Die Augsburger Fanszene hat sich erst um die Jahrtausendwende mit festen Strukturen organisiert, heute unterstützen etwa 35 Fanclubs den FCA
Die Augsburger Fanszene hat sich erst um die Jahrtausendwende mit festen Strukturen organisiert, heute unterstützen etwa 35 Fanclubs den FCA

Auf dem Weg zu alter Popularität

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Fußball-Idole ganzer Generationen hat der Club hervorgebracht: Bernd Schuster, den Europameister von 1980. Helmut Haller, den dreimaligen WM-Teilnehmer von 1962, 1966 und 1970. Oder Ulrich Biesinger, der zum deutschen Weltmeisterkader von 1954 gehörte. Sie alle wurden groß beim FC Augsburg, der heute langsam zu alter Popularität unter den Fans zurückfindet.

Walter Sianos hat den letzten Boom noch selbst auf den Tribünen des ehrwürdigen Augsburger Rosenaustadions miterlebt. Anfang der siebziger Jahre löste die Rückkehr von Helmut Haller, der ein Jahrzehnt in Italien gespielt hatte und drei Mal italienischer Meister wurde, eine Welle der Euphorie aus.

Abstieg in die Viertklassigkeit

"Damals hat der FCA meist vor 25.000 Zuschauern in der Regionalliga Süd gespielt und ist 1974 in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga knapp gescheitert", erinnert sich Sianos, der seit 2001 als Fanbeauftragter für den FC Augsburg arbeitet.

Doch die Haller-Euphorie hielt nicht lange. In den achtziger und neunziger Jahren verschwand der Club in der Drittklassigkeit, der Lizenzentzug im Jahr 2000 bedeutete sogar den Abstieg in die viertklassige Bayernliga.

Fans sammeln für Mannschaft

"238 Zuschauer hatten wir im ersten Bayernliga-Jahr gegen ASV Neumarkt. In der Hinrunde haben Fans eine Benefizveranstaltung organisiert, um der Mannschaft das Winter-Trainingslager zu finanzieren", weiß Sianos.

Die fußballbegeisterten Augsburger fuhren damals lieber zum FC Bayern oder zu 1860 München. Eine organisierte und lebendige Fanstruktur existierte beim FC Augsburg praktisch nicht. Sianos: "Uns fehlen Fan-Generationen aus mehr als zwei Jahrzehnten."

Seit 2006 wieder in der 2. Bundesliga

Der Zwangsabstieg sorgte aber auch für einen "Jetzt-erst-recht-Effekt" in Augsburg, dem der FCA mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung verdankte. Neue Fanclubs bildeten sich, zumal sich Walther Seinsch, der im November 2000 den Vorstandsvorsitz beim FC Augsburg übernahm, als ein Förderer der Fanszene zeigte. Auch sportlich blühte der Club auf, schaffte 2006 die Rückkehr in die 2. Bundesliga.

Viele Augsburger und Bewohner des Umlands haben in dieser Zeit neu oder wieder zu ihrem Fußballclub gefunden. Etwa 35 Fanclubs stehen heute hinter dem FCA. Wobei der durch Augsburg - der drittgrößten Stadt Bayerns - führende Fluss Lech eine wahre Grenze zwischen FCA-Anhängern und Fans der beiden Münchner Großvereine bildet.

"Augsburg ist ein schwäbischer Verein"

"Der FC Augsburg ist ein schwäbischer Verein. Wir haben Fanclubs bis ins Allgäu, aber keinen rechts des Lechs", erklärt Sianos diese bayerisch-schwäbische-Besonderheit.

Aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich auch rechts des Lechs Augsburger Fans organisieren. Denn der FCA hat sich in der 2. Bundesliga zu einem Spitzenteam mit Aufstiegschancen entwickelt. Die schon Bundesliga-taugliche neue impuls arena haben die FCA-Fans sehr gut angenommen, Samstag zum Verfolgerduell mit Arminia Bielefeld werden über 20.000 Zuschauer erwartet.

Noch kein Bundesliga-Aufstieg

"Die Menschen in Augsburg sind eigentlich nicht so leicht zu begeistern. Deshalb haben wir hier auch noch keine überschäumende Bundesliga-Euphorie. Die meisten erfreuen sich nach den vielen schweren Jahren einfach an der aktuellen schönen Tabellensituation und an dem tollen, attraktiven Fußball der Mannschaft", sagt Sianos.

Doch trotz aller internationaler Titel und Triumphe eines Schuster, Haller oder Biesinger -ein großer Erfolg fehlt dem FC Augsburg bislang noch in seiner langen Erfolgs- und Vereinsgeschichte: der erste Aufstieg in die Bundesliga.

Stefan Kusche