Im Hinspiel der Relegation trennen sich Holstein Kiel und 1860 München torlos - © © imago
Im Hinspiel der Relegation trennen sich Holstein Kiel und 1860 München torlos - © © imago

Nach "gefährlichem Ergebnis": Showdown zwischen 1860 und Kiel

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München - Der TSV 1860 München suchte die Ruhe. Und fand sie in Bad Häring. Vor dem Rückspiel in der Relegation gegen Holstein Kiel bezog der TSV-Tross ein Kurztrainingslager in Tirol. Trainer Torsten Fröhling wollte "in Ruhe Gespräche mit den Spielern führen, um die letzten 90 oder 95 Minuten im Griff zu haben". Ausgerechnet dort, wo eine Saison zum Vergessen ihren Anfang nahm, schworen sich die Löwen für das Endspiel am Dienstag ein.

"Wollen die Fans hinter uns bringen"

Bereits im vergangenen Sommer bezog 1860 Quartier in dem kleinen Örtchen in der Nähe von Kufstein. Damals, unter Fröhlings Vor-Vorgänger Ricardo Moniz wollten die Münchner die Grundlagen schaffen, um im Aufstiegsrennen mitzumischen. Fast ein Jahr später haben sich die Verhältnisse radikal geändert: Nach der schlechtesten Platzierung im elften Zweitliga-Jahr in Folge geht es einzig und allein um den Klassenerhalt.

Nach dem torlosen Remis im Hinspiel am vergangenen Freitag an der Kieler Förde ist vor dem Rückspiel in München alles offen. Die Hoffnung auf den Ligaverbleib lebt, Coach Fröhling setzt vor allem auf die Unterstützung der eigenen Anhänger. "Wir wollen die Fans von Anfang an, hinter uns bringen und am liebsten früh ein Tor machen", sagte der 48-Jährige auf einer improvisierten Pressekonferenz am Montag auf der Hotelterrasse vor beeindruckendem Bergpanorama.

Auch die Kulisse in der Allianz Arena am Dienstag dürfte imposant werden. Einen Tag vor dem Showdown waren fast 50.000 Karten verkauft. "Für Kiel ist das etwas Neues, vor so vielen Zuschauern zu spielen", meinte Christopher Schindler. Die bisherige Heimbilanz der Löwen lehrt jedoch keinem Gegner das Fürchten: Mit nur 16 Punkten stellten die Sechziger das schwächste Heimteam der 2. Bundesliga, immerhin konnten zwei der letzten drei Heimspiele gewonnen werden.

Alles andere als ein Sieg würde am Dienstag den Abstieg in die Dritte Liga bedeuten. Fröhling forderte daher die "gleiche Einstellung, die gleiche Bissigkeit" wie im Hinspiel. Die 34 Fouls der Löwen zeugen von besonderer kämpferischer Einstellung, doch die harmlose Offensive bereitet Sorgen. Der in Kiel aktivste Münchner Valdet Rama blieb ebenso glücklos wie Toptorjäger Rubin Okotie, der den letzten seiner immerhin 13 Saisontreffer im Februar erzielte. "Wir müssen Kiel unser Spiel aufzwingen und besser nach vorne agieren als im Hinspiel", forderte Schindler.

Kiel will "alles reinwerfen und aufsteigen"

Dass die Kieler allerdings schwer zu knacken sind, haben sie bereits im Hinspiel bewiesen. Mit nur 30 Gegentoren stellten die Störche in der abgelaufenen Saison die beste Drittliga-Defensive. Torhüter Kenneth Kronholm spielte in der Liga 18 Mal zu null und hielt auch im Hinspiel seinen Kasten sauber. Um den Traum von der 2. Bundesliga zu realisieren, wäre eine weitere weiße Weste eine gute Basis. Und wie sich Aufstiege in München anfühlen, weiß der 29-Jährige auch: Vor zwei Jahren setzte er sich mit der SV Elversberg in der Aufstiegsrunde zur Dritten Liga gegen die zweite Mannschaft der Münchner Löwen durch.

Nun sehen sich die Kieler allerdings mit anderen Kalibern konfrontiert. "Auf uns wartet ein hartes Stück Arbeit in München, aber nach dem Hinspiel mache ich mir keine Sorgen", sagte Kronholm. Auch Trainer Karsten Neitzel, der aus der KSV Holstein innerhalb von zwei Jahren aus einem vermeintlichen Abstiegskandidaten einen Aufstiegsaspiranten geformt hat, verbreitete Zuversicht. "Wir werden alles reinwerfen was wir haben, wir wollen aufsteigen", betonte der 47-Jährige vor dem Abflug Richtung bayerischer Landeshauptstadt.

Neitzel und sein Gegenüber Fröhling warnten nach dem 0:0 im Hinspiel jedoch unisono vor dem "gefährlichen Ergebnis". Für den Kieler Trainer ist jedenfalls klar: "Wir brauchen im Rückspiel eine außergewöhnliche Leistung, um Außergewöhnliches zu erreichen." Die über 800 Kilometer lange Rückfahrt im Bus dürfte so anschließend zu einer außergewöhnlichen Party werden. Soweit wollen es die Löwen aber nicht kommen lassen.

Maximilian Lotz