Benno Möhlmann kennt die 2. Bundesliga wie seine Westentasche
Benno Möhlmann kennt die 2. Bundesliga wie seine Westentasche

"Abstand zur Bundesliga hat sich verringert“

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Köln - Benno Möhlmann ist mit 468 Partien der Rekord-Trainer der 2. Bundesliga. Im Interview mit bundesliga.de spricht das Geburtstagskind, das am heutigen Freitag 60 Jahre alt wird, über die Entwicklung der 2. Bundesliga, über ehemalige Zweitliga-Stars und darüber, wie sich die Arbeit eines Trainers grundsätzlich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.

bundesliga.de: Herr Möhlmann, Sie sind der Rekordtrainer der 2. Bundesliga. Was bedeutet Ihnen dieser Rekord?

Benno Möhlmann: Wenn man so lange im Fußball dabei ist, ergeben sich solche Zahlen und ein solcher Rekord beinahe von selbst. Bei mir sind es nun - ebenso wie bei der 2. Bundesliga - 40 Jahre, die ich als Spieler und als Trainer gut im Geschäft bin. Und, ganz ehrlich, das freut mich schon.

bundesliga.de: Sie kennen als Aktiver und als Trainer die 2. Bundesliga, aber auch die Bundesliga. Gab es anfangs ein größeres Leistungsgefälle zwischen den beiden Ligen?

Möhlmann: Noch zur Zeit der zweigeteilten 2. Bundesliga war die Qualitätsdichte innerhalb der Liga sicherlich nicht so sehr groß. Mit Einführung der eingleisigen 2. Bundesliga 1981 hat sich der Abstand zur Bundesliga aber Schritt für Schritt verringert. Und wenn die Diskrepanz zwischen den Zweitliga-Clubs und den Spitzenvereinen der Bundesliga damals wie heute auch riesig ist, so zeigt sich die Qualität der 2. Bundesliga doch zum Beispiel darin, dass es den Bundesliga-Aufsteigern zunehmend gelingt, die Klasse nicht nur zu halten, sondern sich auch in der Bundesliga zu etablieren.

bundesliga.de: Gerade die ehemaligen Topstars der 2. Bundesliga, unbestrittene Torjäger wie Uwe Tschiskale, Gerd-Volker Schock oder Volker Graul, haben sich später in der Bundesliga aber sehr schwer getan...

Möhlmann: Das stimmt, daran kann ich mich auch erinnern. In solchen Fällen war es dann wohl doch eine Qualitätsfrage: Die Torjäger in der Bundesliga hatten schlichtweg eine größere Qualität als die in der 2. Bundesliga. Da hatte es der eine oder andere, der aus der 2. Bundesliga geholt wurde, weil er dort sehr erfolgreich war, eine Klasse höher doch sehr schwer.

bundesliga.de: Würde man der 2. Bundesliga Unrecht tun, wenn man sagt, dass die Clubs vor 20, 30 Jahren eher auf alternde Bundesliga-Stars setzten, während sie heute jungen, hungrigen Spieler ein Sprungbrett bieten?

Möhlmann: Die 2. Bundesliga als Vorbereitung auf den Ruhestand für alternde Stars - das stimmte damals nur bedingt. Natürlich haben einige Clubs auf ältere Spieler aus der Bundesliga gesetzt, um mehr Erfahrung im Kader zu haben. Die Regel war das aber nicht. Eine Liga als Ruhekissen für ältere Spieler? Da habe ich eher die obersten Amateurligen in Erinnerung, wo ehemalige Stars nicht nur die Chance bekamen noch zwei, drei Jahre zu spielen, sondern später vielleicht auch beruflich eingebunden werden konnten. Im Übrigen glaube ich, dass die 2. Bundesliga schon früher ein Sprungbrett sein konnte, wenn auch nicht in dem Maße wie das heute der Fall ist. Heute werden Spieler, die in der Bundesliga ausgebildet werden, es aber nicht sofort in den Kader schaffen, gerne zu ambitionierten Zweitligisten ausgeliehen, damit sie sich dort weiterentwickeln können.

bundesliga.de: Unterscheidet sich die Arbeit eines Bundesliga-Trainers heute noch von der eines Trainers in der 2. Bundesliga?

Möhlmann: Nein, oder besser, allenfalls in der Anzahl der Assistenten (lacht). Natürlich haben Erstligisten größeren finanziellen Spielraum, wenn es etwa um den Einsatz von technischen Hilfsmitteln oder um die medizinische Abteilung geht. Aber auch in der 2. Bundesliga haben die Trainer mittlerweile eine gewisse Anzahl von Mitarbeitern, die sie auf dem Platz unterstützen. Und die Arbeit  ist ohnehin den Bedingungen in der Bundesliga angepasst.

bundesliga.de: Ist es heute, egal ob in der Bundesliga der 2. Bundesliga, schwieriger Trainer zu sein, weil die jungen Spieler emanzipierter sind?

Möhlmann: Es ist fraglos anders geworden. Zu meiner aktiven Zeit galt das Wort des Trainers, das war ungeschriebenes Gesetz und damit basta! Heute aber wissen die Spieler durch die Medien, vor allem durch das Fernsehen, mehr über Trainingsgestaltung und nehmen nicht mehr alles einfach nur hin. Man muss sie in der täglichen Trainingsarbeit überzeugen. Trotzdem würde ich die Aufgabe nicht als schwieriger bezeichnen. Denn wenn ich die Jungs mit meiner Arbeit begeistern kann, sind sie folgerichtig mit echter Überzeugung bei der Sache. Und das setzt dann immer noch ein paar Prozent mehr an Kräften frei.

Das Gespräch führte Andreas Kötter

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