Petrik Sander verhinderte einst bei Cottbus den Abstieg aus der 2. Bundesliga
Petrik Sander verhinderte einst bei Cottbus den Abstieg aus der 2. Bundesliga

"Aus dem 'KO' einfach ein 'OK' machen"

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Die Weihnachtsfeiertage waren etwas hektisch bei der TuS Koblenz. Schließlich musste nach der Vertragsauflösung mit Uwe Rapolder ein neuer Trainer gefunden werden. Mit Petrik Sander - so hofft man in Koblenz - hat man sich selbst ein Weihnachtsgeschenk gemacht.

Der 49-Jährige, der einst als Trainer des FC Energie Cottbus erst den Abstieg in die Drittklassigkeit verhindert und später mit den Lausitzern in die Bundesliga aufstieg, soll nun die TuS vor dem Abstieg bewahren.

Mit bundesliga.de spricht Sander über seine ersten Arbeitstage in Koblenz. Er erklärt, was ihm bei seiner Arbeit wichtig ist, und wie er die Mannschaft für die Rückrunde einstellen will. Zudem bedankt er sich schon vor seinem ersten Pflichtspiel bei den Koblenzer Fans.

bundesliga.de: Herr Sander, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Engagement in Koblenz. Wie hektisch und aufregend waren Ihre ersten Arbeitstage?

Petrik Sander: Ich freue mich in Koblenz zu sein. Natürlich waren gerade die Weihnachtstage ein wenig hektischer als üblich. Meine ersten Arbeitstage bei der TuS haben mir sehr gut gefallen. Von Hektik und Aufregung kann allerdings keine Rede sein.

bundesliga.de: Wann gab es die ersten Gespräche zwischen dem Verein? Und wann war Ihnen klar, dass Sie diese Herausforderung annehmen würden wollen?

Sander: Die ersten Gespräche liegen noch gar nicht so lange zurück. Vor einigen Tagen habe ich mich mit TuS-Geschäftsführer Wolfgang Loos getroffen. Danach ging alles sehr schnell. Wir haben sehr gute Gespräche geführt. Ich hatte von Beginn an ein sehr gutes Gefühl. Zudem hat sich der Verein sehr um mich bemüht.

bundesliga.de: Die TuS liegt auf einem Abstiegsplatz. Warum reizt Sie diese Aufgabe dennoch?

Sander: Es ist eine schwierige Aufgabe, die wir gemeinsam angehen wollen. Der Schwerpunkt liegt auf "gemeinsam". Wir wollen gemeinsam unser Ziel erreichen. Wer mich kennt, weiß, dass ich hier keinen Alleinunterhalter spielen werde. Ich arbeite sehr, sehr gerne im Team. Darin sehe ich auch den Schlüssel zum Erfolg. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir die Initialen des Kfz-Kennzeichens von Koblenz einfach umdrehen und aus dem "KO" einfach ein "OK" machen. Dann sind wir einen ganzen Schritt weiter. Hier ist noch nichts verloren. Natürlich ist es eine schwierige Hypothek aufgrund der Hinrunden-Ergebnisse. Das ist jedem klar. Die Hintertür der Relegation gibt es. Man kann es definieren, wie man es will. Das einfachste ist vielleicht eine interne Meisterschaft um diesen Relegationsplatz auszurufen und darüber hinaus den 15. Platz nicht aus den Augen zu verlieren. Wir wollen alles versuchen, wir werden uns bemühen. Und eines kann ich versprechen: Wir werden sehr, sehr hart und ehrlich arbeiten!

bundesliga.de: Nach den ersten Arbeitstagen, worin sehen Sie die Stärken und Schwächen der Mannschaft?

Sander: Ich bin hier nicht angetreten, um irgendwas umzukrempeln und nach neuen Spielern zu schreien. Man darf bestimmte wirtschaftliche Dinge nicht außer Acht lassen. Natürlich beobachten wir den Markt. Zunächst einmal will ich diese bestehende Mannschaft kennenlernen. Aus der Ferne ist mir das schon gelungen. Ich glaube schon, dass die Mannschaft Qualität besitzt. Wir können mehr erreichen, als in der Hinrunde gezeigt wurde. Ich werde mit den Spielern viele Einzel- und Gruppengespräche führen, um vielleicht auch bestimmte Barrieren zu lösen. Wir werden eine Einheit bilden und formen. Wir wollen bei den Spielern wieder eine gewisse Freude erwecken und ihr Selbstvertrauen stärken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mit "Hurra-Fußball" zum Erfolg kommen werden. Wir müssen die Grundtugenden wieder entdecken und über die kämpferische Linie eine gewisse Grundsubstanz aufbauen. Wir müssen wieder eine gewisse Sicherheit ins eigene Spiel bekommen. Natürlich spielen wir auch nach vorne. Aber diese Meisterschaft wird in der Defensive entschieden. Aus einer sicheren Abwehr heraus wollen wir nach vorne agieren.

bundesliga.de: Rund 500 Fans begrüßten Sie beim ersten Training. Waren Sie überrascht über den großen Zuspruch der TuS-Anhänger?

Sander: Das hat mich natürlich sehr gefreut und ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit so einem großen Zuspruch nicht unbedingt gerechnet habe. Schließlich hat es bei meinem ersten Training in Strömen geregnet und die Fans wussten auch, dass wir "nur" einen Laktat-Test durchführen. Ein tolles Gefühl. Vielen Dank, für diesen schönen Empfang.

bundesliga.de: Worauf werden Sie im Trainingslager besonderen Wert legen?

Sander: Wir werden viel arbeiten und sehr viel trainieren. Sicher wird es auch Testspiele geben. Es ist eine kurze Zeit, es muss eine sehr intensive Zeit werden. Auch Silvester haben wir trainiert. Es ist jeden Tag Training geplant und es wird einen strukturierten Trainingsplan geben. Alles wird in 14 Tagen nicht funktionieren, aber wir wollen schleunigst ein Erfolgserlebnis haben. Deswegen ist dieses Spiel gegen 1860 München schon sehr, sehr wichtig.

bundesliga.de: Sie müssen in der Vorbereitung auf Verteidiger Benjamin Lense und Torhüter David Yelldell verzichten. Wie schwer wiegen diese beiden Ausfälle?

Sander: Benjamin Lense wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Nach seiner Leisten-Operation ist er auf einem sehr guten Weg. Bei David Yelldell müssen wir leider noch ein bisschen abwarten. Natürlich hoffen wir alle, dass er uns zum Rückrundenbeginn wieder zur Verfügung stehen wird.

bundesliga.de: Was stimmt Sie zuversichtlich, dass Koblenz auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga spielen wird?

Sander: Wir werden eine Einheit bilden und formen. Doch dabei geht es nicht um die Mannschaft, das Trainerteam oder den Verein. Wir wollen alle dabei einbeziehen. Ob Sponsoren, Freunde des Vereins und natürlich unsere Fans. Wir wollen eine Familie werden und wir wollen eine Sprache sprechen. Wir müssen in eine Richtung gehen. Diese Richtung wird zwar von mir vorgegeben, aber nicht als Diktator oder Alleinunterhalter. Wenn das gelingt, haben wir eine gute Chance auch in der kommenden Saison Zweitligafußball in Koblenz zu sehen.

Die Fragen stellte Sebastian Stolz