Im März 2011 wurde Rainer Scharinger beim Karlsruher SC Cheftrainer und sicherte dem Verein den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga
Im März 2011 wurde Rainer Scharinger beim Karlsruher SC Cheftrainer und sicherte dem Verein den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga

"Alle wollen diesen Umbruch"

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Karlsruhe - Der Karlsruher SC entging in der abgelaufenen Spielzeit nur knapp dem Abstieg aus der 2. Bundesliga. Erst am letzten Spieltag sicherte die Elf von Trainer Rainer Scharinger durch einen umkämpften 3:2-Sieg gegen den 1. FC Union Berlin Platz 15 ab und entging damit der Relegation.

In die neue Saison will der KSC aber mit neuen Kräften auch hinter den Kulissen gehen. Oliver Kreuzer heuerte als Sportdirektor an und Scharinger, der erst im März den Trainerjob beim KSC übernommen hatte, steckt mitten in seiner ersten Saisonvorbereitung als Zweitligacoach. Mit bundesliga.de sprach Scharinger über den Umbruch im Team, die Vorbereitung und die Ziele in der kommenden Saison.

bundesliga.de: Herr Scharinger, Sie haben im März das Traineramt beim KSC übernommen und konnten tatsächlich am letzten Spieltag den Klassenerhalt feiern. Wie lange braucht man, um nach solch einer Saison abzuschalten?

Rainer Scharinger: Ehrlich gesagt, hatte ich gar nicht die Muße um abzuschalten. Direkt nach dem Spiel gegen Union Berlin ging die Vorbereitung auf die kommende Saison los. Ich war permanent vor Ort.

bundesliga.de: Ohne Urlaub?

Scharinger: Natürlich, wobei man dazu sagen muss, dass die Spieler auch nur 14 Tage hatten, das ist eigentlich auch viel zu wenig. Aber es gab hier auch große Umbrüche auf allen Ebenen. Oliver Kreuzer kam als Sportlicher Leiter, es sind fast 20 Spieler gegangen.

bundesliga.de: Deshalb hat der KSC als erste Mannschaft im bezahlten Fußball das Training aufgenommen?

Scharinger: Wir wussten einfach, wie viel zu tun ist. Stellen Sie sich mal vor, in einer großen Redaktion gehen 20 Leute und es kommen zehn Junge und zehn Volontäre rein - da wird es eine Weile dauern, bis sie eine gute Zeitung hinbekommen. Dementsprechend wird es einige Zeit in Anspruch nehmen, um die Automatismen reinzubekommen.

bundesliga.de: Wie gestaltet sich dabei die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem neuen Manager?

Scharinger: Sehr gut. Wir waren ja von 1987 bis 1989 in der gleichen Mannschaft hier als Spieler aktiv. Und auch wenn Olivers Karriere sicher glanzvoller verlief als meine, erfügen wir beide über 25 Jahre Erfahrung im Profigeschäft und sprechen die gleiche Sprache. Wir haben beide schon alle erlebt. Das erleichtert vieles.

bundesliga.de: Die ersten Tests verliefen durchwachsen. Der einzig ernsthafte Test ging verloren, eine klare Niederlage gegen den FC Aarau, einen Schweizer Zweitligisten.

Scharinger: Der Prozess wird bis zum Ligastart nicht abgeschlossen sein. Das wäre auch gar nicht möglich. Alle wollen diesen Umbruch - das beinhaltet aber eben auch, dass bei allen Geduld und Toleranz gefordert ist.

bundesliga.de: Sie wirken skeptisch.

Scharinger: Nein, es ist nur einfach so, dass zum Beispiel die jüngeren Spieler noch einen Weg bis zur Zweiten Liga zu gehen haben. Das kann auch gar nicht anders sein, weil viele von ihnen bis vor kurzem noch in der Regionalliga gespielt haben. Ich bin in erster Linie Realist.

bundesliga.de: Ist noch mit weiteren Zugängen zu rechnen?

Scharinger: Das kann passieren, wir haben ja gerade im Sturm mit Klemen Lavric eine Verpflichtung vorgenommen. Unser Ziel, dem wir schon nahe sind, ist es, dass jede Position doppelt besetzt ist - mit einem älteren und einem jüngeren Spieler, wobei der ältere teilweise auch erst 24 Jahre alt sein kann.

bundesliga.de: Welches Saisonziel hat der KSC?

Scharinger: Einen Tabellenplatz gebe ich nicht als Ziel aus. Ich denke, dass man als Team, das gerade mal so eben dem Abstieg entronnen ist, gut daran tut, zurück haltend aufzutreten. Und dafür umso härter zu arbeiten.

bundesliga.de: Wie schätzen Sie die 2. Bundesliga ein?

Scharinger: Wir haben drei Aufsteiger, die einen echten Heimvorteil durch permanent ausverkaufte Stadien haben werden: Dresden, Braunschweig und Rostock. Allein deshalb werden die nicht zu den Abstiegskandidaten gehören. Und dann haben wir mit Frankfurt und St. Pauli zwei Absteiger, die sicher gerne wieder hoch würden. Und was uns betrifft: Für uns wird jedes Spiel eine Herausforderung, der wir uns aber stellen wollen.

Das Gespräch führte Christoph Ruf