Ob Alt oder Jung, Mann oder Frau: Der Fanbeauftragte hält Kontakt zu allen Fangruppierungen seines Vereins
Ob Alt oder Jung, Mann oder Frau: Der Fanbeauftragte hält Kontakt zu allen Fangruppierungen seines Vereins

"Die Arbeit am Spieltag ist eigentlich die Kür"

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Köln - "Was macht ihr eigentlich während der Woche?" Jeder Fanbeauftragte der Bundesliga oder 2. Bundesliga kennt diese Frage oder auch die erstaunte Nachfrage, ob man "so was wirklich hauptberuflich machen" könne? Christian Ellmann, Fanbeauftragter des MSV Duisburg, hat sich schnell daran gewöhnt.

MSV Duisburg veranstaltete ein "Fan-Hearing"

Zwar hat der 35-Jährige diese Stelle erst am 1. Februar 2012 als Nachfolger des verstorbenen Dirk Lechtenberg übernommen. Doch im "Fan-Geschäft" ist Ellmann seit mehr als zehn Jahre unterwegs: Schon während seines Studiums der Sozialwissenschaften in Duisburg hat er im Fanprojekt Duisburg zunächst ein Praktikum absolviert und später auf Honorarbasis gearbeitet.



Bei der Suche nach der Neubesetzung der Stelle des Fanbeauftragten rückte Ellmann daher schnell in den Kandidatenkreis. Dabei hatte sich der MSV intensiv mit der Arbeitsstelle auseinander gesetzt und sogar ein "Fan-Hearing" veranstaltet, um sich die Erwartungen der Duisburger Fanszene anzuhören.

"Ich bin dann sehr positiv im Verein aufgenommen worden und allen Abteilungen des MSV vorgestellt worden. Unser Geschäftsführer Roland Kentsch ist sehr an der Arbeit der Fanbeauftragten interessiert, das ist natürlich wirklich hilfreich", sagt Ellmann.

"In erster Linie ist man Vermittler"



Der Start ins Berufsleben beim MSV lief ohne Schonzeit. Die Teilnahme an der DFL-Regionalkonferenz fand sogar schon einen Tag vor offiziellem Dienstantritt statt. Es folgten die offizielle Vorstellung im Rahmen eines Fanabends in der Schauinsland-Reisen-Arena, zahlreiche Teilnahmen bei Fanclub-Treffen und Jahreshauptversammlungen.

"Im Fanprojekt hat man es mit einer jüngeren Zielgruppe bis etwa 24 Jahren zu tun. Als Fanbeauftragter ist man für Fans jeden Alters zuständig. In erster Linie ist man Vermittler: Man trägt Wünsche der Fans an den Verein heran und andersrum auch Entscheidungen des Vereins an die Fans. Und das ist nicht immer positiv", meint Ellmann.

Vertrauensbasis mit den Fans aufbauen



Und was macht der Fanbeauftragte jetzt während der Woche? "Die Arbeit am Spieltag ist eigentlich die Kür, 90 Prozent unserer Arbeit leisten wir vorher. Dazu gehört der ständige Dialog und Austausch mit den verschiedenen Fangruppen, die Organisation für den Spieltag mit ehrenamtlich Beschäftigten, die Teilnahme an Sicherheitsbesprechungen mit dem kommenden Gegner oder Stadionverbots-Anhörungen, persönliche Treffen am Nachmittag oder Abend, Bürodienst und vieles mehr. Eine Vertrauensbasis mit den Fans aufzubauen, ist eine entscheidende Aufgabe."

Rechts- und Vereinswesen, Kommunikation, Moderation oder Konfliktmanagement sind Themenfelder, auf denen sich Fanbeauftragte dabei bewegen. "Es ist wichtig, dass die Fanbeauftragten hier Kompetenz zeigen", so Ellmann.

Arbeit der Fanbeauftragten in der Öffentlichkeit kaum bekannt



Grundsätzlich sieht der MSV-Fanbeauftragte noch viel Luft nach oben, was die öffentliche Wahrnehmung und Anerkennung seines Berufsstandes angeht. Noch sei der breiten Öffentlichkeit und selbst einigen Fachmedien kaum bewusst, dass es hauptamtliche Fanbeauftragte gebe oder worin der Unterschied zur Arbeit von Fanprojekten bestehe. Christian Ellmann: "Das braucht sicher noch Zeit. Im sportlichen Bereich hat es auch länger gebraucht, bis neben dem Cheftrainer weitere Co-Trainer, Video-Analysten und andere Spezialisten anerkannt wurden. Und heute sind sie aus dem Fußball nicht mehr wegzudenken."