationsrang. Hinzu kommt: Die Domstädter müssten nicht nur eine Menge Punkte wettmachen, sondern als Tabellen-9. auch fünf weitere Teams überholen, die noch zwischen Köln und Kaiserslautern rangieren.

Dominic Maroh, der zusammen mit seinen Abwehrkollegen Kevin McKenna und Miso Brecko sowie Keeper Timo Horn in Cottbus noch am ehesten Aufstiegsform nachwies, fand hernach als einer der wenigen Kölner kritische Worte: "Wir waren irgendwann nur noch aufs Verteidigen aus und haben versucht, das 0:0 zu halten." Vorne habe man auf eine Standardsituation oder eine Einzelaktion wie in der Vorwoche beim Sieg gegen Erzgebirge Aue gehofft. "Das ist ein bisschen zu wenig", so der Innenverteidiger.

Rechnerisch noch alles möglich

Aber auch Maroh versuchte zu beschwichtigen: "Es geht weiter, es sind noch 13 Spiele." Andere, darunter Trainer Stanislawski, verwiesen darauf, dass auch der FCK noch irgendwann Punkte lassen werde. Das mag sein. Doch es ist eben nicht so, dass die Kölner nur noch Lautern einholen müssten.

Aber was sollen sie auch sonst sagen? Solange man noch rechnerisch eine Chance habe, werde man weiter nach oben schauen, erklärte der FC-Coach. "Sonst könnte man ja gleich aufhören." Sicher, bei 13 ausstehenden Spieltagen sind noch 39 Punkte zu vergeben. Allerdings vermittelt Stanislawskis Team derzeit nicht den Anschein, als ob es wirklich noch an diese Chance glaubt. Der Trainer war dennoch "insgesamt" mit dem Auftritt in Cottbus "zufrieden".

Kevin McKenna, für den das Spiel in Cottbus eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte bedeutete, ahnt, was dem 1. FC Köln jetzt am nächsten Spieltag blüht. Beim zweiten Auswärtsspiel in Folge müssen die Domstädter am Montagabend am Hamburger Millerntor antreten: "Bei St. Pauli erwartet uns eine heiße Kiste."

Ende der Aufstiegsambitionen auf St. Pauli?

Dass die "Kiezkicker" am 21. Spieltag beim SV Sandhausen mit 1:4 unter die Räder kamen, wird daran nichts ändern. Im Gegenteil, steht man doch in der Hansestadt angesichts von nur noch fünf Punkten Vorsprung auf Platz 16 enorm unter Druck. Mit der nach der Winterpause vollständig freigegebenen neuen Gegengerade erwartet den FC dort zudem ein Hexenkessel mit wohl fast 30.000 Zuschauern. Dort einen Sieg zu holen, dürfte kein Spaziergang werden.

Niemand dürfte das besser wissen als FC-Coach Stanislawski. Schließlich ist der 43-Jährige ein echtes St. Pauli-Urgestein. Nach elf Jahren als Spieler wirkte der frühere Verteidiger fünf Jahre als Trainer am Millerntor. 2010 stieg er mit St. Pauli in die Bundesliga auf. Nach seinem missglückten Gastspiel bei 1899 Hoffenheim in der Saison 2011/12 kam der Fußballlehrer im Sommer nach Köln. Holt er jetzt mit seinem neuen Club auf St. Pauli keinen Sieg, könnte es das mit den Aufstiegsambitionen für diese Saison bereits gewesen sein.

Aus Cottbus berichtet Andre Anchuelo