Marcel Maltritz wechselte 2004 vom Hamburger SV zum VfL Bochum
Marcel Maltritz wechselte 2004 vom Hamburger SV zum VfL Bochum

"Das sollte uns Auftrieb geben!"

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Bochum - Holpriger Start, fulminantes Ende, Talfahrt gestoppt: Mit einem Last-Minute-Treffer hat sich der VfL Bochum einen Punkt gegen den FC Energie Cottbus erkämpft. Für VfL-Kapitän Marcel Maltritz ein kleiner Schritt aus der Krise - aber noch kein Grund zu großer Euphorie.

Im ersten Zweitliga-Spiel unter Interimscoach Karsten Neitzel wandelte Bochum einen 0:2-Rückstand noch in ein und hat die Abstiegsplätze nach zuvor drei Niederlagen wieder verlassen. Trotzdem mahnt Maltritz im Gespräch mit bundesliga.de, seine Mitspieler müssten alle Kraft auf den Abstiegskampf konzentrieren - der 34-Jährige über Verunsicherung und Leichtigkeit, Glück und Arbeit, Druck und Können.

bundesliga.de: Marcel Maltritz, ein Punkt gegen Cottbus geholt nach einem 0:2-Rückstand. Wie ordnen Sie das Ergebnis für den VfL ein?

Marcel Maltritz: Dieses Ergebnis fällt ganz bestimmt in die Kategorie Punktgewinn. Wenn man in der letzten Minute noch den Ausgleich macht, ist das natürlich sehr glücklich. Cottbus hatte zuvor zwei gute Konterchancen. Wenn sie da das dritte Tor gemacht hätten, wären wir nicht noch einmal zurückgekommen. Unter dem Strich müssen und können wir also sehr zufrieden sein.

bundesliga.de: Erst der Sieg im DFB-Pokal gegen Havelse, jetzt der Punkt gegen Cottbus - kann man aus den letzten Ergebnissen einen positiven Trend für den VfL ableiten?

Maltritz: Das denke ich nicht. Wir haben in Havelse zwar gewonnen und sind im Pokal eine Runde weiter gekommen, aber das auch mit viel Glück. Spielerisch war unser Auftritt dort nicht gut. Und auch gegen Cottbus war es trotz des Punktes spielerisch nicht viel besser. Man sieht deutlich die Verunsicherung in der Mannschaft, die ohne jeden Zweifel da ist. Uns fehlt zurzeit die Leichtigkeit.

bundesliga.de: Dass der Kopf die Beine schwer macht, hat man vor allem in der ersten Halbzeit deutlich gemerkt.

Maltritz: Wir hatten am Anfang überhaupt keinen Zugriff auf den Gegner und haben nicht gut gestanden. Cottbus konnte teilweise nach Belieben kombinieren. In dieser Phase hat man allerdings auch gesehen, dass Cottbus eine gute spielerische Qualität besitzt. In der zweiten Halbzeit sind wir dann zum Glück etwas besser ins Spiel gekommen.

bundesliga.de: Apropos Glück: Was Aluminium-Treffer und Tore betrifft, hatte der VfL eindeutig mehr Pech als der Gast aus Cottbus. Bochum hat recht kuriose Gegentreffer kassiert.

Maltritz: Was soll man dazu sagen? Bei unseren Chancen geht der Ball an den Innenpfosten und springt dem Torhüter von dort in die Arme. Und bei Philipp Heerwagen springt der Ball direkt ins Gesicht und geht ins Tor. Oder vom Pfosten gegen seinen Rücken, so dass [Boubacar] Sanogo den Abpraller verwerten kann. Das ist in so einer Situation einfach typisch, wenn du unten stehst und im Abstiegskampf steckst. Das ist absolut ärgerlich, aber was sollen wir machen? Jammern hilft nicht! Wir müssen das Glück erzwingen. Dazu müssen wir weiter hart arbeiten und Gas geben.

bundesliga.de: Auf jeden Fall hat Bochum gegen Cottbus Moral bewiesen. Kann so ein Treffer in der letzten Minute den Kopf ein Stück freier machen und etwas von der Verunsicherung nehmen?

Maltritz: Das werden wir beim nächsten Spiel sehen, ob es etwas gebracht hat. Normalerweise hilft es, wenn du aussichtslos zurückliegst und dann noch einmal ins Spiel findest. Das sollte uns schon Auftrieb geben. Aber wir müssen uns auch nächste Woche in St. Pauli wieder neu beweisen. Wir werden auch dort nichts geschenkt bekommen.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass die jungen Spieler in Reihen des VfL dem Druck gewachsen sind?

Maltritz: Da sind wir als erfahrene Spieler jetzt noch mehr gefragt. Wir müssen die Jüngeren mit auffangen und immer wieder unterstützen. Die Situation ist sicherlich nicht einfach. Wir waren in der vergangenen Saison zum Ende hin in einer ähnlichen Lage. Vielleicht ist der kleine Vorteil dieses Mal, dass wir jetzt noch in der Hinrunde stecken und sich jeder intensiv mit der Situation auseinandersetzen kann. Jeder muss sich klar machen und darauf einstellen, dass wir im Abstiegskampf stecken. Es hilft niemandem, wenn wir von anderen Dingen reden.

bundesliga.de: Sie stellen sich und die Mannschaft also komplett auf Abstiegskampf ein?

Maltritz: Man hat auch gegen Cottbus in bestimmten Phasen gesehen, dass wir es können. Aber wir zeigen es nicht immer. Oder wir belohnen uns nicht immer. Darum stehen wir in der Tabelle auch immer noch unten. Wir sind noch lange nicht heraus aus dem so genannten Tabellenkeller und wir werden dort auch noch eine Weile bleiben.

bundesliga.de: Noch stehen die Vereine in der Tabelle auch im unteren Bereich eng zusammen. Drei Punkte könnten auch tabellarisch einen richtigen Schub geben.

Maltritz: Es wäre sehr wichtig, endlich mal wieder einen Sieg zu holen und mal wieder etwas durchzuatmen zu können. Aber eines ist ganz klar: Wenn wir das erreichen wollen, müssen wir uns weiter steigern!

Das Gespräch führte Dietmar Nolte