Es ist vollbracht! Der 1. FC Köln und Patrick Helmes (l.) sind nach dem Sieg gegen den VfL Bochum (3:1) zurück in der Bundesliga
Es ist vollbracht! Der 1. FC Köln und Patrick Helmes (l.) sind nach dem Sieg gegen den VfL Bochum (3:1) zurück in der Bundesliga

Der ganz normale Wahnsinn

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Köln - Als die "Mission Aufstieg" erfüllt war, gab es in Köln kein Halten mehr. Die Fans feierten den 3:1-Sieg gegen den VfL Bochum und die damit verbundene Rückkehr in die Bundesliga genauso ausgiebig wie Mannschaft, Trainer und Management des 1. FC Köln. Wieder einmal herrschte Ausnahmezustand in der Domstadt (Jubel und Bierduschen - die besten Bilder der Aufstiegsfeier).

Die Mannschaft ist der Star

Dabei hatten nicht wenige Anhänger vor dem Spiel gegen die Gäste aus Bochum ein mulmiges Gefühl. Denn nur wenige Kilometer vom RheinEnergieStadion entfernt verpassten die Eishockey-Cracks der Kölner Haie im 3. Finale um die Deutsche Meisterschaft die Vorentscheidung in eigener Halle. Augenzeuge in der Kölner Lanxess Arena war FC-Legende Lukas Podolski, der dort allerdings nicht als Glücksbringer taugte.

Besser lief es dann bei "seinen Fußballern". Denn auch im RheinEnergieStadion tauchte "Prinz Poldi" auf, postete fleißig seine Selfies und gratulierte dann mit einem Smiley und den Worten "Erste Liga - wir sind wieder da effzeh" (Kölns-Vorgänger: Alle Zweitliga-Meister in der Diashow). In der Kölner Innenstadt war der Teufel los. Die Fans feierten mit Feuerwerk singend und tanzend auf den Straßen oder bildeten Autokorsos. Die Mannschaft machte erst die Bar "Einundfünfzig" und dann bis in die frühen Morgenstunden den Club "Flamingo Royal" unsicher.

Sie hat es sich verdient. Anders als bei früheren Aufstiegen fehlte der Mannschaft von Erfolgstrainer Peter Stöger diesmal ein absoluter Superstar wie es vor Jahren ein Dirk Lottner oder Lukas Podolski gewesen waren. In diesem Jahr war die Mannschaft der Star. Sie präsentierte sich als verschworene Gemeinschaft, aus der niemand wirklich herausragte. Und das war gut so (Helmes-Interview).

Stöger erweist sich als Glücksgriff

So blieb die Last der Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt. Die Spieler hatten ihre Ruhe, das Interesse der berühmt-berüchtigten Kölner Boulevardpresse richtete sich vor allem auf den Trainer. Und Peter Stöger beherrschte das Spiel mit den Medien perfekt, stand für kauzige Anfragen ebenso zur Verfügung, wie er sich von den jecken Brauchtumspflegern vereinnahmen ließ. Das Geben und Nehmen funktionierte prächtig.

Dank Stöger und dem im Hintergrund klug agierenden Vereinsmanagement ist der FC wieder der Sympathieträger der Millionenstadt am Rhein. Das Image des Vereins, der sich wieder auf seine Wurzeln besinnt und auf die eigene Jugend setzt, ist wieder tadellos. Die Presse zieht mit: Der "Kölner Express" widmete dem FC die komplette Titelseite ("Köln platzt vor Glück"), vier Seiten im Sport ("Zurück in die Zukunft") und eine weitere im Lokalteil.

Die Erwartungshaltung steigt

Auch die "Bild"-Ausgabe Köln stand der Konkurrenz in Sachen Euphorie in nichts nach. Sie titelte "ColoniJAAA! FC wieder Bundesliga" und hievte eine zehnseitige Sonderbeilage inklusive doppelseitigem Riesenposter ins Blatt. Die Prominenz, angeführt von Bundestrainer Joachim Löw, gratulierte artig und die Witwe des letzten Kölner Meistertrainers Hennes Weisweiler schrieb einen offenen Brief voller lobender Worte an Peter Stöger. Der KölnTourismus-Chef Josef Sommer stellte sogar die Behauptung auf: "Aufstieg macht Köln noch lebenswerter."

Kein Wunder also, dass die Fans schon im Stadion gleich weiter nach vorne schauten und bereits "Europapokal"-Gesänge anstimmten (die Bilder). Die Sehnsucht nach dem großen Fußball ist riesig, die letzten internationalen Auftritte des früher regelmäßig auf der europäischen Bühne agierenden dreimaligen Deutschen Meisters liegen lange zurück - 22 Jahre um genau zu sein. Solcherlei Ambitionen hegt das Präsidium des 1. FC Köln nicht. Erst einmal gilt es, den rheinischen Traditionsverein wieder sorgenfrei in der Bundesliga zu etablieren. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.

Aus Köln berichtet Tobias Gonscherowski