Die Entscheidung zu Gunsten des 1. FC Köln in der 86. Minute: Energie-Kapitän Uwe Möhrle lenkt eine scharfe Hereingabe von Maurice Exslager ins eigene Netz (© Imago)
Die Entscheidung zu Gunsten des 1. FC Köln in der 86. Minute: Energie-Kapitän Uwe Möhrle lenkt eine scharfe Hereingabe von Maurice Exslager ins eigene Netz (© Imago)

Köln erzwingt das Glück - Cottbus trotzdem stolz

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Köln - Zwei Minuten zwischen Blamage und Ekstase. Mit einem spektakulären Doppelschlag binnen 122 Sekunden hat der 1. FC Köln die Partie gegen Energie Cottbus noch gedreht (Spielbericht) und den ersten Heimsieg im Jahr 2014 eingefahren. Bis zur 84. Minute drohte das Schlusslicht für den FC zum Stolperstein im Aufstiegskampf zu werden, bis der Tabellenführer das Glück auf seine Seite zwang.

"So spielt doch kein Absteiger"

Nachdem das Team von Trainer Peter Stöger vor allem in der ersten Hälfte beste Möglichkeiten ausgelassen hatte, mussten in der turbulenten Schlussphase eben zwei "krumme Dinger" her, um  Spieler und Publikum in einen kollektiven Freudentaumel zu versetzen.

"Wahnsinn, was für eine Erleichterung. Ich bin noch ein bisschen heiser vom Torjubel. Im Moment machen wir es immer sehr spannend“, sagte Torhüter Timo Horn nach der Partie, in der Abwehrspieler Jonas Hector mit einem abgefälschten Ball, der sich als Bogenlampe ins lange Eck senkte, für den Ausgleich sorgte und zudem auf der anderen Seite zwei Mal für seinen bereits geschlagenen Keeper den Ball von der Linie kratzte. "Torwart wäre auch eine Position für ihn. Stark, wie er da gerettet hat. Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir noch die Chance hatten, das Spiel zu drehen", so Horn.

Tatsächlich waren die Lausitzer zwischenzeitlich dem 2:0 näher als die Gastgeber dem Ausgleich. Überhaupt präsentierte sich der Tabellenletzte nicht wie ein Abstiegskandidat. Kompakt und gut organisiert, auf gefährliche Konter ausgerichtet und stark bei Standards. Nach dem Ausgleich hatte Boubacar Sanogo sogar die erneute Führung auf dem Kopf, doch im Gegenzug fiel der Kölner Siegtreffer durch Cottbus' Uwe Möhrle, der eine scharfe Hereingabe von Maurice Exslager ins eigene Tor lenkte.

Eigentlich passte aus Cottbuser Sicht alles, nur das Ergebnis nicht. "Die Mannschaft hat all das umgesetzt, was wir besprochen haben. Ich kann niemandem einen Vorwurf machen, das Team hat alles rausgehauen und ein richtig gutes Spiel gemacht vor dieser Kulisse beim Tabellenführer. Ich bin stolz auf die Jungs", sagte Energie-Trainer Jörg Böhme, der nach dem Sieg gegen Kaiserslautern nun in seinem zweiten Spiel als Cheftrainer nur knapp an der nächsten Überraschung vorbeischrammte.

"So bitter wie diese Niederlage ist, sie macht uns Mut. So spielt doch kein Absteiger", meinte Torhüter Rene Renno. Auch Linksaußen Sven Michel gibt sich kämpferisch: "Es hat Klick gemacht. Wir wissen jetzt, wie es geht. Ich wüsste nicht, warum wir diese Leistung nicht wiederholen sollten."

Köln lässt spielerische Leichtigkeit vermissen

Köln hingegen wird sich wohl steigern müssen, um in einer Woche im Aufstiegsknaller beim 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg bestehen zu können. Vor allem im Spielaufbau offenbarte der Effzeh mit zunehmender Spielzeit einige Schwächen. "Der Schwung ist mit den vergebenen Möglichkeiten verloren gegangen und wir waren weit von unserer spielerischen Leichtigkeit entfernt. Es war viel Glück nötig, um im Spiel zu bleiben. Am Ende haben wir viel Risiko genommen und gute Moral bewiesen", fasste FC-Trainer Peter Stöger zusammen. Über den Kampf habe sein Team schließlich das Glück, das in den letzten Partien auch mal gefehlt habe, zurückgeholt.

Matchwinner Jonas Hector sah es ähnlich. Ob sein abgefälschtes Tor als Flanke oder Schuss gedacht war, wüsste er gar nicht. "Ist mir egal, Hauptsache drin", freute sich der 23-Jährige. "Es war vielleicht ein Unentschieden-Spiel. Aber am Ende haben wir uns den dreckigen Sieg verdient", so Maurice Exslager. Daran, dass der Sieg glücklich zustande gekommen ist, wird sich in der Endabrechnung kaum jemand erinnern, wohl aber an die verrückten zwei Minuten Nervenkitzel.

Aus Köln berichtet Markus Hoffmann