Harry Koch absolvierte 187 Bundesliga- und 33 Zweitliga-Partien für die "Roten Teufel" und erzielte 23 Treffer
Harry Koch absolvierte 187 Bundesliga- und 33 Zweitliga-Partien für die "Roten Teufel" und erzielte 23 Treffer

"1:0! Natürlich für Fürth!"

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Harry Koch spricht im Interview mit bundesliga.de darüber, wie man Bayern München schlagen kann und welche Chancen er den Fürther "Kleeblättern" im Pokal-Viertelfinale gegen den deutschen Rekordmeister einräumt (ab 18:45 Uhr im Live-Ticker).

Koch war mit dabei als 1994 eine der größten Pokalsensationen im deutschen Fußball geschah - der TSV Vestenbergsgreuth schlug den amtierenden Deutschen Meister aus München sensationell mit 1:0.

1996 trat die Lizenzspielerabteilung von Vestenbergsgreuth zur SpVgg Fürth über, die daraufhin ihren Namen in SpVgg Greuther Fürth änderte. Der gebürtige Franke Koch spielte damals allerdings schon beim 1. FC Kaiserslautern, wo der ehemalige Defensivakteur 1996 DFB-Pokalsieger und 1998 Deutscher Meister wurde.

bundesliga.de: Herr Koch, was ist Ihnen von der Partie Vestenbergsgreuth gegen Bayern München noch in Erinnerung?

Harry Koch:(lacht) Wir haben gewonnen! Das war für uns damals eine wahnsinnige schöne Atmosphäre vor 45.000 Zuschauern in Nürnberg. Wenn man dann als Underdog die großen Bayern schlägt, ist das natürlich ein super Gefühl. Für uns war das einmalig.

bundesliga.de: Was hat der Trainer vor dem Anpfiff zu Ihnen gesagt und wie sind Sie in das Spiel gegangen?

Koch: Wir haben uns gesagt, dass die Bayern auch nur mit Wasser kochen. Die haben zwar die Stars gehabt, aber wir haben uns da nicht einschüchtern lassen, schließlich können die auch nur laufen. Unser Vorteil war, dass wir nicht vor Ehrfurcht erstarrt sind, wie viele andere Mannschaften gegen München. Wir haben dagegen gehalten und im Laufe der Zeit dann auch gemerkt, dass wir uns wehren können und unsere Torchance auch bekommen. Gut für uns war natürlich, dass wir diese dann auch genutzt haben.

bundesliga.de: Haben Sie noch Kontakte nach Fürth?

Koch: Ja, die Jungs mit denen ich damals zusammengespielt habe, mit denen habe ich noch Kontakt. Zum Beispiel mit Günther Reichold, der immer noch Torwart-Trainer bei Fürth ist. Die Erinnerungen sind zu groß und wir telefonieren immer mal wieder, auch wenn uns einige Kilometer trennen.

bundesliga.de: Wie muss Fürth auftreten, um gegen den deutschen Rekordmeister zu bestehen? Mit welcher Taktik würden Sie die Spieler in die Partie schicken?

Koch: Ich würde an unser Spiel damals erinnern. Da hat mit Jean-Pierre Papin auch ein französischer Nationalspieler gespielt und alles hat sich um ihn gedreht. Jetzt dreht sich alles um Arjen Robben und Franck Ribery. Ich würde zu den Jungs sagen, macht es wie damals. Geht auf das Spielfeld, kämpft und zeigt den Leuten im Stadion, dass ihr Fußball spielen könnt. Und habt keine Angst vor den großen Namen!

bundesliga.de: David gegen Goliath - denken Sie, dass die Münchner die Fürther unterschätzen werden?

Koch: Im Hinterkopf ist immer mal wieder, dass der Gegner tieferklassig spielt und, dass man das schon irgendwie richtet. Die zwei, drei Prozent der Einstellung, die dann fehlen, die muss man dann als Underdog eben nutzen und natürlich gehört dann auch immer eine Portion Glück und ein gute Tagesform dazu.

bundesliga.de: Die Fürther beendeten die Hinrunde nur auf Rang 15. Unter dem neuen Trainer Mike Büskens wurden allerdings bereits neun Punkte eingefahren und nun stehen die Franken auf Platz 8. Was muss man als neuer Coach beachten?

Koch: Es ist am Anfang immer schwer, wenn man neu irgendwo ankommt. Erst muss geschaut werden, wie verhalten sich die Spieler, mit welchen Akteuren kann ich planen und wer passt in mein Konzept. Das dauert normalerweise immer eine Zeit lang, aber der Fußball ist sehr schnelllebig und da zählt dann halt nur der Erfolg. Ich denke, dass Mike Büskens die Spieler recht schnell auf den Positionen eingesetzt hat, auf denen ihre Stärke optimal zur Entfaltung kommt und dann bleibt der Erfolg auch nicht aus.

bundesliga.de: Die letzte Partie ging in Bielefeld allerdings mit 1:2 verloren. Ist die verpatzte Generalprobe ein gutes Omen oder wäre es besser gewesen mit einem Sieg nach München zu fahren?

Koch: Sowohl als auch. Es ist normal, dass unter einem neuen Trainer auch Rückschlage kommen, es braucht immer ein bisschen Zeit bis die Arbeit Früchte trägt. Aber ich denke, dass eine Niederlage auf jeden Fall auch positiv sein kann. Beim Spiel gegen die Bayern geht es wieder bei 0:0 los. Also kein Problem.

bundesliga.de: Die letzte Pflichtspielniederlage der Bayern datiert vom 3. November gegen Girondins Bordeaux. Auch Wolfsburgs Marcel Schäfer musste nach der "Wölfe"-Niederlage am Samstag eingestehen, dass "die Bayern derzeit in einer anderen Liga spielen". Was macht das Spiel der Münchner derzeit aus?

Koch: Bei den Bayern ist wieder Ruhe eingekehrt und das Spiel hat mit Robben und Ribery, die ausgezeichnete Fußballer sind, eine ganz andere Struktur. Es ist nur ganz schwer möglich solche Spieler in ihren Tempodribblings zu stoppen und diese Waffe setzt vor allem Robben in den vergangenen Wochen oft und auch sehr gut ein.

bundesliga.de: Sind die Bayern derzeit also überhaupt zu schlagen oder könnten die "Kleeblätter" die Reise nach München gleich sein lassen?

Koch: Die Fürther haben auf jeden Fall eine Chance! Man muss jedes Spiel spielen, ganz egal welche Klasse das ist, ganz egal welche Unterschiede es gibt. Es muss sich vor Augen gehalten werden, dass die wenigen Chancen, die gegen eine solche Topmannschaft erspielt werden, genutzt werden müssen. Solch ein Spiel kommt nicht alle Tage, sondern ist vor allem für die Spieler eine ganz besondere Partie und wenn man schon die Möglichkeit hat in so einem Duell dabei zu sein, dann muss ich gucken, dass ich alles dafür tue dieses Spiel auch zu gewinnen.

bundesliga.de: Zum Abschluss die wichtigste Frage: Wie geht das Spiel aus?

Koch: 1:0!

bundesliga.de: Für Fürth oder für München?

Koch:(lacht) Natürlich für Fürth. Genau wie wir damals!

Das Gespräch führte Sebastian Bisch