Claus-Dieter Wollitz ist seit 2009 Trainer beim FC Energie Cottbus
Claus-Dieter Wollitz ist seit 2009 Trainer beim FC Energie Cottbus

Cottbuser Negativtrend hält an

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Cottbus - Es war wie so oft in den letzten Spielen: Hinten häuften sich die individuellen Fehler und vorne fehlte die Durchschlagskraft. Durch die 1:4-Heimpleite gegen den FC St. Pauli ist der FC Energie Cottbus jetzt seit fünf Spielen sieglos, in den letzten drei Partien setzte es Niederlagen.

Kein Zweifel: Cottbus befindet sich in einer sportlich schwierigen Situation. Vor allem defensiv ist die Bilanz erschreckend: In den vergangenen vier Spielen kassierten die Lausitzer 14 Gegentore. Insgesamt rappelte es schon 21 Mal im Gehäuse des FCE - nur Karlsruhe und Ingolstadt kassierten noch mehr Gegentreffer.

Die Lage

Bevor es am 11. Spieltag zum FSV Frankfurt geht, steht jetzt erstmal die Länderspielpause an. "Die zwei Wochen Pause tun uns gut, obwohl jeder Fußballer es nach einer Niederlage am liebsten gleich am nächsten Tag besser machen will", weiß Routinier Ivica Banovic.

"Aber nach drei Niederlage in Folge ist das was anderes", so der "Sechser" und räumt ein: "Wir stehen jetzt im Mittelmaß." Tatsächlich beträgt der Abstand sowohl auf Platz 3 wie auf Rang 16 nun acht Punkte. Aktuell hakt es in vielen Bereichen.

Die Ausfälle

Ein großes Problem waren für die in der Breite nicht so stark bestückten Cottbuser zuletzt die vielen Ausfälle. Innenverteidiger Markus Brzenska fehlt wegen eines Achillessehnenrisses schon länger. Zuletzt erweiterte sich das Lazarett der Lausitzer noch um Dennis Sörensen (Syndesmosebandriss) und Daniel Adlung (Bandscheinvorfall). Hinzu kamen die Sperren von Dimitar Rangelov und Roger aus dem Düsseldorf-Spiel. Damit fehlten gegen St. Pauli fünf potentielle Stammspieler.

Backups wie Martin Fenin, Christian Müller oder Alexander Ludwig konnten ihre Qualität höchstens andeuten. Immerhin: Top-Stürmer Rangelov (siebe Tore) hat seine Sperre abgesessen. Und Flügelflitzer Adlung setzt für seine Genesung auf die Länderspielpause: "Die zwei Wochen werde ich jetzt nutzen, so dass ich hoffentlich in Frankfurt wieder dabei sein kann."

Die Fehler

"Wir investieren so viel ins Spiel und dann geraten wir gleich beim ersten gegnerischen Standard ins Rückstand", ärgert sich Banovic über die mangelnde Zuordnung beim 0:1. Dem 0:2 ging ein individueller Fehler im Aufbau voraus.

Insgesamt leisteten sich die Lausitzer viel zu viele leichte Abspielfehler - nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Spieler wie Uwe Hünemeier oder Alexander Bittroff bräuchten eigentlich eine Pause, um den Kopf wieder klar zu kriegen. Doch angesichts der Ausfälle gibt es kaum Alternativen.

Der Kopf

Dass so viele Spieler so viele einfache Fehler machen, scheint inzwischen vor allem ein Kopfproblem zu sein. "Es ist klar, dass die Mannschaft verunsichert ist, wenn man drei Spiele in Serie verliert", konstatiert Adlung. Sein Coach "Pele" Wollitz sieht als Ursache vor allem die selbst produzierte Erwartungshaltung: "Aufgrund der zwischenzeitlich guten Ergebnisse und der zwei Neuverpflichtungen Schorch und Fenin ist bei der Mannschaft die Erwartungshaltung noch größer geworden, der sie aus meiner Sicht gar nicht gerecht werden kann."

Den angesprochenen Last-Minute-Transfers fehle einfach noch die Spielpraxis, sagt Wollitz. Doch besonders "bei den Spielern mit Führungsrolle ist die Verunsicherung zu spüren", bedauert der FCE-Trainer, der über seine Mannschaft aber den "Stab" nicht "brechen" will, "denn sie braucht Hilfe."

Die Lösung?

Ivica Banovic, mit 31 Jahren schon der Methusalem der Cottbuser Stammelf, betont den Kollektivgedanken: "Die Mannschaft gewinnt zusammen und verliert zusammen." Dennoch übt der Mittelfeldmann leise Kritik an der Einstellung seiner Kollegen: "Vielleicht müssen sich einige noch einen Tick mehr mit ihren Aufgaben beschäftigen, ein bisschen mehr mit dem Fußballspielen beschäftigen, nicht nur beim Spiel oder Training, sondern auch zuhause vor dem Schlafengehen."

Es fehle ihm ein wenig die "Gier" im Team, kritisiert der Kroate mit der Erfahrung seiner 149 Bundesligaspiele, jetzt helfe nur eins: "Arbeiten, arbeiten, arbeiten!"

Aus Cottbus berichtet André Anchuelo