Marc Hensel (r.) ist mit acht Treffern der torgefährlichste Mittelfeldspieler der 2. Bundesliga
Marc Hensel (r.) ist mit acht Treffern der torgefährlichste Mittelfeldspieler der 2. Bundesliga

"Der Aufstieg ist noch möglich"

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Aue - Für den FC Erzgebirge Aue beginnt das Saisonfinale mit einer schweren Aufgabe: Der Aufsteiger muss am Samstag bei Fortuna Düsseldorf antreten und mindestens einen Punkt holen, um weiterhin Anschluss an den Relegationsplatz 3 zu halten.

Im exklusiven Interview mit bundesliga.de erklärt Marc Hensel nicht nur, wie die "Veilchen" bei der Fortuna erfolgreich spielen wollen. Der 24-Jährige spricht auch über die Vertragsverlängerung von Trainer Rico Schmitt und seine eigene Torgefährlichkeit.

bundesliga.de: Herr Hensel, die Länderspielpause ist um. Wie haben Sie die Zeit verbracht? Haben Sie weiterhin an Ihrer Torgefährlichkeit gearbeitet?

Marc Hensel: Vergangenes Wochenende hatten wir seit langem mal wieder zwei Tage am Stück frei, was schön war und als Profi-Fußballer ja nur sehr selten vorkommt. Davor haben wir allerdings hart trainiert, bis zu drei Mal am Tag.

bundesliga.de: Mit acht Treffern sind Sie der torgefährlichste Mittelfeldspieler der 2. Liga. Woher kommt dieser "Riecher"?

Hensel: Woher der Riecher kommt, kann ich so genau gar nicht sagen. Ich spiele in einer Mannschaft, die sehr häufig über Standards kommt und so habe ich ja auch einige meiner Tore erzielt. Die anderen Situationen waren solche, bei denen mir unser System zu Gute kam. Wir spielen im 4-2-3-1 ja mit einer Doppel-Sechs. Da kann dann immer einer der beiden defensiven Mittelfeldspieler mit nach vorne gehen. Aber auch da ist die ganze Mannschaft enorm wichtig, da Tore ja immer vorbereitet werden müssen und auch durch Ballbesitz erst ermöglicht werden.

bundesliga.de: Aue scheint besonders nach Standards sehr gefährlich zu sein. Sind das Dinge, die Rico Schmitt im Training immer wieder üben lässt?

Hensel: Das ist unser Erfolgsrezept, das wir uns über die Saison hinweg erarbeitet haben. Fußball heutzutage ist sehr von Taktik geprägt. Tore fallen kaum noch nach langen Passstafetten, sondern eher nach Zweikämpfen im Strafraum und halt auch nach Standards. Das hat für uns bislang ganz gut funktioniert. Auch in Spielen, in denen es mal nicht so gut lief. Von daher trainieren wir solche Situationen auch regelmäßig und hoffen, dass wir auch weiterhin damit Erfolg haben werden.

bundesliga.de: Vergangenen Freitag hat Ihr Trainer, Rico Schmitt, seinen Vertrag in Aue verlängert. Wie beurteilen Sie und die Mannschaft diese Entscheidung?

Hensel: Das war ein ganz wichtiger Schritt, der auch genau zum richtigen Zeitpunkt in der Saison kam, weil dadurch jetzt hoffentlich auch in dieser Sache Ruhe einkehrt. Die Vertragsverlängerung war auch für uns Spieler wichtig, einfach schon deswegen, weil man weiß, dass man weiterhin mit dem Trainer zusammen arbeiten wird. Auch für den Verein ist das eine wichtige Sache, weil Rico Schmitt hier gute Arbeit geleistet hat und wir nicht umsonst in die 2. Liga aufgestiegen sind und da stehen, wo wir derzeit stehen.

bundesliga.de: Was macht den Trainer Rico Schmitt aus?

Hensel: Seine unglaublich akribische Arbeit, sein taktisches Verständnis und natürlich auch, wie er uns Spielern gegenüber seine Vorstellungen von Fußball vermittelt. Der Erfolg gibt ihm in seinen Methoden natürlich recht.

bundesliga.de: Am Samstag steht das Spiel bei Fortuna Düsseldorf bevor. Wie gehen Sie diese Partie an?

Hensel: Das Hinspiel war sehr eng und wir haben den Heimsieg erst in der letzten Minute geschafft. Das hätte auch anders ausgehen können. Zuhause ist Fortuna Düsseldorf sehr stark und gemeinsam mit uns und Hertha BSC wohl die heimstärkste Mannschaft der Liga. Da etwas Zählbares mitzunehmen, wird natürlich richtig schwer. Aber wir sind jetzt in einer Situation, in der nur noch Punkte zählen und deshalb wollen wir auch in Düsseldorf die Minimal-Chance auf den Aufstieg nutzen und punkten.

bundesliga.de: Inwiefern ist diese Begegnung bereits richtungsweisend in Sachen Aufstieg?

Hensel: Wenn wir da oben bei bleiben möchten, dürfen wir uns keine großen Fehler mehr erlauben. Letzte Woche war es so, dass wir von den acht noch ausstehenden Spielen zwei liegen lassen konnten. Nun haben wir das erste Spiel, das gegen Fürth, schon nicht gewonnen. Unser Rückstand beträgt jetzt vier Punkte und mit Bochum, Augsburg und Hertha stehen natürlich Mannschaften vor uns, die kaum noch etwas liegen lassen werden. Deshalb stehen wir jetzt unter Druck, fast jedes Spiel gewinnen zu müssen. Unser ärgster Konkurrent ist derzeit der VfL Bochum auf Rang 3, der eine richtig starke Mannschaft mit viel Herzblut hat, die seit November nicht mehr verloren hat. Allein daran sieht man schon, wie schwierig es ist, oben dabei zu bleiben. Wir müssen auf die Ausrutscher der Konkurrenz hoffen, aber natürlich auch erst mal unsere eigenen Hausaufgaben machen und versuchen, jedes Spiel zu gewinnen.

bundesliga.de: Mit der Partie in Düsseldorf stehen noch sieben Spiele aus, davon nur drei zuhause. Ein Nachteil?

Hensel: Da wir die heimstärkste Mannschaft der Liga sind, ist das nicht gerade ein Vorteil. Allerdings hoffe ich, dass wir unsere Auswärtsschwäche durch den 2:1-Sieg in Oberhausen abgelegt haben. Aber lieber wäre mir natürlich, wir hätten noch mehr Heimspiele. Unmöglich ist es dennoch nicht, aber es wird unheimlich schwer werden.

bundesliga.de: Woher kommt der doch recht deutliche Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsauftritt des FCE?

Hensel: Als so deutlich empfinde ich den Unterschied gar nicht. Wir sind zuhause die beste Mannschaft und auswärts stehen wir im Mittelfeld der Tabelle. Unkonstant trifft es vielleicht besser, da wir am Anfang sehr viele Punkte auswärts geholt haben, dann aber eine lange Zeit gar keine. Eine solche Entwicklung ist für einen Neuling in der Liga aber auch normal. Zuhause gibt uns unser frenetisches Publikum natürlich auch immer eine gewisse Sicherheit. Damit wir weiterhin oben dabei bleiben können, müssen wir schon alle ausstehenden Heimspiele gewinnen und dann auch auswärts konstant punkten.

bundesliga.de: Das Restprogramm bringt zumeist Gegner aus dem Mittelfeld der Tabelle. Wie beurteilen Sie angesichts dessen die Chancen auf den Aufstieg?

Hensel: Düsseldorf schätze ich nicht als mittelstarke Mannschaft an. Sie stehen zwar im Moment im Mittelfeld, was aber an ihrem sehr unglücklichen Saisonstart liegt. Wenn man den weglässt, wären sie im Aufstiegsrennen mit dabei. Das zeigt auch schon, welches spielerische Potenzial in der Mannschaft steckt. Aber wir hatten auch schon mit Teams aus dem Mittelfeld so unsere Probleme. Jedes Problem ist lösbar, doch da gehört auch immer eine Portion Glück mit zu und dass unsere Spieler auch alle hundertprozentig fit sind. Wir versuchen trotzdem, alle Spiele zu gewinnen. Etwas Anderes bleibt uns ja auch nicht mehr übrig, da wir, das schlechtere Torverhältnis mit eingerechnet, fünf Punkte Rückstand haben. Von daher müssen wir schauen, dass wir unser Spiel durchziehen und so, wenn möglich, alle Spiele gewinnen und die minimale Chance zum Aufstieg nutzen.

Die Fragen stellte Gregor Nentwig