Ricardo Moniz soll 1860 München zurück in die Bundesliga führen
Ricardo Moniz soll 1860 München zurück in die Bundesliga führen

Alleskönner Moniz: Talente, Tricks und Titel

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München - Die Trainersuche bei 1860 München war gründlich, sehr gründlich. Einen Schnellschuss wollte der neue Geschäftsführer Sport Gerhard Poschner bei seiner ersten Trainerverpflichtung unbedingt vermeiden. Umso mehr versetzte der frühere Profi die Löwen-Anhänger mit dem Namen Ricardo Moniz ins Staunen. Denn mit dem Niederländer, der einen Zweijahres-Vertrag erhält, hatte im Münchner Umfeld wohl niemand gerechnet.

Double bei der Cheftrainer-Premiere

"Wir haben unsere Idee, wie wir künftig Fußball spielen wollen. Danach wird der Trainer ausgewählt. Er muss diese Art von Fußball schon sein ganzes Leben lang gelebt haben", umriss Poschner vor wenigen Tagen noch das Anforderungsprofil. Es wurde Moniz - er soll die Löwen zusammen mit Co-Trainer Markus von Ahlen wieder zurück in die Bundesliga führen.

Entdecker von van Persie

Die Erfahrung dafür hat der gebürtige Rotterdamer Moniz allemal. Niederlande, Schweiz, England, Deutschland, Österreich, Ungarn und zuletzt Polen: Mit seinen 49 Jahren ist der Ex-Profi schon viel herumgekommen.

Seine Trainerkarriere begann im Nachwuchs von Feyenoord Rotterdam, wo er den heutigen Weltklasse-Stürmer Robin van Persie (Manchester United) entdeckte - ein Spieler, dem bereits früh ein spezieller Charakter nachgesagt wurde. Für Moniz kein Problem: "Ich habe lieber einen schwierigen Spieler, der sein Herz am rechten Fleck trägt, als einen Mitläufer."

Petric: "Viele Tricks auf Lager"

Moniz Stück diente sich Stück für Stück in seiner Karriere hoch. Zunächst im Nachwuchsbereich, später als Techniktrainer. Nach Stationen bei den Grasshopper Zürichund Tottenham Hotspur kam er 2008  unter Martin Jol zum Hamburger SV. Seine Ex-Spieler behielten ihren Individualcoach äußerst positiv in Erinnerung: "Er gehört schon zu den Fußballverrückten, aber positiv", sagte Marcell Jansen.

Denn: Moniz sagt seinen Spielern nicht nur, was er gerne sehen will, sondern lebt es vor. "Seine Highlights hat er natürlich im technischen Bereich. Ich habe selten einen gesehen, der so viele Tricks auf Lager hat wie Ricardo", erklärte Mladen Petric. Im Training ist Moniz meist mittendrin im Getümmel und stellt seine eigenen Abwehrspieler vor unlösbare Probleme. Moniz' Credo: "Ich versuche, die Spieler so zu konditionieren, dass es nur Fußball gibt. Ich frage oft: Was hättest du, wenn du keinen Fußball hättest? Nichts!"

Diese Begeisterung hat Poschner in den Verhandlungen überzeugt. "Ich bin mir sicher, dass Ricardo noch mehr Fußball aus den Spielern herauskitzelt und durch seine Leidenschaft jeden einzelnen überzeugt."

Nachdem er beim HSV kurz als Interimstrainer gefragt war, führte sein Weg nach Österreich zu RB Salzburg. Dort engagierte er sich zunächst erneut im Nachwuchsbereich und lehrte die in den Niederlandenfavorisierte Coerver-Methode. Dabei geht es um das Erlernen von exzellenter Ballbeherrschung und die dafür grundlegende Technik.

Im April 2011 erklomm Moniz die letzte, entscheidende Sprosse auf der Karriereleiter, wurde Nachfolger des erfolglosen Huub Stevens auf der Salzburger Bank. Er verfolgte dabei eine einfache, verständliche Idee, eingebettet in ein taktisches 4-3-3-Korsett. In den restlichen neun Spielen überzeugte Moniz prompt und wurde noch Zweiter mit den Mozartstädtern. Im Folgejahr holte er zusammen mit Co-Trainer Niko Kovac das Double. Nach persönlichen Differenzen in Salzburg heuerte Moniz bei Ferencvaros Budapest an, wo er bis Dezember 2013 blieb und von Thomas Doll beerbt wurde. Von Ende März 2014 bis Anfang Juni war er in Polen bei Lechia Gdansk und führte die Mannschaft auf Platz 4.

Neben seinen Erfolgen wurde van-Persie-Entdecker Moniz seinem Ruf als Experte für Talente einmal mehr gerecht. Top-Talent Valentino Lazaro nahm er in Salzburg beispielsweise als 15-Jährigen erstmals mit den Kader, heute ist Lazaro österreichischer Nationalspieler. Ähnliches erhofft man sich auch von Moniz' Arbeit in München. Da 1860 in Deutschland nicht erst seit Bender, Volland, Johnson und Co. für seine Jugendarbeit bekannt ist, könnte die Kombination Moniz/TSV eine vielversprechende werden.

Christoph Gailer